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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Sieht für mich sehr verdächtig aus" Neues Papst-Bild wirft mehr Fragen auf als es beantwortet

Ein einziges Foto von Papst Franziskus sollte Klarheit bringen – doch stattdessen befeuert es die Gerüchteküche. Kritiker zweifeln an der Echtheit des Bildes.
Seit dem 14. Februar befindet sich Papst Franziskus im Krankenhaus. Anders als bei seinen Vorgängern auf dem Papststuhl gab es keine Bilder aus der Klinik oder vom Krankenbett. Die Gläubigen bekamen den Pontifex nicht zu Gesicht – nicht einmal die Kardinäle. Bis zum vergangenen Sonntag: Da veröffentlichte der Vatikan ein Foto des Papstes.
Es zeigt das Oberhaupt der katholischen Kirche in einer ruhigen, intimen Atmosphäre, aufgenommen von schräg hinten, sodass er im Profil sichtbar ist. Das Gesicht des Papstes ist kaum zu erkennen, seine Augen scheinen geöffnet und leicht nach unten gerichtet zu sein. Seine Körperhaltung wirkt zusammengesunken, leicht nach vorn gebeugt, seine Schultern eingefallen. Seine Hände ruhen auf seinem Schoß, werden aber zum Teil von einer violettfarbenen Stola verdeckt.
Der Papst trägt eine traditionelle, weiße Robe, die insgesamt ordentlich, jedoch leicht zerknittert erscheint. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass ihm zum Zeitpunkt der Aufnahme Sauerstoff verabreicht wurde, wie es laut dem Vatikan in den Wochen seines Klinikaufenthalts notwendig war.
Papst Franziskus soll Messe in der Kapelle der Klinik gefeiert haben
Nach Angaben des Vatikans wurde das Foto am vergangenen Sonntag aufgenommen, als der Papst mit anderen Priestern in der Kapelle der Klinik die Messe gefeiert haben soll. "Heute früh hat Papst Franziskus die Heilige Messe in der Kapelle der Wohnung in der zehnten Etage der Gemelli-Klinik mitgefeiert", schrieb das Presseamt des Vatikans zu dem Foto. Doch von anderen Personen ist auf dem Bild nichts zu sehen.
Im Zentrum steht stattdessen ein schlichter Altar. Dieser ist mit einer weißen Altardecke bedeckt, die mit einem goldenen Saum verziert ist. Auf dem Altar sind mehrere Gegenstände angeordnet, die eine geistliche und liturgische Bedeutung besitzen: Zentral positioniert ist ein kleines, schlichtes Kruzifix in Silber. Dahinter befinden sich zwei schlanke weiße Kerzen mit goldfarbenen Details und mit dem Chi-Rho-Symbol verziert, welches Christus repräsentiert. Rechts davon liegt auf einem hölzernen Buchständer ein geöffnetes liturgisches Buch, vermutlich ein Mess- oder Gebetsbuch.
Vor dem Altar stehen mehrere Blumenarrangements, die eine freundliche, hoffnungsvolle Stimmung erzeugen sollen. Auffällig ist insbesondere ein größerer Blumenstrauß aus gelben Sonnenblumen, der mit einer auffälligen gelben Schleife zusammengebunden ist. Diese Sonnenblumen sollen möglicherweise einen Kontrast zu der eher melancholischen Grundstimmung des Bildes setzen.
Daneben stehen kleine, dezente Arrangements aus weißen und orangefarbenen Blüten (vermutlich Schleierkraut), die in schlichten Vasen arrangiert sind.
Im Hintergrund links hinter dem Altar ist ein silbrig-goldfarbener Tabernakel erkennbar, vermutlich ein Aufbewahrungsort für geweihte Hostien. Neben diesem steht eine rot leuchtende Lampe, die in der katholischen Tradition die Gegenwart des Allerheiligsten symbolisiert. Dies betont nochmals die religiöse Bedeutung des Raumes.
