Schlecht ausgebildet? Nordkoreanische Soldaten sollen auf Russen geschossen haben
Experten nennen die Reaktion des Westens auf Nordkoreas Schützenhilfe für Putin ein Zeichen der "Schwäche". Doch an der Fähigkeit von Kim Jong Uns Truppen bestehen Zweifel.
Die Truppen von Wladimir Putin haben an der Front in der Ukraine zuletzt Boden gutgemacht und einige Ortschaften eingenommen. Doch der Vormarsch hat einen hohen Preis. Dem russischen Machthaber gehen allmählich die Soldaten aus. Die Taktik der russischen Generäle, ihre Streitkräfte in menschenverachtende "Fleischwolf"-Attacken zu schicken und dabei den Tod von Tausenden in Kauf zu nehmen, führt zum Ausdünnen der Reihen.
Diese werden seit Neuestem von Nordkorea gefüllt. Kim Jong Un hilft seinem Freund Wladimir Putin bereitwillig mit eigenen Truppenteilen aus. Als Gegenleistung soll er sich militärischen Beistand von Russland im Falle eines Angriffs auf Nordkorea erhoffen. Offenbar sind Kims Streitkräfte inzwischen in Russland schon im Einsatz, jedoch sollen an ihren militärischen Fähigkeiten einige Zweifel bestehen.
Von bis zu 8.000 Soldaten, die bereits in der russischen Region Kursk sein sollen, war zunächst die Rede. Doch inzwischen sind nach US-Angaben rund 2.000 weitere nordkoreanische Soldaten in der Region angekommen. Die USA gehen daher davon aus, dass die Zahl nordkoreanischer Streitkräfte in Russland insgesamt sogar bei 11.000 bis 12.000 liegen könne, sagte US-Verteidigungsministeriumssprecher Pat Ryder am Montag.
Russland hat die militärische Schützenhilfe aus Nordkorea nicht dementiert. Gerade erst war die nordkoreanische Außenministerin Choe Son Hui zu Besuch im Kreml. Sie übermittelte Putin einem Video zufolge "aufrichtige, herzliche, kameradschaftliche Grüße" des nordkoreanischen Führers Kim Jong Un. Die strategische Zusammenarbeit zwischen den beiden Diktaturen soll in Zukunft noch intensiviert werden. Das stalinistisch regierte Nordkorea will Putin bei seinem Überfall in der Ukraine "bis zum Sieg" helfen, wie es nun hieß.
"Resultat der Schwäche des Westens"
Russlands Präsident eskaliert nach Meinung politischer Beobachter den Konflikt damit weiter, dennoch blieb der erwartete Aufschrei aus dem Westen aus. Die Reaktionen aus den europäischen Hauptstädten, aber auch aus Washington, fielen kleinlaut aus. Die Nato zeigte sich lediglich "besorgt", UN-Chef António Guterres sprach davon, dass er angesichts der Entwicklung "sehr beunruhigt" sei. Von Sanktionen oder gar militärischen Gegenmaßnahmen, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj es forderte, gab es bislang keine Spur.
Der Kremlherrscher überschreitet bei seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg weiterhin rote Linien. Die US-Denkfabrik "Atlantic Council" spricht von einem weiteren Beleg der gescheiterten Eindämmungspolitik gegenüber Russland. "Putins Nordkorea-Eskalation ist ein direktes Resultat der Schwäche des Westens", so die Experten für Geopolitik.
Laut ukrainischen Angaben starben zuletzt 1.000 bis 1.200 russische Soldaten an der Front – und zwar täglich. Die Ukraine hatte im August eine Gegenoffensive in Kursk gestartet. Nordkoreas Truppen dienen Putin dabei als "Kanonenfutter", wie Militärexperten schreiben. Kim Jong Un soll nämlich nicht gerade seine Eliteeinheiten nach Russland geschickt haben.
Schossen Nordkoreas Soldaten auf Russen?
Darauf lassen nun auch erste Berichte schließen, nach denen es an der Front in Kursk zu Zwischenfällen mit den Nordkoreanern gekommen sein soll. Wie das US-Magazin "Newsweek" berichtet, sollen bei Kämpfen in der Region nordkoreanische Soldaten auf ihre russischen Kameraden geschossen haben. So erzählt es jedenfalls ein russischer Soldat, der sich freiwillig in die ukrainische Gefangenschaft begeben hatte.
Demnach seien Russen und Nordkoreaner zum Ausheben eines Schützengrabens in den Wald geschickt worden, als sie von einer ukrainischen Attacke überrascht wurden. Die nordkoreanischen Leih-Soldaten hätten daraufhin angefangen, um sich zu schießen und auch Russen getroffen. Zwei russische Soldaten sollen gestorben sein.
Der Vorfall konnte bislang nicht unabhängig bestätigt werden, entsprechende Anfragen von "Newsweek" ließ das russische Verteidigungsministerium unbeantwortet. Andrij Kowalenko, Vorsitzender des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, bestätigte am Montag lediglich, dass Nordkoreas Soldaten an ersten Kampfeinsätzen auf russischer Seite teilgenommen hätten.
- atlanticcouncil.org: Putin’s North Korean escalation is a direct result of Western weakness
- theguardian.com: Putin does not deny North Korea has sent soldiers to Russia
- newsweek.com: Captured Russian Soldier Says North Koreans Opened Fire on His Unit
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters