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Bayern: "Go Solar"-Geschäftsführer räumt Firmenkonto leer und taucht ab


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Solarfirma in Bayern
Chef plündert Konto und verschwindet: Viele Kunden geprellt


Aktualisiert am 06.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Sonnenenergie optimal nutzen: Für Eigenheimbesitzer ist eine Solaranlage auf dem Dach eine Option.Vergrößern des Bildes
Für Eigenheimbesitzer ist eine Solaranlage auf dem Dach eine Option (Archivbild): Der Geschäftsführer einer Firma in Bayern zockte seine Kunden jedoch in Millionenhöhe ab. (Quelle: Nestor Bachmann/dpa-tmn)
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In Bayern plündert der Geschäftsführer eines Solaranlagen-Unternehmens das Firmenkonto – und verschwindet mit einer Millionensumme. Den Schaden haben auch die Kunden.

Auf der Verbraucherseite "Trustpilot" sind die Bewertungen für die Go Solar GmbH in den vergangenen Tagen schlagartig ins Negative gekippt. Vielfach ist von Betrug die Rede, geleistete Zahlungen seien futsch, Strafanzeigen bei der Polizei seien gestellt worden. Dabei versprach die Solaranlagen-Firma vollmundig auf "Trustpilot": "Unsere Mission ist es, das Leben von Hausbesitzern zu verbessern ..." Zudem biete das Unternehmen "ein erstklassiges Kundenerlebnis durch einen zuverlässigen Verkaufsprozess und eine schnelle, hochwertige Installation".

Glaubt man dem auf dem Verbraucherportal abgegebenen Bewertungen für die Go Solar GmbH aus Oberschleißheim im oberbayerischen Landkreis München, war das offenbar bis Ende vergangenen Jahres auch so: Die bis dahin durchweg positiven Bewertungen ließen darauf schließen, dass das Geschäft mit dem Verkauf und der Montage von Solaranlagen gut lief.

Mitarbeiter: "Das riecht nach Betrug"

Doch seit dem 18. Juli haben es die Kunden mit einer völlig anderen Situation zu tun. Wie der "Merkur" berichtete, soll der Geschäftsführer das Firmenkonto geplündert haben und mit einer Millionensumme abgetaucht sein. Die Internet-Firmenseite ist seitdem nicht mehr erreichbar.

"Nichts geht mehr, es herrscht Chaos", sagte ein noch verbliebener Mitarbeiter dem "Merkur". Er wollte seinen Namen nicht öffentlich preisgeben. Etliche Kunden würden nun um ihre Anzahlungen bangen. "Das riecht nach Betrug", so der Mann, der bisher als Handelsvertreter die Solaranlagen verkaufte. Inzwischen ermittelt in dem Fall die Polizei, mehrere Strafanzeigen sind eingegangen und es würden täglich mehr.

Firmengeflecht des Drahtziehers

Im Mittelpunkt des mutmaßlichen Betrugs zieht offenbar ein Mann die Fäden. Dabei handle es sich um einen 45 Jahre alten Nigerianer. Laut der Wirtschaftsanalyse-Plattform Northdata heißt er Chuks Powell Ojei – und ist Geschäftsführer der Go Solar GmbH. Aber nicht nur. Laut Northdata ist er auch noch von zwei weiteren, fast namensgleichen Unterfirmen Geschäftsführer. Zudem findet sich unter der Oberschleißheimer Adresse eine "Deep Holdings GmbH". Darauf weise ein an den Briefkasten geklebter kleiner grüner Zettel hin. Der untergetauchte 45-Jährige steht inzwischen unter Verdacht, das Unternehmenskonto leer geräumt zu haben.

"Eine Weile lief alles reibungslos", sagte der Handelsvertreter weiter. So habe Go Solar etwa eine "Photovoltaik All-In-One-Anlage" zum "konkurrenzlosen Aktionspreis" von 16.999 Euro angeboten. Laut "Merkur" habe die Firma im vergangenen Jahr 2023 15 Millionen Euro Umsatz gemacht.

Obendrein habe das Unternehmen mit dem namhaften Hersteller Viessmann kooperiert, was für einen zusätzlichen Schub sorgte. Dank günstiger Einkaufspreise habe Go Solar die Chance gehabt, die Anlagen "in ganz Deutschland zu verkaufen und zu verbauen. Das lief gut, es war ein leichtes Geschäft", führte der Mitarbeiter weiter aus. Doch im April dieses Jahres bekam das Ganze einen Knick.

Mitarbeiter bekamen plötzlich kein Gehalt mehr

Vor Ort in Oberschleißheim wurde der nigerianische Geschäftsführer nur noch gelegentlich gesehen. Die Mitarbeiter aus dem Innendienst hätten kein Gehalt mehr bekommen – und verließen das Unternehmen. Derweil habe sich der Geschäftsführer selbst ein "vierstelliges Gehalt" auszahlen lassen. Laut dem Handelsvertreter verschob er Termine und habe die Mitarbeiter angewiesen, "immer weiter zu verkaufen". Bis es am 18. Juli knallte. Ab da war Chuks Powell Ojei nicht mehr erreichbar.

Zwei Mitarbeiter wollten noch die Kunden warnen – was nicht möglich war, weil das Marketing "über eine externe Firma" mit Sitz in Dubai lief. Weil auch die nicht mehr bezahlt wurde, rückte sie die Kundendaten nicht raus.

Kunden bleiben auf Schuldenberg sitzen

Bis jetzt hätten sich offene Forderungen in Höhe von rund 160.000 Euro angehäuft. Für Strom, Vertrieb oder den Partner Viessmann. Hinzu kommen Zahlungen, die Kunden bereits komplett – 16.999 Euro – oder als Anzahlung geleistet hatten. Ob sie ihr Geld wiedersehen, ist ungewiss. Kunden, die Kredite aufgenommen haben, bleiben im schlimmsten Fall auf einem Berg Schulden sitzen. "Es ist ein Potpourri an Straftaten, von Urkundenfälschung über Unterschlagung bis Betrug – und dieser wurde sehr professionell eingefädelt", sagte Hyazinth Styra. Sie ist eine der abgezockten Kundinnen. Die Familie kämpfe nun mit den Schulden. "Der Schaden ist für uns durch die Kreditfinanzierung nicht in Worte zu fassen."

Viessmann kündigte inzwischen rechtliche Schritte gegen die Go Solar GmbH an. Dass der Name des Unternehmens "augenscheinlich für kriminelle Zwecke missbraucht" wurde, "bedauern wir sehr", teilte eine Firmensprecherin mit.

Verwendete Quellen
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