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Prepper in Australien: "Wir sind keine verrückten Verschwörungstheoretiker"


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Prepper-Szene in Australien
"Wir sind keine verrückten Verschwörungstheoretiker"

Von Anna-Lena Janzen aus Melbourne

12.07.2019Lesedauer: 4 Min.
Prepper Trevor Andrei in Australien: Man muss auf alles vorbereitet sein, lautet seine Devise.Vergrößern des Bildes
Prepper Trevor Andrei in Australien: Man muss auf alles vorbereitet sein, lautet seine Devise. (Quelle: Trevor Andrei/t-online.de)

Klimakrise, Cyberkriege, Atomdesaster: Wie kann man sich wappnen? Trevor Andrei hat sich in Australien mit dem "Preppen" selbstständig gemacht. t-online.de hat mit ihm gesprochen.

Man muss keine apokalyptische Denkweise haben, um für den Notfall vorbereitet zu sein: Das sagt zumindest Trevor Andrei. Er habe den ersten begehbaren Laden Australiens eröffnet, der sich speziell auf die "Prepper"-Szene spezialisiert. Im Angebot ist all das, was man im Notfall zum Überleben gebrauchen könnte: von haltbarem Essen und Taschenmessern – bis hin zu Schutzanzügen und sogar Gasmasken.

"Die Grundmotivation für Prepper ist folgende: Wir wollen die Kontrolle bewahren, und das auch in Situationen, wenn die Dinge außer Kontrolle geraten," erklärt Andrei. "Die Zombies in einer Notfallsituation werden keine Untoten sein, es werden Deine Nachbarn sein, die nicht genug zu essen haben. Daher ist es wichtig, dass jeder Mensch gewappnet ist." Er selbst habe sich dazu entschlossen, mit seinen Überlebenstipps an die Öffentlichkeit zu gehen, um mehr Menschen zum Preppen zu ermutigen.

Prepper genießen keinen guten Ruf

Das Wort "Prepper" stammt aus dem Englischen von "to be prepared" – und bedeutet so viel wie: vorbereitet sein. Die Bewegung ist vor allem durch TV-Serien wie "Doomsday Preppers" in die Öffentlichkeit gerückt. In der Netflix-Doku werden verschiedenste Varianten apokalyptischer Zukunftsvisionen gezeigt: Sei es ein bärtiger Familienvater, der seine Kinder im Wald großzieht oder eine Großfamilie, die in einer Art "Mad-Max"-Festung lebt.

In den USA und auch Deutschland wird die Szene des Öfteren mit rechtsextremen Gruppen, Waffenbesitz und Verschwörungstheoretikern in Verbindung gebracht. Millionen Menschen bereiten sich in den USA auf das Schlimmste vor – das Geschäft mit dem Weltuntergang boomt. Auf das Thema Waffen angesprochen, erklärt Andrei hingegen, dass diese seiner Meinung nach nur bei der Jagd auf Tiere zum Einsatz kommen dürften. Dies sei ein Unterschied etwa zu rechtsextremen Preppern in den USA.

"Was in der Welt los ist"

Von Vorurteilen gegen Prepper hält Andrei wenig: "Prepper sind keine verrückten Verschwörungstheoretiker. Wir suchen nach verlässlichen Medienquellen, um herauszufinden, was in der Welt los ist. Der Unterschied ist, dass wir uns überlegen, ob wir in den Urlaub fahren, oder das Geld doch lieber dafür verwenden, um unsere Vorräte aufzustocken."

Das Interesse für sein Unternehmen sei hoch – er habe allein im letzten Monat mehr als 12.000 Besucher auf seiner Internetseite gehabt. Anfragen bekäme er aus aller Welt – auch Frauen seien vermehrt unter seinen Kunden. "Ich denke, dass mittlerweile viele Menschen erkennen, dass es viele große Probleme gibt, zum Beispiel Umweltkatastrophen oder politische Entwicklungen."

Training im Outback

Bevor Andrei sich selbstständig machte, lebte er viele Jahre im australischen Outback. Eine Erfahrung, die ihm die Möglichkeit eröffnet habe, seine Überlebenstechniken zu verbessern. "Falls es in Australien zu einer Katastrophe kommt, kann ich nur mit dem Inhalt meines Backpacks rund zwei Wochen überleben," so Andrei.

Geschäftstüchtig scheint er allemal zu sein. Neben seinem "Prepper"-Business bringt er Menschen bei, wie sie auch in der Stadt essbare Pflanzen anbauen können. In der Zukunft will er außerdem Kurse darüber anbieten, wie man sich am besten im australischen Busch durchschlagen kann.

Während die meisten Prepper sicherlich auch auf eine apokalyptische Katastrophe vorbereitet seien, gehe es vielen doch eher darum, sich auf realistische Ereignisse einzustellen. "Das ist nicht viel anders, als eine Lebensversicherung abzuschließen," sagt er. Er bereite Menschen sowohl für Jobverluste oder Stromausfälle vor – sowie für Klimakrisen oder toxische Desaster. "Sogar bei einem Jobverlust, wenn Sie ein paar zusätzliche Dosen wegstellen, können Sie damit überleben, bis sich Ihre Situation verbessert."

"In Australien gibt es Farmen, die größer sind, als manch ein europäisches Land. Dürre in einer Ecke der Farm, Überflutungen in einer anderen, so etwas kann schon mal vorkommen." 2015 haben Unbekannte die Server der australischen Wetterzentrale gehackt – das sei für viele im Land eine verheerende Situation gewesen. Die Zentrale gibt Auskunft über Wetterwarnungen, darunter zum Beispiel Tsunami- oder Hitzewarnungen. Cyberangriffe auf Regierungsbehörden und Infrastrukturen sind laut Andrei keine Hirngespinste, sondern eine Realität, auf die man sich einstellen sollte.

Und auch Australiens Nähe zu Nordkorea sowie dem Südchinesischen Meer bereite vielen im Land Sorge. "Australien steckt mit den USA unter einer Decke," so Andrei. Das Pine Gap, eine US-Militärbasis nahe Alice Springs, sei für Prepper ein besonderer Dorn im Auge. "Dass es zu einem nuklearen Desaster im Land kommt, halte ich aber eher für unwahrscheinlich."


Sollte es doch zu einer Katastrophe kommen, hat Andrei – wie die meisten Prepper – einen sogenannten "Bug-out-Ort" parat. Das ist ein Ort, an den er sich im Notfall absetzen kann. Wo genau das ist, will er allerdings nicht verraten. "Auch wenn ich gerne meine Geheimnisse teile, am Ende ist doch jeder auf sich selbst gestellt."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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