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Dürre in Deutschland: Dauerregen im Sommer dringend nötig


Dürre wird zur Gefahr
"Wir brauchen mehrere Wochen Dauerregen"

InterviewVon Leon Pollok

10.04.2025Lesedauer: 3 Min.
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Das Video zeigt den bevorstehenden Wetterumschwung. (Quelle: t-online)
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Deutschland ächzt unter einer extremen Dürre. Viele Böden sind zu trocken, Seen und Flüsse verlieren an Wasser. Die Folgen könnten dramatisch sein – für Umwelt und Wirtschaft.

Orange, Rot, Dunkelrot: Das sind die dominierenden Farben auf dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ): In vielen Teilen Deutschlands sind die Böden aktuell sehr trocken, vor allem im Nordwesten des Landes. Teils werden die Menschen aufgefordert, Wasser zu sparen. Prof. Dr. Axel Bronstert ist Hydrologe und Leiter der Arbeitsgruppe Hydrologie und Klimatologie an der Universität Potsdam. Im Gespräch mit t-online erklärt er, was der Grund für die Trockenheit ist und mit welchen Konsequenzen wir jetzt rechnen müssen.

t-online: Herr Professor Bronstert, woran liegt es, dass die Böden aktuell so trocken sind?

Axel Bronstert: Es hat im Februar und März viel zu wenig geregnet. Deutlich weniger, als es sonst in diesen Monaten regnet. Deshalb ist vor allem der Oberboden sehr trocken. Das hat erst einmal nicht unmittelbar etwas mit dem Klimawandel zu tun. Die Wetterlagen – Hochs und Tiefs – sind mehr oder weniger Zufall. Allerdings war es im März auch deutlich wärmer als sonst. Heißt: Es ist mehr Wasser aus den Böden und Gewässern verdunstet. Und das hat durchaus auch etwas mit dem Klimawandel zu tun.

Für wen könnte die Dürre jetzt zum Problem werden?

Für die Bauern ist die Situation aktuell am dramatischsten. Gerade ist die Zeit der Aussaat. Wenn es in den nächsten Wochen nicht regnet, ist das Keimen der Aussaat gefährdet und der Ertrag würde sehr gering ausfallen. Falls auch der Frühsommer und Sommer trocken wird, sieht es für die Landwirte noch schlechter aus. Es könnte aber genauso gut sein, dass es einen nassen Mai oder Juni gibt. Dann würde sich die Lage etwas entspannen. Aber aktuell, während der Aussaat, ist eine Dürreperiode besonders kritisch.

Prof. Dr. Axel Bronstert forscht an der Universität Potsdam zu Hydrologie und Klimatologie: Die aktuelle Dürre bereitet ihm Sorgen.
Prof. Dr. Axel Bronstert von der Universität Potsdam. (Quelle: Universität Potsdam/Hopfgarten) (Quelle: Universität Potsdam/Hopfgarten)

Zur Person

Prof. Dr. Axel Bronstert ist seit 2002 Professor für Hydrologie und Klimatologie an der Universität Potsdam. Unter anderem beschäftigt er sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf globale Wasserressourcen. Er ist Mitherausgeber zweier internationaler Fachzeitschriften und hat 2005 als Gastprofessor in Barcelona und seit 2024 auch an der TU in Roorkee, Indien, gelehrt und geforscht.

Die Landwirte hoffen also auf Regen. Aber auch die Schifffahrt macht sich Sorgen.

Viele wissen nicht, dass der Rhein auf Platz zwei der meistbefahrenen Flüsse der Welt liegt. Und weil auch da die Pegelstände sinken, gibt es jetzt schon erste Konsequenzen. Die maximale Ladekapazität der Schiffe ist reduziert, weil sie sonst zu tief einsinken und sich im schlimmsten Fall festfahren würden. Bleibt es die nächsten Wochen und Monate weiter so trocken, wäre das wirklich sehr schlimm für die Schifffahrt und für den Transport von sehr vielen Gütern im Westen Deutschlands.

Manchmal folgt auf Dürre ja direkt das nächste Extremwetterereignis: Starkregen. Kommt es dann zu Überschwemmungen?

Grundsätzlich ist ein trockener Boden wie ein trockener Schwamm. Das heißt, er kann viel Wasser aufnehmen. Allerdings: Wenn es lokal sehr intensive Regenfälle gibt, zum Beispiel bei Gewittern, dann erreicht der Boden sein Limit, es bildet sich Oberflächenabfluss und der Oberboden erodiert. Lokal kann es dann zu Überschwemmungen kommen.

Nicht nur Flüsse, sondern auch viele Seen haben aktuell wenig Wasser, zum Beispiel der Bodensee. Hat das auch mit der aktuellen Bodendürre zu tun?

Nein, das nicht. Das Wasser im Bodensee stammt vom Alpenrhein, also dem Teil des Flusses, der durch die Alpen führt. Wichtig ist jetzt im Frühling eigentlich die Schneeschmelze, die dann im Rhein und letztlich im Bodensee landet. Allerdings hat es diesen Winter in den Alpen sehr wenig geschneit. Viel schmelzen kann da also gerade nicht. Wir sprechen da von "Winterdürre". Deshalb sehen wir aktuell mit die niedrigsten Pegelstände, die am Bodensee in einem April je gemessen wurden. Das wird sich auch in den nächsten Wochen wahrscheinlich nicht ändern.

Ein Traktor fährt über einen Acker in Mecklenburg-Vorpommern: Trockenheit bereitet auch Landwirten zunehmend Sorge.
Ein Traktor fährt über einen Acker in Mecklenburg-Vorpommern: Trockenheit bereitet auch Landwirten zunehmend Sorge. (Quelle: Jens Büttner/dpa)

Wann spricht man von Dürre?

Dürre ist laut Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) kein absoluter Wert, sondern wird immer im Vergleich zum Normalwert über mehrere Jahre ermittelt. Aufgezeichnet wird seit 1951. Ist der Boden trockener als in 20 Prozent der erfassten Jahre, spricht man von einer Dürre. Das heißt: Im Durchschnitt war der Boden nur in jedem fünften Jahr – oder noch seltener – seit Beginn der Aufzeichnungen noch trockener. Das UFZ unterscheidet mehrere Dürrestufen: von moderater Dürre bis hin zu außergewöhnlicher Dürre. Dieser Extremzustand wird erst dann erreicht, wenn die Bodenfeuchtigkeit nur in maximal zwei Prozent der Jahre so niedrig oder niedriger war. In weiten Teilen Nordwest- und Mitteldeutschlands herrscht laut UFZ aktuell solch eine außergewöhnliche Dürre.

Insgesamt ist also klar: Es braucht jede Menge Regen. Muss der Sommerurlaub ins Wasser fallen?

Klar, wenn ich am Strand liege, möchte ich auch keinen Regen haben. Aber: Wir brauchen dringend Regen. Es muss mindestens zwei, drei Monate geben, in denen es deutlich mehr regnet als normal. Wir brauchen quasi mehrere Wochen Dauerregen. Erst dann hätten wir den Wasserhaushalt wieder ausgeglichen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

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