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Mord in Thailand: Schauspieler-Sohn zerstückelt Mann in 14 Teile


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Anwalt äußert sich
Brutaler Mord in Thailand: "Er weiß, was er getan hat"


Aktualisiert am 09.08.2023Lesedauer: 6 Min.
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Schauspieler-Sohn Daniel Sancho soll den Körper des Opfers in 14 Teile zerstückelt haben. (Quelle: t-online)
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Auf einer thailändischen Trauminsel hat sich ein aufsehenerregendes Verbrechen ereignet. Der mutmaßliche Täter ist der Sohn eines Schauspielers. Was steckt dahinter?

Es klingt wie ein Krimi, der in einem Urlaubsparadies spielt – und ist doch die Realität. Auf der thailändischen Insel Ko Pha-ngan hat sich ein brutaler Mord ereignet. Auf einer Müllhalde fanden Bewohner unlängst menschliche Überreste. Von Eingeweiden und zerstückelten Körperteilen ist in Berichten die Rede.

Der Fall ist deshalb so spektakulär, weil der mutmaßliche Mörder kein Unbekannter ist. Daniel Sancho, Sohn des spanischen Schauspielers Rodolfo Sancho, steht im Fokus der Ermittlungen. Wie die Polizei auf Ko Pha-ngan mitteilte, hat der 29-Jährige die Tat inzwischen gestanden.

Zwar gilt bis zu einer möglichen Verurteilung die Unschuldsvermutung, doch schon jetzt drängen sich mehrere Fragen auf: In welchem Verhältnis standen das Opfer und der mutmaßliche Mörder zueinander? Welche Strafe droht Sancho im Falle einer Verurteilung – und was sagt sein berühmter Vater zu den Geschehnissen? Das sind die Hintergründe.

Was ist passiert?

Am vergangenen Donnerstag, 3. August, machten Bewohner auf einer Mülldeponie auf Ko Pha-ngan einen schrecklichen Fund: eine Plastiktüte mit Leichenteilen. Laut Berichten handelte es sich um ein menschliches Becken und Eingeweide. Die Polizei stellte die menschlichen Überreste sicher und machte die Entdeckung öffentlich. Daraufhin meldete der tatverdächtige Daniel Sancho den 44-jährigen Edwin Arrieta Arteaga als vermisst.

Wie die deutschsprachige Nachrichtenseite "Der Farang" berichtete, habe Sancho zunächst angegeben, dass er am Vortag (2. August) mit Arrieta unterwegs war, aber Letzterer am Abend verschwunden sei. Dann die überraschende und schnelle Wendung: Sancho gestand auf der Wache, den 44-Jährigen ermordet, die Leiche zerstückelt und die Körperteile entsorgt zu haben.

Am Freitag (4. August) entdeckte die Polizei weitere Leichenteile und Kleidung, darunter offenbar zwei Beine – DNA-Tests ergaben der Nachrichtenagentur Reuters zufolge, dass es sich bei dem Toten um Edwin Arietta handelt.

Aber warum musste der Mann sterben?

Zwischen Arrieta und Sancho soll es nach Aussage des mutmaßlichen Täters zum Streit in einem Hotelzimmer gekommen sein. Zuvor soll sich der 44-Jährige angenähert und Sex eingefordert haben – das wies der 29-Jährige nach eigener Aussage ab. Er habe den Kolumbianer geschlagen und geschubst. Dabei sei er mit dem Kopf auf den Badewannenrand geprallt und gestorben.

Leiche in 14 Teile zerstückelt

Erste Ermittlungen der Polizei deuten darauf hin, dass sich die Situation so oder so ähnlich zugetragen haben könnte. Bei der Durchsuchung des mutmaßlichen Tatortes fanden Ermittler im Abfluss Blutspuren, Gewebe, Fett und Haare, berichtete die thailändische "Bangkok Post". Diese würden nun untersucht.

Nach dem Tötungsdelikt soll Sancho den Körper in 14 Teile zerstückelt haben: Einige soll er in Plastiktüten in eine Mülltonne geworfen, andere auf der besagten Müllhalde abgeladen haben. Zudem gibt es Berichte, dass der mutmaßliche Täter den Kopf und den Rumpf des Opfers in der Nähe des Hotels am Haad Salad Beach mithilfe eines Kajaks auf dem Meer entsorgt hätte. Die Polizei bestätigte EFE den Fund des Kopfes.

Nach der Entsorgung der Leiche soll der 29-Jährige mit zwei Frauen eine "Full Moon Party" (Vollmondparty) besucht haben – ehe er sich im Morgengrauen an die Polizei wandte. Diese Informationen bestätigte die Polizei zunächst nicht.

War der Mord geplant?

