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Wegen falscher Maskenatteste: Erste Ärztin muss hinter Gitter


Reichsbürgerin ohne Einsicht
Ärztin muss für Maskenatteste hinter Gitter


Aktualisiert am 04.08.2022Lesedauer: 2 Min.
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Ein Schild weist auf die Maskenpflicht hin (Symbolbild): In Hagen hat sich ein 27-Jähriger vehement gegen die Maskenpflicht gewehrt.Vergrößern des Bildes
Ein Schild weist auf die Maskenpflicht hin (Symbolbild). Eine bayerische Ärztin soll wegen des Ausstellens von Befreiungen ohne Diagnosen in Haft. (Quelle: photothek/imago-images-bilder)

Sie war völlig uneinsichtig: Offenbar erstmals in Deutschland soll eine Ärztin hinter Gitter, weil ihr beim Ausstellen von Maskenattesten alles egal war.

Das Amtsgericht in Garmisch-Partenkirchen hat eine Ärztin zu zwei Jahren ohne Bewährung verurteilt. Wenn das Urteil rechtskräftig wird, muss damit offenbar zum ersten Mal in Deutschland eine Medizinerin ins Gefängnis für das Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse in der Corona-Pandamie. Außerdem erhielt sie ein dreijähriges Berufsverbot.

Die Medizinerin Gudrun S. aus Bad Kohlgrub war deutschlandweit die Erste, bei der bereits im Juli 2020 wegen mutmaßlich falscher Maskenbefreiungen Praxis- und Privaträume durchsucht wurden: Damals war bekannt geworden, dass sie als Gegenleistung für eine Spende an eine örtliche Corona-Protestgruppe Atteste ausstellte. Auf ihre Attest-Kunden waren die Ermittler offenbar über die Abfrage eines Spendenkontos gekommen, berichtete sie damals in einem Video auf Telegram. Sie behauptetet, sie habe auch diversen prominenten Namen entsprechende Atteste ausgestellt, diese Akten aber gesondert verwahrt. Ermittler hätten sie nicht gefunden.

Nach Durchsuchung weitergemacht

Von der Durchsuchung ließ S. sich damals nicht beeindrucken: Sie stellte weiter Atteste aus, nach Feststellung des Gerichts ohne entsprechende Erhebung einer Anamnese oder ärztliche Untersuchung. Das erfüllt den Straftatbestand des Ausstellens falscher Gesundheitszeugnisse. Auch die Nutzung solcher Atteste kann eine Straftat sein. Dass sie einfach weitermachte, hat maßgeblich zu der Verurteilung ohne Bewährung geführt. Der Richter habe keine Reue und Einsicht festgestellt und damit keine günstige Prognose für die Zukunft stellen können, so die Direktorin des Amtsgerichts, Christine Schäfer, zu t-online.

Der Arzt Rolf Kron, einer der Köpfe der deutschen Impfgegnerbewegung und selbst zeitweise mit einem Berufsverbot belegt, lobte hingegen die Ärztin nach dem Urteil dafür, dass sie sich geweigert habe, Diagnosen zu stellen. In einem Video sagte er, sie sei wie bei Zigarettenpackungen vorgegangen: als Begründung für Befreiungsatteste "Masken schaden Ihrer Gesundheit".

Angeklagt war die Ärztin wegen falscher Atteste in 309 Fällen. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft hielt ihr im Plädoyer vor, mit ihrem Vorgehen auch mögliche Infektionsketten ausgelöst zu haben, die bis hin zum Tod von Menschen geführt haben könnten. Er hatte zwei Jahre und sechs Monate Gefängnis für die uneinsichtige Medizinerin gefordert. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert.

Der Mann der Ärztin verlor seine Waffenbesitzkarte

Nach dem Urteil kündigte S. an, gegen das Urteil vorzugehen, "um nichts anbrennen zu lassen". Sie gab sich überzeugt: "Alles Weitere wird sich auf der internationalen Bühne abspielen." Wie unter Verschwörungsideologen üblich, glaubt S. offenbar, dass es Systemumstürze geben wird. S. hänge Reichsbürgerideologien an, wie das Portal "endstation-rechts" berichtet. Ihrem Mann, der in der Szene bekannt ist, sei auch wegen Unzuverlässigkeit eine Waffenbesitzkarte entzogen worden sei, heißt es dort weiter. S. wollte ihm zufolge im Gericht als "Mensch Gudrun" angesprochen werden.

In den Sitzungssaal der Hauptverhandlung durften mehr Zuhörer, als dort eigentlich Besucherstühle stehen (32). Masken mussten nicht getragen werden. In der Verhandlung kam es wiederholt zu Unmutsäußerungen, aber nicht zu Ausschreitungen. Das Gericht hatte die Wachtmeister in den Raum beordert, zusätzlich war zur Sicherheit auch Polizei dort, musste aber nicht eingreifen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit der Direktorin des Amtsgerichts
  • Telegram-Kanal Rolf Kron
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