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Affenpocken: In diesen Ländern gibt es bestätigte Fälle


Experten mahnen
In diesen Ländern gibt es bestätigte Fälle von Affenpocken

Von dpa, afp
Aktualisiert am 20.05.2022Lesedauer: 4 Min.
Elektromikroskopische Aufnahme von Affenpockenviren: Vor allem Männer, die Sexualkontakt zu anderen Männern hatten, sind betroffen.Vergrößern des Bildes
Elektromikroskopische Aufnahme von Affenpockenviren: Vor allem Männer, die Sexualkontakt zu anderen Männern hatten, sind betroffen. (Quelle: Cynthia S. Goldsmith/Russell Regner/CDC/AP/dpa)
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In immer mehr Ländern werden die ersten Fälle von Affenpocken bestätigt. Nun ist auch Deutschland betroffen. Virologen sprechen von einer ungewöhnlichen Entwicklung und fordern Sensibilisierung.

Während Fälle der eigentlich seltenen Affenpocken in immer mehr Ländern nachgewiesen werden, mahnen Experten zur Wachsamkeit. Mittlerweile wurden Infektionen in Deutschland, Spanien, Portugal, den USA, Schweden, Frankreich, Kanada, Australien und Italien gemeldet. Am Donnerstag meldete auch Belgien einen Fall. Auch Israel und die Schweiz haben Patienten mit dem Virus.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief zu einer Nachverfolgung aller Kontakte der Betroffenen auf. Die Virus-Erkrankung verursacht nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) meist nur milde Symptome, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt.

Affenpocken auch in Deutschland angekommen

Am Freitag wurde auch in Deutschland der erste Fall von Affenpocken bestätigt. Das teilte das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr mit. Bei einem Patienten wurde das Virus am Donnerstag zweifelsfrei festgestellt, er habe charakteristische Hautveränderungen gezeigt.

In Schweden ist am Donnerstag der erste Fall einer Infektion mit der Virus-Erkrankung Affenpocken bestätigt worden. Wie die schwedische Gesundheitsbehörde mitteilte, ist eine Person im Großraum Stockholm infiziert. In Italien ist ebenso eine erste Infektion mit Affenpocken festgestellt worden. Der Assessor für Gesundheit der Region Latium, Alessio D'Amato, bestätigte das am Donnerstag. In Großbritannien waren am Donnerstag zwei weitere Fälle von Affenpocken erfasst worden. Damit sind dort seit Anfang Mai neun bestätigte Fälle aufgetreten.

USA, Kanada, Spanien, Frankreich und Portugal melden Infektionen

Auch in den USA sei eine Person aus dem Bundesstaat Massachusetts im Nordosten des Landes betroffen, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Mittwoch mit. In Spanien wurden acht Infektionen in der Hauptstadt Madrid gemeldet, wie die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden am Mittwoch berichtete.

Für Portugal meldete die EU-Gesundheitsbehörde ECDC fünf bestätigte Fälle. Australien meldete am Freitag einen ersten Fall von Affenpocken bei einem männlichen Reisenden, der vor kurzem aus Großbritannien zurückgekehrt war. Ein weiterer möglicher Fall, ein Mann, der ebenfalls kürzlich nach Europa gereist war, wird noch geprüft. Beide Männer erkrankten nach ihrer Ankunft in Australien leicht und zeigten Symptome. In Kanada wurden zwei Fälle in der Provinz Quebec gemeldet, die ersten bestätigten Infektionen in dem Land. Die Behörden gehen zudem 17 Verdachtsfällen nach.

Auch in Frankreich gibt es den ersten Fall. Ein 29 Jahre alter Mann aus dem Großraum Paris befinde sich derzeit in häuslicher Isolation, teilte die französische Gesundheitsbehörde am Freitag mit. Er sei zuvor nicht in ein Land gereist, in dem das Virus nachgewiesen worden sei. Wo die neue Seuche sonst noch droht, lesen Sie hier im Artikel.

Bei der Mehrheit der bisher bekanntgewordenen Fälle sind Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten. Für Deutschland war zunächst kein Fall erfasst. "Dem RKI wurde bislang nie ein Fall von Affenpocken in Deutschland bekannt", hieß es am Donnerstagmorgen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur vom RKI.

Affenpocken bislang vor allem in Afrika aufgetreten

Kliniken und Bevölkerung müssten dafür sensibilisiert werden, einen ungewöhnlichen Hautausschlag von Fachpersonal begutachten zu lassen, teilte die WHO am Mittwochabend mit. Erhärte sich der Verdacht auf Affenpocken, sollten Patienten isoliert werden. Gesundheitspersonal solle sich mit den üblichen Vorkehrungen bei Infektionen, die sich über Kontakt oder Tröpfchen ausbreiten können, schützen.

Affenpocken-Infektionen beim Menschen waren bislang vor allem aus einigen Regionen Afrikas bekannt. Bereits angesichts der ersten bekanntgewordenen Fälle in Großbritannien, wo das Virus Anfang Mai nachgewiesen wurde, hatte das RKI Ärzte in Deutschland für die Virusinfektion sensibilisiert. In einem vom RKI veröffentlichten Beitrag heißt es, Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien. Männer, die Sex mit Männern haben, sollten bei ungewöhnlichen Hautveränderungen "unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen".

"Die jetzt außerhalb Afrikas auftretenden Fälle sind schon ungewöhnlich und müssen genau untersucht und eine etwaige weitere Verbreitung genau beobachtet werden", hieß es am Donnerstag vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). "In der Vergangenheit waren die Affenpocken-Ausbrüche begrenzt in der Ausbreitung", sagte der Virologe Stephan Becker von der Uni Marburg der Deutschen Presse-Agentur. Infektionsketten zwischen Menschen seien ungewöhnlich und müssten eng überwacht werden.

Bisher keine Therapie oder Impfung

Nach UKHSA-Angaben zählen zu den ersten Krankheitsanzeichen: Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung. Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteile ausbreite. Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis ähneln.

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Es gibt keine spezifische Therapie und keine Impfung gegen Affenpocken. Historischen Daten zufolge schützt aber eine Pockenimpfung gut vor Affenpocken – und das wohl lebenslang. Wie das RKI erläutert, haben weite Teile der Weltbevölkerung allerdings keinen Impfschutz.

In Nigeria würden seit 2017 vermehrt Affenpocken-Infektionen beim Menschen diagnostiziert – und Fälle in Verbindung mit Reisen dorthin vor allem im Vereinigten Königreich. Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. "Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden", heißt es im RKI-Bericht. Übertragungen von Mensch zu Mensch durch Kontakte mit Körperflüssigkeiten oder Krusten seien mit Infektionsketten von bis zu sechs Menschen beschrieben. "Auch die sexuelle Übertragung von Pockenviren ist möglich", hieß es.

Sander: Grund zur Panik besteht nicht

"Der aktuelle Ausbruch deutet auf eine veränderte Mensch-zu-Mensch-Übertragbarkeit hin", schrieb der Leiter der Klinik für Infektiologie an der Berliner Charité, Leif Sander, am Donnerstag auf Twitter. Die nachlassende Bevölkerungsimmunität seit Ende der Pockenimpfungen trage vermutlich dazu bei.

Der Wissenschaftler beschreibt die Affenpocken als weniger krankmachend als die Pocken, es sei aber "dennoch eine ernste und in Einzelfällen tödliche Erkrankung". Grund zur Panik sieht Sander derzeit "sicher nicht": Der Ausbruch zeige aber, "wie sehr Infektionskrankheiten in einer globalisierten Welt eine ständige Gefahr darstellen, auf die wir uns besser vorbereiten müssen".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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