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Ukraine-Krieg: Schickt Südkorea wegen Nordkorea jetzt Waffen?


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Delegation zu Gast
Jetzt könnte Südkorea die Ukraine überraschen


27.11.2024Lesedauer: 4 Min.
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Südkoreanische Panzer und Haubitzen in Gdynia (Archivbild): Südkorea hat zahlreiche Waffen an Polen geliefert. (Quelle: Katarzyna Naworska/imago-images-bilder)
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Auch wenn Erzfeind Nordkorea im Ukraine-Krieg beteiligt ist, hält sich Südkorea mit Waffenlieferungen noch zurück. Das will die Ukraine jetzt ändern. Doch es gibt große Hindernisse.

Bisher ist Südkorea standhaft geblieben: Die Regierung weigert sich noch immer, tödliche Waffen an die Ukraine zu liefern. Auch nachdem der verfeindete Nachbar Nordkorea Truppen nach Russland entsendet hatte, passierte zunächst nichts. Nun hat die Ukraine aber offenbar einen neuen Vorstoß unternommen, um Südkorea von einem neuen Kurs zu überzeugen.

Denn laut Berichten der "South China Morning Post" und der Zeitung "DongA Ilbo" weilt in dieser Woche eine ukrainische Delegation unter Leitung von Verteidigungsminister Rustem Umjerow in Südkorea. Das Ziel: Südkorea auf einen neuen Kurs einschwören.

Die dortige Regierung will das Treffen allerdings nicht bestätigen. Die Gruppe hat sich aber offenbar bereits mit Südkoreas nationalem Sicherheitsberater Shin Won-sik getroffen und will am Mittwoch wohl eine Wunschliste vorlegen, die auch Flugabwehrraketen und Artilleriegeschütze umfasst.

Südkorea besitzt großes Arsenal an Waffen

Es ist nicht der erste Vorstoß der ukrainischen Regierung. Bereits im vergangenen Monat sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem südkoreanischen Sender KBS: "Es ist eine Sache, der Ukraine finanziell, humanitär oder medizinisch zu helfen, und eine andere, mit Waffen zu helfen." Er merkte zudem an, dass Nordkorea durch die Entsendung seiner Truppen in Kämpfe gegen ukrainische Bürger verwickelt sei. Dabei erwähnte er den Bedarf an Artillerie, Luftabwehrsystemen und anderer wichtiger Ausrüstung.

Bisher hat Südkorea die Ukraine zwar unterstützt, allerdings nur mit militärischer Ausrüstung wie Gasmasken oder Feldrationen. Dabei hat Südkorea seit dem Koreakrieg in den 1950er-Jahren ein großes Arsenal an Waffen aufgebaut und ist einer der weltweit führenden Waffenproduzenten.

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges waren die Rüstungsgüter etwa in Polen, Estland, Finnland, Norwegen und Rumänien gefragt. So hat Polen in der Nähe der Grenze zur russischen Enklave Kaliningrad bereits südkoreanische K2-Panzer stationiert. Lesen Sie hier mehr dazu. In den Jahren zwischen 2018 und 2022 haben sich die Waffenexporte um mehr als 70 Prozent gegenüber dem Zeitraum von 2013 bis 2017 erhöht. Südkorea ist mittlerweile die zehntgrößte Waffenexportnation der Welt.

Für die Ukraine nützlich werden könnten etwa das Flugabwehrsystem KM-SAM, der Panzer K2 Black Panther der vierten Generation, die Panzerhaubitze K9 Thunder sowie Boden-Boden-Raketen.

Zudem hat Südkorea der Ukraine bereits indirekt Waffen geliefert, indem es die US-Vorräte an 155-mm-Artilleriegeschossen aufgefüllt hat, die an Kiew geliefert wurden. "Den europäischen Regierungen ist bewusst, dass Südkorea der Ukraine mehr Artilleriegeschosse geliefert hat als alle europäischen Länder zusammen, wenn auch über Drittländer", sagte Ramon Pacheco Pardo, Korea-Experte am King's College London, der "Financial Times".

