Tatverdächtiger als Islamist aufgefallen Schüsse in München: Was wir wissen – und was nicht
In der Münchner Innenstadt sind mehrere Schüsse gefallen. Laut Polizei wurde ein Verdächtiger von Polizeikugeln getroffen und ist in der Folge verstorben.
Großeinsatz für die Polizei in München, in der Luft kreist ein Hubschrauber: Der Grund sind Schüsse in der Innenstadt. Dabei sei der Tatverdächtige gestorben, sagt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Laut Medienberichten handelt es sich um einen 2006 geborenen Österreicher, der zuvor als Islamist aufgefallen sein soll.
Was wir wissen
In der Münchner Innenstadt im Bereich Karolinenplatz gab es am Morgen einen größeren Polizeieinsatz in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats. Um kurz vor 10 Uhr berichtete die Polizei auf der Plattform X über "die ersten gesicherten Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem laufenden Einsatz". Demnach feuerten Beamte im Bereich Karolinenplatz auf eine verdächtige Person. "Die Person wurde hierbei getroffen." Gegen 11 Uhr sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann: "Der Tatverdächtige ist gestorben."
Die Polizei München schreibt, dass Polizeikräfte eine Person gesehen hätten, die augenscheinlich eine Schusswaffe trug. Daraufhin habe sie gezielt auf die Polizisten geschossen, die Polizei habe das Feuer erwidert, so Innenminister Herrmann. Nach Polizeiangaben soll es sich um eine Repetierwaffe älteren Baujahres gehandelt haben.
Bei dem Schützen handelt es sich um einen 2006 geborenen österreichischen Staatsbürger mit bosnischen Wurzeln. Er wohnte in Österreich und soll erst vor Kurzem nach Deutschland eingereist sein. Nach München fuhr er mit dem Auto, wie aus Polizeipapieren hervorgeht.
Identität von Straftätern
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Er soll Sicherheitsbehörden bereits als Islamist bekannt gewesen sein. Laut der österreichischen Nachrichtenagentur ermittelten die Behörden in der Vergangenheit wegen islamistischen Inhalten auf dem Handy des Schützen, doch das Verfahren wurde eingestellt. Allerdings wurde damals ein Waffenverbot für den Mann verhängt, das laut Salzburger Polizei noch bis mindestens Anfang 2028 in Kraft geblieben wäre.
Am Donnerstagnachmittag teilten die Ermittler mit, dass sie von einem versuchten Terroranschlag bei der Tat ausgehen.
Hinweise auf weitere Verdächtige gibt es demnach derzeit nicht. Das israelische Außenministerium teilte mit, es seien keine Konsularmitarbeiter verletzt worden. Auch das Dokumentationszentrum erklärte, alle Mitarbeiter seien unverletzt.
Zahlreiche Polizisten sind vor Ort, auch ein Hubschrauber ist im Einsatz. Die Polizei rief dazu auf, den Bereich von Briennerstraße und Karolinenplatz großräumig zu meiden. Dort seien Verkehrssperren errichtet worden.
Auf einem in den sozialen Medien kursierenden Video sind kurz hintereinander viele Schüsse zu hören. Waffenexperte Lars Winkelsdorf erklärt bei t-online, es sei das Feuer der Polizisten auf den Täter zu erkennen. Dann gebe es eine kurze Pause – wahrscheinlich, so Winkelsdorf, seien die Polizisten zu diesem Zeitpunkt in Deckung gegangen. Dann: gezieltes Einzelfeuer, wohl erneut aus der Waffe der Beamten. Winkelsdorf tippt auf eine MP5, die Standard-Maschinenpistole der Polizei.
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Eine Augenzeugin berichtete t-online, ein Mann habe von der Straße aus in die Fenster eines Gebäudes geschossen. Sie selbst habe sich innerhalb dieses Gebäudes befunden, sagte die Frau.
Der Tatort ist historisch sowie sicherheitstechnisch besonders sensibel. Das NS-Dokumentationszentrum wurde auf den Ruinen des sogenannten Braunen Hauses, der ehemaligen Parteizentrale der Nationalsozialisten, errichtet. Außerdem befindet sich auf der anderen Seite das israelische Generalkonsulat. Beide Gebäude bedürfen wegen ihrer Gefährdung besonderen Schutz, den sowohl die bayerische Polizei als auch von Israel beschäftigte Sicherheitskräfte gewährleisten sollen.
Zudem ist der heutige 5. September der Jahrestag des Olympia-Attentats von München. 1972 überfiel an diesem Tag ein palästinensisches Terrorkommando die Olympiamannschaft Israels in deren Quartier im Münchner Olympiadorf. Elf Israelis starben, auch ein Polizist kam bei der missglückten Befreiungsaktion auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck ums Leben.
Was wir nicht wissen
Ob die Tat mit der historischen und sicherheitstechnischen Bedeutung des Tatorts im Zusammenhang steht, ist nicht bekannt. Auch der Zusammenhang mit dem Jahrestag des Attentats von München ist unklar. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält einen solchen Zusammenhang für denkbar.
Er sprach von einem "schlimmen Verdacht", sagt Söder. Der 5. September ist der Gedenktag an das Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft in München am 5. September 1972. Der Schutz jüdischer Einrichtungen sei für ihn von ganz zentraler Bedeutung.
- Nachrichtenagentur dpa und Reuters
- sz.de: "Israelisches Konsulat will mitten ins einstige Naziviertel ziehen"
- Meldungen der Polizei München
- spiegel.de: "Tatverdächtiger von München soll als Islamist aufgefallen sein"