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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Jahrhundertealte Prophezeiung Kryptische Verse von Nostradamus entfachen Spekulationen um Papst

Die Gesundheit des Papstes gibt Anlass zu Spekulationen. Und eine rätselhafte Nostradamus-Prophezeiung rückt plötzlich in den Fokus. Was steckt dahinter?
Ein Sturz auf den Nachttisch, anhaltende Erkältungen und nun eine Lungenentzündung: Die Gesundheit von Papst Franziskus (88) wird akribisch beobachtet und interpretiert. Die beherrschende Frage in Rom lautet: Bahnt sich ein Wechsel im Vatikan an?
Nach Antworten wird auch in unkonventionellen Quellen gesucht. Die jüngsten Meldungen über den kritischen Gesundheitszustand des Papstes haben nun eine alte Vorhersage von Michel de Nostredame, besser bekannt als Nostradamus, wieder ins Rampenlicht gerückt. Der französische Apotheker, Arzt und Astrologe Nostradamus hinterließ im 16. Jahrhundert eine Sammlung rätselhafter Verse. In seinem Werk "Les Prophéties" (1555) schrieb er: "Durch den Tod eines sehr alten Pontifex … wird ein Römer in einem guten Alter gewählt. Von ihm wird man sagen, dass er seinen Stuhl schwächt … doch er wird lange bleiben – mit beißender Aktivität."
Mit 88 Jahren ist Franziskus tatsächlich der zweitälteste Pontifex, der jemals auf dem Papstthron saß. Nur Leo XIII. hat ihn übertroffen. Sein Pontifikat endete, als er 1903 mit 93 Jahren verstarb. Nostradamus schrieb seine rätselhaften Verse zudem Mitte des 16. Jahrhunderts. Für die damaligen Verhältnisse waren 88 Jahre ein sehr hohes Alter, das nur wenige Personen erreichten.
Die Problematik der Nostradamus-Prophezeiungen
Um die Sache noch spannender zu machen, verwies Nostradamus auch auf die Person von Franziskus' Nachfolger: "Ein junger Mann dunkler Hautfarbe wird mithilfe des großen Königs einem anderen Mann roter Hautfarbe den Geldbeutel übergeben."
Sollte Franziskus zurücktreten oder sterben, würde das Kardinalskollegium zusammentreten, um einen neuen Papst zu wählen. Die "rote Hautfarbe" des Mannes, der den Geldbeutel bekommt, könnte auf eine rote Kardinalsrobe hindeuten. Und der Geldbeutel? Damit könnte Nostradamus eine Bestechung gemeint haben, die ein Papstkandidat für seine Wahl bezahlen könnte.
Doch diese Passage offenbart anschaulich die Problematik, die allen Nostradamus-Prophezeiungen eigen ist. Sie sind sehr vage und rätselhaft formuliert – mit dem Ergebnis, dass man so gut wie alles in seine Worte hineininterpretieren kann. Die Unbestimmtheit seiner Schriften und das Fehlen spezifischer Daten machen es einfach, Ereignisse rückwirkend hineinzulesen.
So sehen die Anhänger von Nostradamus in den folgenden Zeilen eine Vorhersage der Corona-Pandemie: "In der Nähe der Tore und innerhalb von zwei Städten / Es wird zwei Geißeln geben, die man nie gesehen hat / Es gibt Hungersnot in der Pest, Menschen sind aus Stahl / Schreiend zum großen unsterblichen Gott um Erleichterung."
Im Nachhinein lassen sich die Verse auf den Ausbruch von Corona umlegen – oder aber auch jede andere "Geißel, die man nie gesehen hat".
Eine Prophezeihung von Nostradamus hat sich aber erfüllt
Einige Gelehrte vermuten, dass Nostradamus gar nicht die Zukunft vorhersagen wollte, sondern eher die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit kommentierte. Was die Deutung der Schriften des Apothekers zusätzlich erschwert: Um möglichen religiösen Verfolgungen zu entgehen, mischte Nostradamus verschiedene Sprachen wie Griechisch, Italienisch, Latein und Provenzalisch, den Dialekt seiner Heimat Südfrankreich. In vielen Versen springt er von einer Sprache zu anderen.
Eine Weissagung von Nostradamus hat sich aber mit Sicherheit bewahrheitet. 1557 schrieb er selbstbewusst: "Wenn ich tot bin, wird mein Name weltweit leben." Seine Prophezeiungen faszinieren die Welt nach wie vor und machen ihn zu einem der berühmtesten Wahrsager der Geschichte.
- slub-dresden.de: "Werkansicht – Digitalisierte historische Quelle"
- history.de: "Nostradamus"
- bistum-trier.de: "Nostradamus und seine okkulten Prophezeiungen"