Nach Sanchos Aussage tötete er den Kolumbianer im Streit. Doch laut Polizei gibt es Hinweise darauf, dass er den Mord schon vorher geplant haben könnte: Wie aus einem Polizeibericht hervorgeht, der mehreren Medien vorlag, soll der 29-Jährige am 1. August, also einen Tag vor der mutmaßlichen Tat, einen verdächtigen Einkauf getätigt haben. Auf Überwachungskameras eines Einkaufsladens ist demnach zu sehen, wie er ein Messer, Müllsäcke, Gummihandschuhe, einen Schwamm und Reinigungsmittel kauft.

Am Wochenende wurde Haftbefehl gegen den Verdächtigen erlassen – inzwischen sitzt der 29-Jährige in Untersuchungshaft auf der Nachbarinsel Ko Samui. Die Vorwürfe gegen ihn lauten: vorsätzlicher Mord und Entfernen und Verstecken von Körperteilen, um den Tod oder die Todesursache zu verschleiern. Dies bestätigte der Polizeigeneral Saranyu Chamnanrat der Nachrichtenagentur Reuters. Die Suche nach weiteren Leichenteilen werde fortgesetzt, die Ermittlungen dauerten an.

Wer ist der mutmaßliche Mörder?

Sancho ist der Sohn des spanischen Schauspielers Rodolfo Sancho, der unter anderem durch die Fernsehserie "El Ministerio de Tiempo" ("Das Ministerium der Zeit") bekannt wurde. Sanchos Großvater ist der ebenfalls berühmte spanische Schauspieler Felix Angel Sancho Gracia (u.a. "Curro Jimenez, der andalusische Rebell"), der im August 2012 verstorben ist.

Daniel Sancho soll auf Ko Pha-ngan als Tourist unterwegs gewesen sein. Er arbeitete als Koch und betrieb einen YouTube-Kanal.

Berichten zufolge zeigte sich Sancho sehr kooperativ bei den Ermittlungen. Wie der spanische Fernsehsender RTVE berichtete, darf er derzeit aufgrund von Covid-Vorkehrungen zehn Tage lang lediglich seine Anwälte empfangen und verbringe die meiste Zeit in Einzelhaft. Der Nachrichtensender CNN meldete, der Verdächtige soll während der Ermittlungen und mindestens bis zum Prozessbeginn in Gewahrsam bleiben.

Laut Nachrichtenagentur EFE stand Sancho bislang ein thailändischer Pflichtverteidiger zur Seite, am Dienstag traf ein von der Familie engagierter Anwalt im Gefängnis ein. Khun Anan erklärte nach seinem Treffen mit dem Beschuldigten laut Medienberichten: "Er ist entspannt. Er weiß, was er getan hat und ich habe ihm den Vorgang bereits erklärt." Er habe mit seinem Mandanten eine Strategie für die Verhandlung entworfen. Die Sicherheitsverwahrung könne auf bis zu 89 Tage verlängert werden.

Wann der Prozessbeginn sein wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Die Spurensuche kann Wochen oder Monate in Anspruch nehmen.

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Was sagt Sanchos Vater zu den Vorwürfen?

Daniel Sanchos Familie veröffentlichte der Nachrichtenagentur Reuters zufolge am Sonntag ein Statement zu den aktuellen Geschehnissen. Demnach baten Sanchos Angehörige um den "maximalen Respekt sowohl für Daniel Sancho selbst als auch für die ganze Familie in diesen heiklen Momenten maximaler Verwirrung".

Die spanische Zeitung "AS" berichtete, aus Sanchos Umfeld hieß es, er habe das Geständnis unter "emotionalem Druck" abgelegt. Ein spanischer Journalist in Thailand sagte, der Tatverdächtige habe eingeräumt, dass die Beweise zu offensichtlich waren.

Rodolfo Sancho bereitet sich angeblich auf eine Reise nach Thailand vor oder soll bereits vor Ort sein – doch diese Informationen bestätigte die Familie nicht. Wegen der vorgeschriebenen Covid-Isolation dürfte den Verdächtigen derzeit ohnehin kein Familienmitglied im Gefängnis besuchen.

Wer ist das Mordopfer?

Der Getötete ist der 44-jährige Edwin Arrieta Arteaga. Er soll eine Praxis für plastische Chirurgie im kolumbianischen Montería betrieben haben. Der Bürgermeister der Gemeinde, Carlos Ordosgoitia, sprach Arrietas Familie auf X, ehemals Twitter, sein Beileid aus: "Edwins Weggang tut uns in der Seele weh. Großartiger Mensch, Freund und ausgezeichneter Fachmann."

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Die Nachrichtenagentur EFE berichtete, Arrietas Familie wolle sich nicht äußern, um die Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen. Das kolumbianische Konsulat stehe demnach in Kontakt mit den örtlichen Behörden in Thailand.

Woher kannten sich Opfer und mutmaßlicher Täter?

Die Beziehung zwischen mutmaßlichem Täter und Opfer ist undurchsichtig. Verwandte von Arreta sagten der Polizei laut "Bangkok Post", dass der Spanier und der Kolumbianer seit rund einem Jahr liiert gewesen seien. Arretas Schwester sagte Berichten zufolge hingegen, dass sie nicht gewusst habe, dass Sancho Arretas Freund gewesen sein soll. "Dieser Mann hat unser Haus noch nie betreten."

