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Zum journalistischen Leitbild von t-online.AfD und BSW boykottieren Rede Selenskyj spricht im Bundestag: "Russland muss bezahlen"
Selenskyj hat zum ersten Mal seit Kriegsbeginn persönlich im Bundestag gesprochen. Hauptthema war der russische Angriffskrieg in der Ukraine.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Dienstagnachmittag im Bundestag gesprochen. In seiner Rede bedankte er sich ausgiebig für die deutsche Unterstützung seines Landes und mahnte in Bezug auf Russland: "Die Zeit für Kompromisse ist vorbei."
Die BSW-Fraktion sowie ein Großteil der AfD-Abgeordneten waren der Rede ferngeblieben. Die Köpfe der AfD-Fraktion, Tino Chrupalla und Alice Weidel, versandten während Selenskyjs Rede eine Mitteilung, in der sie ihm die Legitimität als Präsident absprachen. Mehr dazu lesen Sie hier.
"Wir werden das nicht zulassen"
In seiner Rede hob Selenskyj Deutschlands Engagement für die Ukraine hervor. "Jeder spürt, dass der Krieg nicht richtig ist. Der Krieg ist ein Verbrechen gegen das Leben. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass die Menschlichkeit in Ihren Herzen obsiegt. Deutschland ist angesichts des Leidens der Ukraine nicht von unserer Seite gewichen. Ich danke dir, Deutschland."
Er erinnerte dazu auch an die deutsche Geschichte in einem geteilten Europa. "Sie können uns verstehen, warum wir uns wehren gegen Versuche Russlands, uns zu teilen. Wir werden nicht zulassen, dass man eine Mauer zwischen uns baut. Kein Land soll verurteilt werden dazu, dass Stacheldraht seinen Körper für Jahrzehnte zerreißt."
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Zu einem Ende des Krieges in seinem Land sagte Selenskyj: "Gibt es ein anderes Ziel für uns als Frieden? Nein! Haben wir andere Verpflichtungen als den Schutz unserer Völker? Nein! Russland hat andere Ziele, andere Träume."
"Es ist unser gemeinsames Interesse"
Selenskyj forderte Härte gegenüber Russland: "Die russische Armee hinterlässt Dutzende neuer Friedhöfe. Die Zeit für Kompromisse ist vorbei!" Russland müsse die volle Verantwortung übernehmen "für den fürchterlichen Krieg. Russland muss bezahlen für den Schaden, für unsere Ruinen. Es ist unser gemeinsames Interesse, dass Putin persönlich diesen Krieg verliert. Wir müssen das normale Leben wieder aufbauen."
Europa sei ein Kontinent des Friedens, so Selenskyj. "Wird es Sicherheit und Frieden geben? Ich bin sicher, dass wir die richtige Antwort finden und das Ende dieses Krieges erreichen." Er beendete seine Rede mit einem weiteren Dank an Deutschland und dem Ausruf "Slava Ukraini!" – "Ruhm für die Ukraine". Die Zuhörer im Bundestag applaudierten dem ukrainischen Präsidenten fast zwei Minuten lang.
Bas erinnert an gemeinsame Geschichte
Kurz vor Beginn von Selenskyjs Rede hieß Bundestagspräsidentin Bärbel Bas Selenskyj und mehrere Abgeordnete des ukrainischen Parlaments im Namen des Parlaments willkommen. Sie lobte den ukrainischen Präsidenten für seine Bemühungen um den Wiederaufbau der Ukraine: "In der Mitte des Schreckens des Krieges denken Sie auch an das Morgen."
Bas erinnerte auch an die gemeinsame Geschichte Deutschlands und der Ukraine: "Wir dürfen niemals vergessen: Ukrainische Soldaten hatten einen wichtigen Anteil an der Befreiung von den Nationalsozialisten."
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa