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Ukraine-Krieg: Russland setzt wohl unbekannte chemische Waffe ein


Ukraine steht vor Rätsel
Russland setzt offenbar bisher unbekannte chemische Waffe ein

Von t-online, jse

04.11.2024Lesedauer: 2 Min.
Ein Soldat hält eine Giftgas-Granate: Nach ukrainischen Angaben nutzt Russland eine unbekannte Chemikalie.Vergrößern des Bildes
Ein Soldat hält eine Giftgas-Granate (Archivbild): Nach ukrainischen Angaben nutzt Russland eine unbekannte Chemikalie. (Quelle: IMAGO/ALBERTO ROJAS)

Trotz internationaler Ächtung setzt Russland in der Ukraine Giftgas ein. Eine neue chemische Waffe können ukrainische Experten bisher nicht identifizieren.

Mehr als 4.000-mal soll Russland allein in diesem Jahr Gas gegen die Ukraine eingesetzt haben, doch eine neue Waffe stellt die Ukraine vor Rätsel. Meist soll es sich in der Vergangenheit nach ukrainischen Angaben um Granaten mit Tränengas gehandelt haben. Dabei gilt der Einsatz chemischer Waffen als Kriegsverbrechen – inklusive der Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril-Verbindung, die die Russen wohl nutzen.

Tränengas ist für die Ukraine inzwischen eine recht bekannte Größe – verletzte Soldaten und Zivilisten können entsprechend schnell und effektiv behandelt werden. Doch nun nutzt Russland offenbar ein neues, der Ukraine bisher unbekanntes Gas, das ähnliche Symptome mit sich bringt wie das klassische Tränengas. Kiew steht vor einem Rätsel, wie der "Kyiv Independent" berichtet.

Andere Chemiewaffen der Russen habe man zu recht großen Teilen identifizieren können, erklärt der ukrainische Colonel Artem Vlasiuk, ein Experte für chemische Waffen. Doch in diesem Fall sei das anders: Nur 15 der 323 Angriffe im Oktober habe man einem oder mehreren Gasen zuordnen können – bei den übrigen 308 sei die Lage unklar.

Giftgas-Granaten sollen Soldaten aus Schützengräben locken

Russland soll den neuen Kampfstoff besonders in der russischen Region Kursk einsetzen, in der ukrainische Truppen Moskau seit Monaten Probleme bereiten. Mehrere Soldaten hätten dort zuletzt unter Symptomen einer Giftgas-Attacke gelitten, ohne dass ukrainische Systeme dieses Gas erkannt hätten. Der "Kyiv Independent" schreibt von 2.100 verletzten ukrainischen Soldaten durch Gasangriffe, ohne allerdings zu erklären, um welchen Zeitraum es sich handelt.

Die Idee hinter den Chemie-Attacken ist ohnehin eine andere – egal, ob es sich um herkömmliche Tränengasgranaten oder die neue, unbekannte Variante handelt: Russische Drohnen werfen Granaten mit Giftgas in die Schützengräben der Ukrainer, nicht um sie dort zu töten, sondern um sie ins offene Feld zu treiben. Dort sind die Ukrainer leichte Beute für russische Drohnen-Attacken.

Experte: Der Ukraine fehlen die nötigen Geräte

Die Identifizierung des Gases sei eigentlich keine Schwierigkeit, so Vlasiuk. Doch der Ukraine fehlten die geeigneten Geräte, die pro Stück einen Preis im sechsstelligen Dollar-Bereich hätten und eine Zusatzausbildung von Spezialisten nötig machten. Ohne diese Geräte sei es für die Ukrainer schwierig, den Chemiewaffen-Einsatz der Russen zu beweisen – auch und gerade gegenüber internationalen Partnern. Auch die Behandlung der Symptome sei ohne dieses Wissen eine Herausforderung.

Dass Russland schon länger chemische Waffen gegen die Ukraine einsetzt, ist allerdings auch im Westen kein Geheimnis: Unter anderem haben die USA und das Vereinigte Königreich eine ganze Reihe russischer Firmen und Forschungslabore mit Sanktionen belegt. Der britische Chemiewaffen-Experte Hamish de Bretton-Gordon schätzt, dass fast jeder dritte ukrainische Soldat bereits Opfer russischer Gasattacken war.

Nach ukrainischen Angaben setzt Russland aktuell etwas weniger Chemiewaffen ein als zuletzt, produziert aber wieder vermehrt die Gasgranaten vom Typ RG-Vo – mit unbekanntem Inhalt.

Verwendete Quellen
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