Bild soll Verschwörungstheorien entgegenwirken
Die bewusst schlichte Einrichtung des Raumes und die Haltung des Papstes selbst erzeugen ein Bild von innerer Einkehr, aber auch Verletzlichkeit und Melancholie. Insbesondere die Positionierung des Papstes im Rollstuhl und seine Körpersprache weisen deutlich auf gesundheitliche Einschränkungen und eine schwierige körperliche Verfassung hin.
Die Veröffentlichung des Bildes folgt auf die Verbreitung wilder Verschwörungstheorien in Rom, wonach der Papst längst tot sein soll und der Vatikan die Wahrheit verheimlicht. In der vergangenen Woche drangen zwei TikToker in die Klinik ein – auf der Suche nach einem Beweis für diese verschwörerische These. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Seit der Papst Mitte Februar ins Krankenhaus eingeliefert wurde, kursieren in sozialen Netzwerken zahlreiche Falschmeldungen und KI-generierte Bilder, die ihn schwer krank oder gar tot zeigen. Um gegenzusteuern, informiert der Vatikan regelmäßig über seinen Gesundheitszustand. Auch eine Sprachnachricht von Franziskus selbst wurde veröffentlicht. Doch die Verschwörungstheorien reißen nicht ab.
"Sieht für mich sehr verdächtig aus"
Das nun veröffentlichte Bild soll ihnen nun erneut entgegenwirken. Doch in den sozialen Netzwerken verfehlt es die beabsichtigte Wirkung. Unter den offiziellen Meldungen des Vatikans häufen sich Kommentare wie dieser: "Man sieht nur seinen Rücken und eine teilweise Seitenansicht. Sieht für mich sehr verdächtig aus. Ich glaube nicht, dass er noch das Sagen hat. Es scheint, als würde jemand anderes im Vatikan für Papst Franziskus sprechen und kontrollieren, was über seinen Gesundheitszustand gesagt wird."
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Andere Nutzer vergleichen das Bild von Papst Franziskus mit jenem, das kurz vor dem Tod von Papst Johannes Paul II. veröffentlicht wurde. "Erstes Bild: Johannes Paul II. kurz vor seinem Tod 2005. Zweites Bild: Franziskus heute", heißt es im folgenden Post.
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Papst Johannes Paul II. wenige Tage vor seinem Tod
Das Foto von Papst Johannes Paul II. entstand am 25. März 2005. Im Gegensatz zu Papst Franziskus verließ der polnische Pontifex damals das Gemelli-Krankenhaus und suchte eine private Kapelle des Vatikans auf. Johannes Paul II. ließ sich zudem während des gesamten Klinik-Aufenthalts ablichten. Er verstarb schließlich am 2. April 2005.
Der Umstand, dass Papst Franziskus aus einer fast identischen Perspektive gezeigt wird und zudem offenbar nicht in der Lage ist, das Krankenhaus zu verlassen, befeuert die Verschwörungstheorien rund um seinen Zustand nun zusätzlich.
Infrage gestellt wird auch der Zeitpunkt der Aufnahme: Denn nichts auf dem Foto, das nun vom Vatikan veröffentlicht wurde, verrät das Datum, an dem es entstanden ist. Da keine weiteren Personen zu sehen sind, ist ihre Anwesenheit trotz der Angaben des Vatikans zweifelhaft.
Auch bei einer anderen Gelegenheit fehlten Zeugen. So sollte sich der Papst aus dem Krankenhaus in den Vatikan zugeschaltet haben, um die Exerzitien – das sind Gebete und Meditationen – der Kardinäle per Video zu verfolgen. Das vatikanische Presseamt teilte allerdings auch mit, dass es keine Interaktion zwischen dem Papst und den Kardinälen gab. Diese konnten ihn während der Meditationen auch nicht sehen. Wie die italienischen Tageszeitungen "La Repubblica" und "Il Messaggero" berichten, ist auch nicht klar, ob die Kardinäle überhaupt wussten, dass der Papst zugeschaltet war.
- Eigene Recherche
- repubblica.it: "Complottisti al Gemelli: 'Papa Francesco è morto', ma è una bufala" (Italienisch)
- open.online: "Il Papa è morto e ora ve lo dimostriamo', gli influencer complottisti vanno al Gemelli: ma il blitz è un disastro" (Italienisch)
- Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.