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Putin und seine Wirtschaft | Experte: Dramatische Aussichten für Russland


Zwingt er jetzt Kinder zu arbeiten?
Dramatische Aussichten für Putins Wirtschaft

Von t-online, cc

Aktualisiert am 31.08.2023Lesedauer: 2 Min.
Putin bei der Ausstellung "Kreative wirtschaftliche Entwicklung in Russland" (Archivbild).Vergrößern des BildesPutin bei der Ausstellung "Kreative wirtschaftliche Entwicklung in Russland" (Archivbild). (Quelle: SPUTNIK)

Russlands Wirtschaft wächst, sagen Prognosen. Doch stimmt das wirklich? Ein Wissenschaftler hat andere Erkenntnisse. Er sieht eine "dramatische Dynamik".

Während der russische Chef-Propagandist Wladimir Solowjow dieser Tage im staatlich gelenkten Fernsehen mal wieder seinen Hasstiraden gegenüber dem Westen und dessen Verteidigungsbündnis Nato frönt (seine neueste Forderung: "das Baltikum von der Landkarte tilgen"), sorgen sich die russischen Eliten offenbar um ihre Pfründen. So sollen Russlands Unternehmer, darunter auch einige Oligarchen des Landes, zunehmend besorgt darüber sein, dass der von Diktator Wladimir Putin begonnene völkerrechtswidrige Überfall auf die Ukraine der Wirtschaft mehr Schaden zufügen könnte als befürchtet.

Offener Widerspruch gegenüber dem Kreml-Herrscher ist zwar nicht bekannt, aber von einer gewissen Missstimmung unter den Vermögenden ist die Rede. Dass es mit der russischen Wirtschaft zumindest in Teilen nicht zum Besten bestellt ist, bestätigt nun auch der russische Ökonom Igor Lipsits. Er sieht langfristig schwierige Zeiten auf die Unternehmen in Russland zukommen. Ein hohes Inflationsrisiko, ausgeprägter Fachkräftemangel und eine hohe Geldmenge bei gleichzeitig immer geringerem Warenangebot seien Faktoren "eines systematischen Zerfalls der früheren normalen Wirtschaftsabläufe", so der Wissenschaftler gegenüber der "WirtschaftsWoche".

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Zwar seien die aktuellen Wachstumsprognosen positiv, allerdings gelte das vor allem für jene Branchen, die am militärisch-industriellen Komplex beteiligt sind, also in Verbindung mit der vom Kreml forcierten Kriegswirtschaft stehen. Andere wichtige Branchen stünden dagegen vor einer "dramatischen Abwärtsdynamik", so Lipsits, der als Professor an der Moskauer Hochschule für Ökonomie arbeitete.

Bekennende Fans der UdSSR

Mobilmachung und Emigration hätten zu einem akuten Arbeitskräftemangel geführt, der inzwischen dazu führe, dass in Russland darüber diskutiert wird, "ob man nicht auch Kinder unter 15 Jahren zur Arbeit einstellen könnte."

Auch die durch die Sanktionen des Westens in Mitleidenschaft gezogenen Unternehmen kämpfen demnach weiter um ihre Stellung. Die von der Krise betroffenen Unternehmer würden dabei mit drei Ansätzen um die Gunst des Kreml buhlen, so Lipsits:

  • die erste Gruppe bemüht sich um einen Ersatz für die ausbleibenden Importe
  • die zweite Gruppe fädelt Deals mit chinesischen Zulieferern ein
  • und die dritte Gruppe versucht, die teuersten Marken aus den USA und Europa ins Land zu holen, obwohl diese auf der Sanktionsliste stehen

Lipsits Prognose ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine gute für das Land. Er befürchtet eine Verarmung breiter Bevölkerungsschichten in Russland und eine noch größere Rolle des Staates im ökonomischen System. "Fast wie damals in der UdSSR, deren Existenz praktisch im finanziellen Bankrott endete", so der Wirtschaftswissenschaftler. Für Russlands Eliten wird das vermutlich weniger existenziell, sie haben Teile ihres Reichtums längst auch im Westen investiert. Jener Westen, den bekennende UdSSR-Fans wie Solowjow und Putin erbittert bekämpfen und am liebsten dem Erdboden gleichmachen möchten.

Verwendete Quellen
  • wiwo.de: "42 Prozent der russischen Unternehmen finden keine Arbeitskräfte mehr" (kostenpflichtig)
  • gorund.news: "Igor Lipsits, one of the founders of the Higher School of Economics, announced his dismissal from the university" (englisch)
  • odessa-journal.com: "Igor Lipsits: The situation with oil and gas exports is not very joyful for Russia, so to speak" (englisch)
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