In früheren Berichten hieß es, Sancho habe eine romantische Beziehung zu dem Chirurgen als falsch zurückgewiesen. Am Dienstag berichte das spanische Medium "Principal" jedoch, der mutmaßliche Täter habe die Beziehung inzwischen eingeräumt. Der 44-Jährige habe eine Trennung nicht akzeptieren wollen und gedroht, die Beziehung öffentlich zu machen, so Sanchos Aussage.

Der Nachrichtenagentur EFE sagte der mutmaßliche Mörder vor seiner Inhaftierung: "Ich bin schuldig, aber ich war Edwins Geisel. Er hielt mich als Geisel. Es war ein Glaskäfig, aber es war ein Käfig." Arreta habe ihn dazu drängen wollen, die Beziehung zu seiner Freundin zu beenden. "Er hat mich dazu gebracht, Dinge zu tun, die ich nicht getan hätte", beschuldigte Sancho den 44-Jährigen. Weiter führte er aus: "Er war besessen von mir." Arreta habe ihn getäuscht, er habe ihn glauben lassen, gemeinsame Geschäfte machen zu wollen. "Aber das einzige, was er wollte, war, dass ich sein Freund bin", sagte der mutmaßliche Mörder zu EFE.

In weiteren Berichten hieß es, Sancho habe Arreta beschuldigt, seine Familie bedroht zu haben. Unter anderem soll er den 29-Jährigen mit intimen Fotos erpresst haben.

Dem Bericht zufolge hatten sich die beiden Männer auf Instagram kennengelernt – wann, war zunächst unklar. Noch gibt es also keine gesicherten Informationen darüber, in welchem Verhältnis die beiden wirklich zueinander standen.

Welche Strafe droht Sancho jetzt?

Wie der Fernsehsender RTVE berichtete, droht Sancho bei Verurteilung lebenslange Haft, also 15 Jahre Gefängnis – oder die Todesstrafe, die in Thailand immer noch verhängt wird. Eine derartige Verurteilung oder gar eine Vollstreckung ist in dem Land aber nur noch äußerst selten.

Zuletzt wurden viele Verurteilungen zur Todesstrafe in lebenslängliche Freiheitsstrafen umgewandelt. 2018 fand die letzte Hinrichtung statt. Wird Sancho verurteilt, wäre es möglich, dass er einen Teil seiner Haftstrafe in seinem Heimatland Spanien absitzen könnte.

Im Gespräch mit dem spanischen Sender "El programa de verano", das eine Journalistin vor Sanchos Inhaftierung mit ihm führte, sagte er, er wolle nach Spanien zurückkehren. "Himmel und Erde" sollten dafür in Bewegung gesetzt werden.

Zugleich lobte er: "Die Polizei behandelt mich sehr gut." Er habe vor seiner Inhaftierung "im besten Hotel der Insel" mit Beamten gegessen. Den guten Umgang führte der Spanier auf seine Bereitschaft zur Kooperation zurück – und weil er sich "gut benehme".

Verwendete Quellen
  • reuters.com: "Son of Spanish actor detained in Thailand in grisly murder case" (englisch)
  • bangkokpost.com: "Spanish chef admits to Koh Phangan killing" (englisch)
  • rtve.es: "Así es Daniel, el hijo mayor de Rodolfo Sancho que quiso seguir los pasos de su padre" (spanisch)
  • cnnespanol.cnn.com: "El español Daniel Sancho está detenido en Tailandia, acusado del asesinato del cirujano colombiano Edwin Arrieta" (spanisch)
  • efe.com: "Daniel Sancho entra en prisión en Tailandia por el supuesto asesinato de Edwin Arrieta" (spanisch)
  • twitter.com: Tweet von @caordosgoitia (spanisch)
  • elmundo.es: "Daniel Sancho y Edwin Arrieta Arteaga: lo que se sabe de la relación que tenían el chef y el médico colombiano" (spanisch)
  • thaiexaminer.com: "Spaniard highly likely to be handed down a death sentence for cruel, planned and callous murder" (englisch)
  • as.com: "El motivo por el que Daniel Sancho se declaró culpable del asesinato de Edwin Arrieta" (spanisch)
  • der-farang.com: "Koh-Phangan-Mord: Spanier bestreitet Beteiligung"
  • principal.cat: "LAS PRIMERAS DECLARACIONES PÚBLICAS DE DANIEL SANCHO: 'ESTOY CENANDO EN EL MEJOR HOTEL DE LA ISLA'" (spanisch)
  • larazon.es: "Khun Anan, abogado de Daniel Sancho: 'Está relajado y tranquilo'" (spanisch)
  • principal.cat: "DANIEL SANCHO YA PLANEA SU VIDA DENTRO DE PRISIÓN: 'SABE LO QUE HA HECHO'" (spanisch)
  • bundestag.de: "Anwendung der Todesstrafe in Thailand"
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