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US-Wahl 2024: Die Schlacht zwischen Donald Trump und Joe Biden beginnt


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Tagesanbruch - Das Amerika-Update
Die Schlacht beginnt


Aktualisiert am 11.01.2024Lesedauer: 7 Min.
Joe Biden oder Donald Trump: Wer bestimmt künftig das Schicksal Amerikas und der Welt?Vergrößern des Bildes
Joe Biden oder Donald Trump: Wer bestimmt künftig das Schicksal Amerikas und der Welt? (Quelle: AP)
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Liebe Leserin, lieber Leser,

wie, noch ein Tagesanbruch? Der kam doch heute Morgen schon, und jetzt ist ja gar nicht mehr Morgen, sondern schon Mittag! Recht haben Sie. Aber außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Entscheidungen.

Wir in der Redaktion von t-online haben diese Entscheidung getroffen: Wir wollen Sie über das wichtigste Ereignis des Jahres noch umfangreicher informieren als über all die anderen Dinge, die Sie tagtäglich im Tagesanbruch und auf t-online lesen. Es geht um die Präsidentschaftswahl in den USA am 5. November und die zehn Wahlkampfmonate bis dahin.

Diese Wahl wird zu einer Schicksalsentscheidung – nicht nur für 330 Millionen Amerikaner, sondern für Menschen vielerorts auf dem Globus, auch für uns in Deutschland. Gelingt es Donald Trump, das Weiße Haus in Washington zurückzuerobern, stehen die Demokratie und der Rechtsstaat im mächtigsten Land der Welt ebenso infrage wie das Weiterbestehen der Nato, die Sicherheitsgarantie für Europa und Deutschland, die Unterstützung für die Ukraine gegen Putins imperialistische Diktatur. Nicht von ungefähr sprechen Politikbeobachter von der wichtigsten Wahl des Jahrhunderts.

Deshalb haben wir uns vorgenommen, für Sie in den kommenden Monaten besonders intensiv über die Wahlschlacht auf der anderen Seite des Atlantiks zu berichten. Denn eine Schlacht ist es längst. Wenn man sieht, wie sich die Kandidaten gegenseitig angiften, wie Amtsinhaber Joe Biden vor dem Abrutschen Amerikas in die Diktatur warnt und wie sich Donald Trump als gottgesandter Messias inszeniert, kann man sich in einem apokalyptischen Hollywood-Thriller wähnen. Aber es ist kein Film, sondern bitterer Ernst. Die Welt wäre eine andere, wenn der blonde Putschist tatsächlich wieder die stärkste Militärmaschine der Welt befehlen dürfte. Er hat geschworen, in diesem Fall noch "viel konsequenter durchzugreifen" als in seiner ersten Amtszeit, als er die Weltpolitik bereits an den Rand des Abgrunds trieb.

All das geht uns hierzulande sehr viel an, weil wir ohne Amerikas Schutz ziemlich aufgeschmissen wären angesichts des aggressiven Kreml-Regimes, das ein neues großrussisches Reich erobern will. Ganz zu schweigen von der drohenden Eskalation mit dem ebenfalls aggressiven China. Und vom Populismus, der auch hierzulande zunehmend die gesellschaftlichen Diskussionen vergiftet.

Es geht also um viel, und Sie sollten wissen, wo es in der Welt künftig langgeht. Deshalb haben wir uns für eine intensive Berichterstattung vorbereitet. Auf t-online lesen Sie Nachrichten, Analysen und Interviews, unsere Newsteams unter der Leitung von Philipp Michaelis und Daniel Fersch in Berlin und Anna-Lena Janzen in Australien (da ist es Tag, während wir in Deutschland schlafen) halten Sie rund um die Uhr auf dem Laufenden. Wir werden Ihnen in Texten, Podcasts und Videos vom Ringen um die Macht und die Demokratie berichten, und der wichtigste Mann dabei ist natürlich unser Korrespondent in Washington: Bastian Brauns wird Sie über die Entwicklungen und Hintergründe der Wahlschlacht informieren – in seinen Texten auf t-online, in unseren Podcasts und in einem neuen Format, das wir hiermit starten: Tagesanbruch-"Das Amerika-Update". In unregelmäßigen Abständen werden wir es zu den Zäsuren des Wahlkampfs veröffentlichen.

Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre und freue mich, wenn Sie den Tagesanbruch weiterempfehlen möchten. Das geht mit diesem Link. Und nun werfe ich den Ball quer über den Atlantik zu Bastian, der Ihnen erzählt, was in den kommenden Tagen ansteht. Stay tuned!

Ihr Florian Harms


CRJ900: Diese kurze Kombination aus Buchstaben und Zahlen beruhigt mich. Sie beschreibt den Flugzeugtyp, einen Regionaljet von Bombardier, mit dem mich American Airlines heute von Washington, D.C. nach Des Moines im Bundesstaat Iowa bringt. Dort beginnen am kommenden Montag die Vorwahlen, bei denen die Republikaner entscheiden, wer ihr Präsidentschaftskandidat für das Rennen gegen Joe Biden im November sein soll.

Bei meinen Reisen als Korrespondent recherchiere ich normalerweise nicht, in welche Art von Flugzeug ich steige. Aber wir leben in unsicheren Zeiten und ich bin froh, dass ich weder Alaska Airlines noch United gebucht habe und die Maschine auch keine Boeing 737 Max 9 ist. Sie haben sicher gelesen, dass sich da neulich während eines Fluges ein Fenster selbstständig machte und wohl nur zufällig keine Passagiere aus der Maschine gesaugt wurden, sondern nur ein paar Smartphones. Anschließend stellte sich heraus, dass sogar bei mehreren Boeings dieses Typs ein paar Schrauben locker sind.

Donald Trump raunt hier seit Monaten diesen dräuenden Satz: "Wir sind eine Nation im Niedergang". A Nation in Decline. Denke ich an Amerika, seine Airlines und die ständigen Zwischenfälle und vergleiche ich meinen Eindruck heute mit dem Bild, das ich früher von diesem Land hatte, bildet sich in meinem Kopf ein ganz ähnlicher Satz: Der Lack ist ab. Viele Dinge, längst nicht nur die Airlines, sind hier wirklich ganz schön heruntergekommen.

Aber da ist ja dieser blondierte Mann mit dem Selbstbräuner, der Amerika wieder groß machen will. Die Republikaner im Land wollen ihm dafür, allen Warnungen vor einer möglichen Diktatur zum Trotz, ganz offensichtlich wieder den Auftrag geben. Im Bundesstaat Iowa, wo traditionell die erste Vorwahl stattfindet, liegt Donald Trump mit 51,3 Prozent im Grunde uneinholbar vor seinen parteiinternen Konkurrenten. Ron DeSantis, der Gouverneur aus Florida, kommt hier nur auf 17,2 Prozent. Dicht gefolgt von Nikki Haley, Trumps ehemaliger UN-Botschafterin, mit 15,8 Prozent. Vivek Ramaswamy ist allenfalls noch ein Unterhaltungsfaktor.

Wenn in Iowa also eh alles klar ist, warum soll ein USA-Korrespondent überhaupt dorthin fliegen? Um ehrlich zu sein, habe ich mir diese Frage natürlich auch gestellt. Und zur Wahrheit gehört: Des Moines, Iowa, das ist eben so etwas wie der politische und mediale Trampelpfad der USA. Nur einmal in vier Jahren – eben dann, wenn die Vorwahlen beginnen – fallen hier Journalisten aus der ganzen Welt ein und interviewen alles und jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Es fühlt sich ein bisschen so an wie ein Betriebsausflug in einen Zoo. Fast alle meine Kolleginnen und Kollegen reisen auch dorthin.

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Sonst interessiert sich eigentlich niemand für Des Moines und den flachen Bundesstaat Iowa. Diesen sogenannten "Fly over State" mit gerade einmal gut drei Millionen Einwohnern, in dem es außer Schweinezucht zumindest auf den ersten Blick nicht viel zu sehen gibt. Was mich dort außerdem erwartet: eine Affenkälte von minus 20 Grad Celsius. Obendrein sind Schneestürme angekündigt, wie es sie lange nicht gegeben hat. Vor meinem inneren Auge sehe ich immerhin schon einen Wahlkampfbus von Ron DeSantis, der im Schnee stecken bleibt. Wäre diese Szene vielleicht ein guter Einstieg für meinen Text, wenn der Gouverneur aus dem Sonnenstaat Florida in Iowa tatsächlich seine Kampagne mangels Erfolges beenden müsste?

