Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auf dem Weg zum neuen Extrem Sommer 2025 droht, alles zu sprengen
Der Frühling startet ungewöhnlich trocken – und Meteorologen warnen: Wenn sich das Muster fortsetzt, könnte der Sommer 2025 extrem heiß werden.
Die Anzeichen verdichten sich: Ein heißer, womöglich gefährlicher Sommer könnte bereits seinen Anlauf genommen haben – unsichtbar, still und unaufhaltsam. Regen bleibt aus und die Temperaturen liegen teils fünf bis zehn Grad über dem Schnitt.
Der Meteorologe Dominik Jung ist alarmiert. "Die Dürre ist in einigen Regionen aktuell besorgniserregend. Vor allem tiefere Bodenschichten weisen teils deutliche Defizite an Feuchtigkeit auf", so der Experte.
In vielen Teilen Deutschlands lag der Niederschlag in den Wintermonaten unter dem langjährigen Mittel. Auch im März und im bisherigen April fiel wenig Niederschlag. "Im langjährigen Mittel (Referenzperiode 1991–2020) liegen die durchschnittlichen Niederschlagsmengen im März bei etwa 40-60 Millimeter pro Quadratmeter, im April bei rund 40-50 Millimeter – je nach Region", erklärte Jung t-online.
Im vergangenen März wurde der Mittelwert jedoch nur an 30 Prozent der Tage erreicht, im April bislang noch gar nicht.
- Schneechaos im April: Winter überrollt Russland
Die Dürre bleibt
Schon im Februar, der als erste Orientierung für die Frühjahrsentwicklung dient, fielen lediglich rund 50 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge.
"Um die aktuellen Defizite im Boden auszugleichen, wären überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen über einen längeren Zeitraum nötig – idealerweise in Form von kontinuierlichem Landregen", so der Meteorologe. Kurze, heftige Regenfälle helfen demnach kaum, da das Wasser oft oberflächlich abfließt. "Kommt der Regen jedoch sehr plötzlich und intensiv, besteht die Gefahr von Überschwemmungen, weil die ausgetrockneten Böden Wasser nur schlecht aufnehmen können."
Die Wettermodelle prognostizieren zwar bis Ostern lokale Gewitter und Schauer, aber Langregen scheint nicht in Sicht zu sein. "Zu einer echten Erholung von der Dürre wird es erst mal nicht kommen", prophezeit Jung.
Im Sommer drohen monatelange Hitzewellen
Die Erfahrung zeigt: Ein trockener Frühling kann zum Brandbeschleuniger für den Sommer werden – er legt den klimatischen Grundstein, auf dem Hitzewellen gedeihen können. Was sich derzeit ankündigt, ist womöglich mehr als nur ein heißer Sommer. Es ist der mögliche Auftakt zu einem neuen Wärmeextrem in Deutschland. Wenn sich das aktuelle Muster fortsetzt, drohen Deutschland im Sommer monatelange Hitzewellen.
Auf trockene Frühjahre folgten in Deutschland häufig besonders extreme Sommermonate. Temperaturen über 35 Grad Celsius waren dann keine Ausnahme mehr, sondern traten über Wochen hinweg regelmäßig auf. Genau dieses Muster zeigte sich bereits 2003, 2018 und 2022. Damals folgte auf trockene Frühlingsmonate ein besonders heißer Sommer.
Der Mechanismus der Hitzeglocken
Der physikalische Mechanismus dahinter: Trockene Böden heizen sich schneller auf – und mit ihnen die Luft darüber. Meteorologen sprechen dann von einem "Heat Dome" oder auf Deutsch von einer Hitzeglocke.
Eine Hitzeglocke ist ein außergewöhnlich stabiles Hochdruckgebiet, das sich wie ein unsichtbarer Deckel über eine Region legt. Die Folge: Heiße Luft kann nicht entweichen, kühlt sich kaum ab – und wird durch den atmosphärischen Druck sogar noch weiter erhitzt. "Vereinfacht ausgedrückt funktioniert die Hitzeglocke wie ein Deckel auf einem Topf", so der Deutsche Wetterdienst (DWD).
Ein blockierendes Hochdruckgebiet verhindert, dass Luftmassen zirkulieren. Heiße Luft wird eingeschlossen, abgesenkt und weiter erwärmt, was zu einer Hitzeverstärkung führt.
Normalerweise hat Feuchtigkeit im Boden kühlende Effekte: Verdunstung entzieht der Luft Wärme. Fehlt diese Feuchtigkeit, fehlt auch die natürliche Klimaanlage der Landschaft. Die Hitze kann sich ungebremst aufbauen – und das Risiko für Hitzewellen steigt.
"Werte von 40 bis 45 Grad in der Spitze"
Noch vor wenigen Jahrzehnten galten Temperaturen von 30 bis 35 Grad in Deutschland als außergewöhnlich heiß. Heute gehören solche Werte in vielen Regionen bereits zum Sommeralltag – und die Extreme verschieben sich weiter nach oben. Nach den 35 bis 40 Grad der vergangenen Jahre warnen Meteorologen inzwischen vor einem neuen Bereich: "Nun gehen wir in den Bereich von 40 bis 45 Grad in den extremen Hitzespitzen über", sagt Jung.
Gleichzeitig betont er im Hinblick auf den kommenden Sommer: "Langfristige Prognosen deuten auf überdurchschnittlich warme Monate hin, aber konkrete Werte lassen sich noch nicht seriös nennen. Vor allem keine Spitzenwerte, aber in Zukunft sollten wir uns auf Werte von 40 bis 45 Grad in der absoluten Spitze einstellen."
Der bisherige Rekord liegt bei knapp 42 Grad, gemessen im Juli 2019 in Nordrhein-Westfalen. Solche Werte werden keine Einzelfälle bleiben. Während der Meteorologe Jung mit definitiven Prognosen für den Sommer vorsichtig ist, gehen die Experten von weather.com weiter: "Im Moment müssen wir davon ausgehen, dass sich in diesem Sommer eine große Hitzeblase über Südosteuropa bilden wird. Ab Mitte Juli erwartet uns dann eine Art Hitzeglocke, die sich bis nach Mitteleuropa ausbreiten wird", prognostizieren sie.
- Auskünfte des Meteorologen Dominik Jung
- ufz.de: "Dürrefotos – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ"
- weather.com: "Sommer 2025: Jeder zweite Tag über 30 Grad heiß"