Südkoreas Präsident hat bereits Waffenlieferungen angedeutet

Laut Präsident Yoon Suk-yeol könnte Südkorea diese Waffen tatsächlich an die Ukraine liefern. Er hat im vergangenen Monat bereits angedeutet, dass sich Südkorea in der Frage bewegen könnte. Damals erklärte er, Seoul könne Waffenlieferungen in Erwägung ziehen, zunächst mit Verteidigungsgütern. Je nach Ausmaß der militärischen Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea könnte man später auch tödliche Waffen liefern. Er betonte, nach dem nordkoreanischen Truppeneinsatz "nicht untätig zu bleiben".

Die Sorge in Südkorea ist offenbar groß, dass Nordkorea als Gegenleistung für die Entsendung der Truppen von Russland fortschrittliche Raketentechnologie oder nukleare Unterstützung erhalten könnte. Der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Yong-hyun hatte bereits erklärt, es bestehe "eine hohe Wahrscheinlichkeit" für den Austausch.

Präsident Yoon und andere hochrangige Politiker bezeichneten die Beteiligung Pjöngjangs daher als Bedrohung für Südkoreas Sicherheit. Zudem würden nordkoreanische Soldaten wertvolle Kampferfahrung gewinnen.

Stimmung im Land ist ein Hindernis

Allerdings gibt es zahlreiche Hindernisse für eine Kehrtwende bei den südkoreanischen Waffenlieferungen. Die größte Schwierigkeit ist der Widerstand der Opposition, die auch die Nationalversammlung kontrolliert.

Abgeordnete hatten bereits mit der Amtsenthebung des südkoreanischen Verteidigungsministers gedroht, sollte die Regierung der Ukraine Waffen zukommen lassen. Sie berufen sich dabei auf Gesetze, die Waffenexporte in Krieg führende Länder ohne die Zustimmung des Parlaments verbieten.

Präsident Yoon "sollte Südkorea nicht in einen Stellvertreterkrieg mit Nordkorea verwickeln in einem weit entfernten Land", sagte Park Chan-dae, Fraktionsvorsitzender der Demokratischen Partei. Es sei "eine unglaublich gefährliche Idee, bei der Menschenleben wie Bauern in einem Schachspiel behandelt werden".

Auch die südkoreanische Bevölkerung sieht die Waffenlieferungen offenbar kritisch. Gemäß einer Gallup-Umfrage kurz nach den Enthüllungen über den Einsatz nordkoreanischer Truppen in Russland befürworteten nur 13 Prozent der befragten Südkoreaner militärische Unterstützung für die Ukraine.

"Südkorea wird sich die Bitte der Ukraine anhören, aber es ist unwahrscheinlich, dass es eine klare Zusage zur Lieferung von Waffen geben wird", sagt Doo Jin-ho, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Korea Institute for Defence Analyses. "Es wird erwartet, dass die Regierung eine abwartende Haltung einnimmt und die militärische Zusammenarbeit Russlands mit Nordkorea beobachtet, bevor sie über ihre nächsten Schritte entscheidet."

Russische Drohungen und der Trump-Sieg als Gefahren

Dazu kommen russische Drohungen. Der stellvertretende Außenminister Andrej Rudenko hatte zuletzt etwa betont: "Seoul muss sich darüber im Klaren sein, dass der mögliche Einsatz südkoreanischer Waffen zur Tötung russischer Bürger die Beziehungen zwischen unseren Ländern völlig zerstören wird." Russland werde auf "jede Art und Weise reagieren, die wir für notwendig erachten".

Darüber hinaus hat offenbar auch der Ausgang der US-Wahl die südkoreanische Sicht auf den Konflikt beeinflusst. Beobachter meinen, Trumps Sieg habe Yoon dazu veranlasst, seine Forderungen zurückzuschrauben. Yoon schweigt seitdem zu den Plänen, denn diese könnten für Trumps Ukraine-Pläne kontraproduktiv sein. "Nach der US-Wahl scheint sich der Ton der Regierung geändert zu haben", verdeutlicht Experte Doo.

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