Aber Iowa ist eben deutlich mehr als nur ein eingespieltes politisches und mediales Ritual. Denn selbst wenn Donald Trump hier wie erwartet hoch gewinnt, ist dies der Auftakt für eine Wahl, die über das Schicksal dieses Landes und der ganzen Welt entscheiden wird. Ich scheue vor solchen Superlativen zurück. Aber nach zweieinhalb Jahren in den USA, mit Covid-19, Afghanistan-Abzug, Ukraine- und Gaza-Krieg, mit der täglichen Lautstärke der extrem polarisierten politischen Lager und einer immer heftigeren anti-demokratischen Propaganda muss ich Ihnen sagen: Der Ausgang dieser Präsidentschaftswahl wird einen Unterschied machen, gerade für uns Europäer.

Warum also Iowa?

Wegen der Nähe zu den Kandidaten: In wohl kaum einem Bundesstaat haben wir Journalisten die Möglichkeit, so nah an die Spitzenkandidaten heranzukommen. Donald Trump, Nikki Haley, Ron DeSantis und auch die anderen treffen ihre Wählerinnern und Wähler in Turnhallen, Kneipen, ja sogar Wohnzimmern, quasi an jeder Milchkanne. Wir Medienleute können also direkt erleben, wie die Amerikaner vor Ort auf diese Politiker reagieren und wie die wiederum auf sie eingehen. Das verrät uns viel darüber, warum zum Beispiel Donald Trump trotz seiner vielen Gerichtsverfahren noch immer so beliebt ist. Ein befreundeter Korrespondent aus Argentinien sagte mir, dass Iowa für ihn im Jahr 2020 sein spannendstes journalistisches Erlebnis war.

Wegen des frühen Zeitpunkts: Iowa ist der erste Bundesstaat, der die Vorwahlen abhält. Dieser Zeitpunkt verleiht dem Staat einen erheblichen Einfluss auf die Dynamik des einsetzenden Präsidentschaftsrennens. Wer hier gewinnt, bestimmt die Erzählung in der umfangreichen Medienberichterstattung und kann seine Chancen auf den Sieg enorm steigern. Auch ein Achtungserfolg, zum Beispiel von Nikki Haley, kann sie weiter in den nächsten Bundesstaat New Hampshire tragen. Sollte Trump an irgendeiner Stelle doch ins Straucheln geraten, möglicherweise wegen eines Urteils gegen ihn, könnte sie ihm plötzlich doch gefährlich werden. Das würde dann auch für Joe Biden und die Demokraten zu einem "Gamechanger". Auf eine jüngere Frau als Kandidatin bei den Republikanern ist sein Wahlkampf-Team jedenfalls bislang nicht eingestellt.

Wegen des Testgeländes für die Kandidaten: Iowa ist der erste Bundesstaat, in dem die Kandidaten ihre Wahlkampfstrategien und ihre Anziehungskraft auf die Wähler testen können. Erfolg oder Misserfolg kann in Iowa über die wichtige Spendenfinanzierung entscheiden und auch darüber, wie viele der unverzichtbaren freiwilligen Wahlkampfhelfer bereit sind, weiterhin ihre Zeit für einen Kandidaten zu opfern.

Hätten Sie's gewusst?

Neben Texas ist Iowa der Bundesstaat, der die meiste Windenergie in Amerika produziert. Das flache Land eignet sich also nicht nur für die Landwirtschaft. Mehr als 50 Prozent der Energieerzeugung stammen dort aus Wind. Das trägt 10 Prozent zur Windenergie in den USA bei.

Für heute muss ich es bei diesen Beschreibungen belassen. Denn vor der wichtigen Entscheidung von Iowa muss ich wie schon bei der Wahl des Flugzeuges zunächst für meine eigene Sicherheit sorgen. Minus 20 Grad Celsius, das heißt lange Unterhosen. Und wo ich die in meinem Apartment im milden Washington gebunkert habe, muss ich erst noch recherchieren.

Ach ja, und zwei Iowa-Filme wollte ich mir für den Flug noch herunterladen: erstens "Bridges of Madison County" ("Die Brücken am Fluss") mit Clint Eastwood und Meryl Streep, zweitens "What's Eating Gilbert Grape" ("Irgendwo in Iowa") mit Leonardo DiCaprio und Johnny Depp. Das Schöne ist: Die können Sie auch in good old Germany sehen und so einen Eindruck von Iowa bekommen. Von den politischen Entwicklungen erzähle ich Ihnen dann ab Montag bei t-online.

Sie lesen von mir wieder aus Des Moines, Iowa.

Bis dahin

Ihr Bastian Brauns

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