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Igor Kirillow ist tot: Karriere brachte ihn von Deutschland nach Russland


Russischer General stirbt bei Anschlag
"Grausam und unmenschlich": Wer war Igor Kirillow?

Von t-online, jha

Aktualisiert am 17.12.2024Lesedauer: 3 Min.
Hochrangiger General in Moskau bei Explosion getötetVergrößern des Bildes
Igor Kirillow: Der russische General gehörte zu den bekanntesten Gesichtern des Angriffskrieges gegen die Ukraine. (Quelle: Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa/dpa-bilder)
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Igor Kirillow ist tot. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher und Verbreiter von russischer Desinformation hatte dem Westen schwere Verbrechen vorgeworfen.

In Moskau ist der prominente General Igor Kirillow bei einem Bombenanschlag vor seinem Wohnhaus ums Leben gekommen. Ermittler stuften die Explosion, bei der auch Kirillows Adjutant starb, als Terroranschlag ein. Der 54-Jährige gehörte zu den bekanntesten Gesichtern des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, war ein prominenter Kriegshetzer und stand auf internationalen Sanktionslisten.

Kommandant in Deutschland

Igor Kirillow wurde in der westrussischen Stadt Kostroma geboren. 1987 trat er dem sowjetischen Militär bei und diente ab 1991 als Zugführer der Gruppe der Sowjetischen Truppen in Deutschland (GSTD). Die stationierten Soldaten sicherten die innerdeutsche Grenze und setzten die militärischen und politischen Interessen der Sowjetunion im Ausland durch. Kirillow war bis 1994 in Deutschland stationiert, bis die GSTD das Land verließ.

Nach seiner Rückkehr nach Russland studierte Kirillow an der Militärakademie und stieg stetig in der russischen Militärhierarchie auf. Im Jahr 2017 übernahm er schließlich als Generalmajor die Leitung der ABC-Abwehrtruppen der russischen Streitkräfte. In dieser Position war er verantwortlich für den Schutz vor Gefahren durch atomare, biologische und chemische Kampfmittel.

Kriegshetzer gegen den Westen

Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges nahm Kirillow eine öffentliche Rolle ein. Auf Pressekonferenzen präsentierte er Vorwürfe gegen die Ukraine und seine westlichen Verbündeten. So behauptete er, die USA betrieben in der Ukraine geheime Biolabors. Dort würden Viren von gefährlichen Krankheiten untersucht, die durch Mücken übertragen werden könnten. Kirillow warf den USA vor, russische Soldaten mit den präparierten Mücken infizieren zu wollen.

Im August 2023 behauptete der Generalmajor, die Vereinigten Staaten hätten eine "Abteilung zur Vorbereitung auf Pandemien" eingerichtet. Sie würden an Virusmutationen arbeiten, die eine neue Pandemie einleiten sollten.

Zudem behauptete Kirillow, dass die Ukraine an einer sogenannten schmutzigen Bombe arbeite. Schmutzige Bomben sind Massenvernichtungswaffen mit konventionellen Sprengsätzen, denen radioaktives Material beigemischt ist.

Kremlchef Wladimir Putin hatte auf Grundlage von Kirillows öffentlich präsentierten Berichten gleichlautende Vorwürfe gegen die Ukraine erhoben. Auch er legte dafür keine Beweise vor.

Nach seinem Tod bezeichnete die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, den General als einen "unerschrockenen Kämpfer". Kirillow habe "todbringende Tätigkeit von amerikanischen Biolabors in der Ukraine" öffentlich gemacht.

Sanktionen wegen chemischer Kampfmittel

Wegen seiner Beteiligung am Angriffskrieg wurde er auf die internationale Sanktionsliste gesetzt. Außerdem sanktionierten ihn Kanada, die Ukraine und im Oktober dieses Jahres auch Großbritannien. Grund dafür war der Einsatz von Granaten mit Reiz- oder Tränengas sowie Chemiewaffen wie das Erstickungsmittel Chloropikrin, das erstmals im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Die russischen Kriegstaktiken seien "grausam und unmenschlich", hatte der britische Außenminister David Lammy dazu erklärt.

Kiews Geheimdienst SBU hatte einen Tag vor dem Anschlag in Moskau, bei dem der Generalmajor sowie sein Adjutant ermordet wurden, ähnliche Vorwürfe gegen Kirillow erhoben. Laut dem ukrainischen Geheimdienst wurden seit dem Beginn der russischen Offensive mehr als 4.800 Einsätze mit "chemischer Munition" durch die russische Armee dokumentiert. Dafür sei der "Kriegsverbrecher" Kirillow mitverantwortlich.

Die Herstellung und Verwendung von chemischen Waffen für militärische Zwecke sind durch internationale Konventionen verboten. Russland hat wiederholt erklärt, seine Chemiewaffen beseitigt zu haben.

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat den Mord nach der Tat inoffiziell für sich reklamiert. "Kirillow war ein Kriegsverbrecher und ein absolut legitimes Ziel, weil er den Einsatz chemischer Waffen gegen ukrainische Soldaten befohlen hat", sagte eine SBU-Quelle laut mehreren ukrainischen Medien.

Mehrfach Bombenanschläge in Russland im Zuge des Krieges

In den vergangenen Tagen sind auf russischer Seite mehrere Personen getötet worden, die für die russische Kriegsführung wichtig sind und die in der Ukraine als Kriegsverbrecher angesehen werden. Dazu zählen ein Raketenkonstrukteur und der ehemalige Leiter eines Kriegsgefangenenlagers.

In Russland hatte es bereits in der Vergangenheit im Zuge des Krieges Anschläge auf ranghohe Militärs und Propagandisten gegeben. Der Machtapparat in Moskau machte dafür immer wieder ukrainische Geheimdienste verantwortlich.

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