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Wladimir Putin: Neu entwickelte Rakete schlug in Dnipro ein


Neue Rakete auf Dnipro abgefeuert
Putins Atom-Warnung an den Westen

Von t-online, wan

Aktualisiert am 22.11.2024 - 01:37 UhrLesedauer: 3 Min.
Eine russische RS-26-Interkontinentalrakete: Sie könnte gegen die Ukraine eingesetzt worden sein.Vergrößern des Bildes
Eine russische RS-26-Interkontinentalrakete: Sie könnte gegen die Ukraine eingesetzt worden sein. (Quelle: Ria Novosti)

Russlands Präsident hat den Einsatz einer neuen Rakete im Ukraine-Krieg bestätigt. Doch der Einschlag in Dnipro dürfte noch eine andere Bedeutung haben.

Russland hat nach Angaben von Kremlmachthaber Wladimir Putin am Donnerstag einen neuen Raketentyp bei einem Angriff auf die Ukraine getestet. Es soll sich um das neue System Oreschnik handeln. Die Rakete könne laut Putin mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen.

In der ukrainischen Region Dnipro waren sechs einzelne Sprengköpfe eingeschlagen. Sie seien nicht nuklearer Art gewesen, sagte Putin. Abgefeuert wurde die prinzipiell auch mit Atomsprengköpfen bestückbare Oreschnik vermutlich aus dem russischen Gebiet Astrachan am Kaspischen Meer – etwa 800 Kilometer vom Einschlagsort Dnipro entfernt.

Viel ist noch nicht über den Raketentyp bekannt. Spekuliert wird, dass es sich um eine Interkontinentalrakete handelt. Der US-Militärexperte Michael Kofman schrieb beim Kurznachrichtendienst Bluesky, dass es sich um eine experimentelle Variante der RS-26 Rubesch handeln könnte. Diese Rakete hat eine Reichweite von etwa 6.000 Kilometern und gilt deshalb als Interkontinentalrakete.

Vertrag verbot bis 2019 neue Interkontinentalraketen

Anders als viele herkömmliche Geschosse können Interkontinentalraketen (englisch: Intercontinental Ballistic Missile oder ICBM) Nuklearsprengköpfe transportieren und haben eine große Reichweite. Sie sind in der Lage, Ziele in einer Entfernung von mindestens 5.500 Kilometern zu treffen, andere reichen bis zu 9.000 Kilometer oder noch weiter. Sie wurden maßgeblich im Kalten Krieg entwickelt und sollten in der Lage sein, das Territorium der USA und der Sowjetunion zu erreichen.

Im Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme (INF) hatten sich 1987 die USA und die damalige Sowjetunion darauf geeinigt, boden- und landgestützten Nuklearraketen mit mittlerer und kürzerer Reichweite zwischen 500 und 5.500 Kilometer zu vernichten und auch nicht mehr neu zu entwickeln. Der Vertrag wurde aber von Russland und den USA 2019 aufgekündigt.

Die Reichweite ist aber nicht das einzige Merkmal von Interkontinentalraketen. Sie tragen in der Regel mehrere nukleare Sprengköpfe. Beim Angriff auf Dnipro sind offenbar sechs konventionelle Sprengköpfe von der Rakete abgetrennt worden und schlugen an unterschiedlichen Stellen ein.

In einem Bericht des amerikanischen Kongresses über das russische Raketenprogramm hieß es im März 2022, dass Russland eine Version seiner dreistufigen RS-24 Yars ICBM mit nur zwei Stufen entwickelt hat, die als Rubesch RS-26 bezeichnet wird. Es seien vier Tests durchgeführt worden. Dabei seien die Raketen bis zu 5.800 Kilometer weit geflogen. Was Putin als neue Waffe ankündigte, dürfte eine Modifizierung dieser Waffen sein, schätzen Militärexperten, unter anderem der ukrainische "Defense Express".

Warum wurde dieser Raketentyp jetzt eingesetzt?

Fraglich ist aber, warum diese Rakete jetzt eingesetzt wurde. Denn die nuklearen Sprengköpfe von Interkontinentalraketen müssen nicht besonders präzise sein – sie sind für großflächige Zerstörung ausgerichtet. Der Einsatz mit herkömmlichen Sprengköpfen, die von der Rakete in großer Höhe abgelöst werden und dann herunterfallen, scheint ungewöhnlich zu sein.

"Es ist eine teure Rakete mit einer nuklearen Funktion. So ein Ding schießt man nicht einfach ab, wenn man keine Lust hat. Außerdem ist es für den Transport einer konventionellen Nutzlast nicht präzise genug. Man könnte es also als ein cleveres Signal betrachten", schreibt der Rüstungsexperte Frank Sauer auf Bluesky.

Russland könnte mit dem Warnschuss dem Westen klarmachen, dass es diese Rakete jetzt im Arsenal hat und auch europäische Städte erreichen kann. Nicht umsonst dürfte Putin am Donnerstag betont haben, wie schnell die Rakete ist. Sie soll Mach 10 erreichen – das Zehnfache der Schallgeschwindigkeit, bis zu drei Kilometer pro Sekunde. Es könnte aber auch ein Signal an die Ukraine sein, dass man solche Modelle jederzeit auch mit nuklearen Sprengköpfen bestücken kann.

Putin hatte immer wieder den Einsatz von Atomwaffen als Drohmittel benutzt – auch gegen westliche Länder. Einige Militärbeobachter nannten dies einen Warnschuss, aber auch eine mögliche Generalprobe für einen echten Atomschlag. Putin sprach von einem Test der Rakete unter Gefechtsbedingungen. Bei weiteren Tests der Oreschnik werde Russland die Zivilbevölkerung warnen, damit sie die Gefahrenzone verlassen könne, kündigte er an.

Vor wenigen Tagen hatten Großbritannien und die USA der Ukraine erlaubt, ihre Storm Shadow- und ATACMS-Raketen auch auf russisches Gebiet abfeuern zu dürfen. Der russische Angriff mit einer Langstreckenrakete, die auch als Atomwaffe genutzt werden kann, dürfte eine deutliche Warnung gewesen sein. Solche Warnungen sind es auch, die Bundeskanzler Scholz bislang davon abgehalten haben, der Ukraine die deutschen Taurus-Marschflugkörper zu liefern.

Russland hatte auch seine Atomwaffen angepasst. Moskau droht jetzt mit nuklearer Vergeltung auch bei einem konventionellen Angriff auf Russland oder den Verbündeten Belarus, wenn er "eine kritische Bedrohung für deren Souveränität und/oder deren territoriale Unversehrtheit darstellt".

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