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Nord-Stream-Anschlag: Durchsuchungen – DNA von Kind könnte Rätsel lösen


Polizei durchsucht Wohnung
Kann die DNA eines Kindes das Nord-Stream-Rätsel lösen?

Von t-online, wan

Aktualisiert am 02.06.2023Lesedauer: 3 Min.
NORDSTREAM-FAESER/G7Vergrößern des Bildes
Eine Luftaufnahme zeigt das entweichende Gas aus der beschädigten Pipeline. (Archivbild).

In Frankfurt (Oder) ist im Rahmen der Nord-Stream-Ermittlungen eine Wohnung durchsucht worden. Dabei soll auch eine DNA-Probe genommen worden sein.

Eine neue Spur in den Ermittlungen zum Nord-Stream-Anschlag führt offenbar nach Frankfurt (Oder). Dort soll eine Wohnung durchsucht worden sein, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". In dieser soll die ehemalige Lebensgefährtin eines ukrainischen Tatverdächtigen gelebt haben.

Hintergrund der Ermittlungen ist eine Segeljacht namens Andromeda, die Anfang des Jahres gefunden wurde und in Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Gaspipeline stehen soll. Nun fanden die Ermittler in Frankfurt (Oder) einige wenige Spuren, unter anderem auch Sprengstoff und DNA-Reste der mutmaßlichen Crew. Die Auswertung der Funde von der Andromeda dauert an. Einige der Spuren sollen in die Ukraine führen, berichtete der "Spiegel" am vergangenen Freitag.

Gemeinsames Kind mit Verdächtigem?

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" sei am 25. Mai die Wohnung einer Frau in Frankfurt (Oder) von Beamten des Bundeskriminalamtes durchsucht wurden. Sie soll mit einem der mutmaßlichen Täter, die auf der Segeljacht waren, eine Beziehung gehabt haben. Sie werde als Zeugin behandelt und intensiv befragt, heißt es in dem Bericht.

Offenbar hat sie mit dem Partner auch ein gemeinsames Kind gehabt; deshalb sollen DNA-Proben des Kindes genommen worden sein. Diese könnten mit Spuren von der Jacht verglichen werden – und Hinweise geben, ob ein Blutsverwandter des Kindes auf dem Schiff war. Damit könnten sich die Verdachtshinweise gegen den Ukrainer verdichten. Bislang hat die Bundesanwaltschaft aber nur der Zeitung gegenüber bestätigt, dass eine Wohnung einer "nichtverdächtigen Person in Frankfurt (Oder)" durchsucht wurde.

Noch immer ist unklar, wer wirklich für die Sprengungen der Nord-Stream-Pipeline verantwortlich war. Lesen Sie hier mehr über die drei meist diskutierten Theorien zum Pipeline-Anschlag. Kurz nach den Explosionen fiel der Verdacht zunächst auf Russland, da sich ein solcher Anschlag in das Bild der hybriden Kriegsführung gegen den Westen fügen würde.

Was machten russische Schiffe am späteren Tatort?

Mutmaßungen von Experten zufolge hätte der Kreml die Anschläge auf die damals stillgelegten Pipelines nutzen können, um öffentlich seine Fähigkeiten zu demonstrieren, die kritische Infrastruktur der Nato anzugreifen – und gleichzeitig Strafzahlungen zu verhindern, da der russische Staatskonzern Gazprom entgegen laufender Verträge die Lieferungen über Nord Stream 1 eingestellt hatte.

Ende März wurden durch Recherchen von t-online erstmals belastbare Spuren zu dieser Theorie öffentlich. Demnach waren wenige Tage vor den Explosionen, am 21. und 22. September, Spezialschiffe des russischen Militärs für Unterwasseroperationen am Tatort.

Jacht soll Sprengstoff an Bord gehabt haben

Im März fiel dann der Verdacht auf eine "proukrainische Gruppe". Mit der Jacht Andromeda, rund 15 Meter lang, und reichlich Sprengstoff seien die Täter in die Nähe der dänischen Insel Bornholm gefahren und hätten die Sprengungen vorgenommen, hieß es in Medienberichten. Im August vergangenen Jahres sei eine Charteranfrage an ein Reisebüro in Warschau gestellt worden – nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung", des NDR und des WDR habe es sich dabei aber um eine Briefkastenfirma gehandelt. Die Jacht selbst wurde im März in einem alten Militärhafen auf Rügen gefunden.

Die Präsidentin der Firma soll wiederum eine Ukrainerin sei. Weitere Recherchen führten zu einem 26-jährigen ukrainischen Soldaten, der eines der Crew-Mitglieder der Andromeda gewesen sein soll. Er soll wegen eines gefälschten Passes in den Fokus der Behörden geraten sein, den er bei der Anmietung des Schiffes vorgelegt haben soll.

Politische Bedeutung im Falle eines ukrainischen Täters

Dieser Mann, dessen Identität die "SZ" kennen will, soll mit der Frau aus Frankfurt (Oder) liiert gewesen sein. Er soll in einer ukrainischen Infanterieeinheit gedient haben. Es könnte sich aber auch um einen Fall von Identititätsdiebstahl handeln. Was immer die Beamten in der Wohnung gefunden haben, es könnte diesen Ermittlungsansatz erhärten.

Die Spur in die Ukraine entbehrt auch nicht einer politischen Bedeutung. Auch wenn Kiew eine Beteiligung an dem Anschlag offiziell dementiert hat, gäbe es durchaus ein Interesse an einer Zerstörung der Leitungen. Schließlich bedrohte die Nord-Stream-2-Leitung Milliardeneinnahmen, die die Ukraine bislang für die Durchleitung von Gas aus Russland erhielt. Entsprechend groß war der politische Widerstand aus Kiew gegen die Pipeline.

Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass bislang unbekannte Akteure sich an der Leitung zu schaffen gemacht haben. Die internationalen Ermittlungen dauern an.

Bei den Explosionen waren Ende September die unter der Ostsee verlaufenden Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 beschädigt worden. Die Explosionen rissen mehrere Lecks in die Pipelines, die für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden waren. Hier lesen Sie mehr dazu.

Verwendete Quellen
  • sueddeutsche.de: "Führt Kinder-DNA zu den Nord-Stream-Tätern?" (kostenpflichtig)
  • rnd.de: "Razzia in Deutschland wegen Anschlägen auf Nord-Stream-Pipelines" (kostenpflichtig)
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