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Tagesanbruch: Wie Handball-Ikone Stefan Kretzschmar einen Shitstorm auslöste


Meinung
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Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

  • Peter Schink
MeinungVon Peter Schink

Aktualisiert am 14.01.2019Lesedauer: 5 Min.
Stefan Kretzschmar zu Besuch im Newsroom von t-online.de.Vergrößern des Bildes
Stefan Kretzschmar zu Besuch im Newsroom von t-online.de. (Quelle: t-online)
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Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

als Stellvertreter von Florian Harms wünsche ich heute eine interessante Lektüre. Hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Es passiert öfter in diesen Tagen. Zuletzt am Donnerstag. In der Redaktion entsteht auf einmal Hektik. Nicht, weil eine Eilmeldung mit wichtigen Nachrichten unsere Aufmerksamkeit fordert. Kein Politiker-Rücktritt, kein Lawinen-Unglück mit Todesopfern, keine Promi-Trennung. Es geht lediglich um ein paar Tweets.

Es passiert etwa 24 Stunden, nachdem wir auf t-online.de ein Interview mit Handball-Legende Stefan Kretzschmar veröffentlicht haben. Einige Twitter-Nutzer haben ein Fragment aus dem Interview herausgegriffen. "Wir haben eigentlich keine Meinungsfreiheit mehr", heißt das Zitat, das die Runde macht. Im AfD-Umfeld freut man sich, endlich sage mal jemand die Wahrheit. Der Berliner AfD-Vorsitzende Georg Pazderski sieht in Kretzschmars Äußerung sofort einen, "der öffentlich das in Deutschland herrschende Meinungsklima kritisiert". Wenig später schreiben andere, natürlich gebe es in Deutschland Meinungsfreiheit.

Es ist ein wahrer Shitstorm, der über Kretzschmar hereinbricht. Was für eine Ironie. Wer das Interview liest, dem erschließt sich der Zusammenhang: Kretzschmar beschreibt darin, er habe sich nach der Wende lange Zeit unbehelligt in der linken Berliner Szene, auf illegalen Partys und Mai-Demonstrationen herumtreiben können. Heute, so Kretzschmar, sei das gar nicht mehr möglich. Weil man als Sportler ständig fürchten müsse, dass man öffentlich in sozialen Medien kritisiert werde, wenn man etwas Unbedachtes mache oder sich gesellschaftskritisch äußere. Keiner wolle deshalb mehr anecken, sagt er.

Da schließt sich der Kreis. Der Shitstorm, der über Kretzschmar hereingebrochen ist, ist genau das, was Kretzschmar kritisiert. Die Aufregungsspirale, die am besten funktioniert, wenn einfache Schwarz-Weiß-Muster bedient werden.

Doch was tun? Die öffentliche Meinungsbildung findet auch bei Facebook und Twitter statt. Die sozialen Medien sind schnell. Zu schnell vielleicht für eine besonnene Debatte. Die Mechanik verändert die Debattenkultur. Da hat Kretzschmar völlig recht. Ein Rückzug, wie ihn Robert Habeck angetreten hat, kann kaum die Antwort sein. Meiner Ansicht nach hilft nur, die neuen Formen der Kommunikation auszuhalten. Damit umgehen zu lernen. Und einen Shitstorm als das zu nehmen, was er oftmals ist: Eine kurzweilige Aufregung.

Die Aufregungsspirale funktioniert leider insbesondere bei Populisten am linken und rechten Rand zu gut. Und trifft Menschen persönlich, wie zuletzt Nicole Diekmann vom ZDF. Die ließ ihren Twitter-Account deshalb vier Tage ruhen.

Ich kenne keine Statistik, wie viele Menschen durch einen Shitstorm ihren Job verloren haben. Allein in meinem persönlichen Umfeld waren es zwei. Das ist, was Kretzschmar kritisiert.

Unser Kollege David Ruch hat noch einmal alles zusammengefasst.

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WAS STEHT AN?

Der französische Präsident Emmanuel Macron tritt die Flucht nach vorn an. Ab morgen sollen Bürger in einer "nationalen Debatte" zwei Monate lang selbst Vorschläge machen können, wie es mit Frankreich weitergehen soll. Mehr Volksbefragungen, Steuersenkungen, Migrationspolitik, alles das soll zur Disposition stehen. Details zum Ablauf werden heute bekannt gegeben. Macron verspricht eine "nie da gewesene Initiative" und versucht so, den Druck der Straße positiv für sich zu nutzen. Klingt nach einem cleveren Schachzug. Wenn seine Kritiker schlau sind, werden sie diese neue Form der Volksbefragung nutzen, um den Druck auf Macron weiter zu erhöhen. Der wird am Ende der Debatte erst recht erläutern müssen, welche Politik seine Regierung vertritt.

In Großbritannien steht morgen die Abstimmung über den Brexit-Vertrag an. Eine Ablehnung gilt als wahrscheinlich, auch wenn Theresa May am Wochenende noch einmal vor einem "katastrophalen Vertrauensbruch" gegenüber den Wählern gewarnt hat. Sollte die Abstimmung verloren gehen, hat sie drei Tage Zeit, einen alternativen Plan vorzustellen. Es kann allerdings auch noch alles anders kommen. Die "Times" berichtete am Sonntagabend bereits von einer Verschwörung mehrerer Abgeordneter. Die wollten May dazu zwingen, den Brexit zu verschieben und mit der EU nachzuverhandeln.

In Berlin geht es gemächlicher zu, meint man. Im Finanzministerium wird über die Reform der Grundsteuer verhandelt. Die Verhandlungen werden schwierig werden. Da die Grundsteuer auf die Miete umgelegt wird, werden am Ende alle betroffen sein. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) muss es schaffen, dass es keine Verlierer gibt. Nahezu unmöglich, da die Berechnungsgrundlage gerade in den Städten zu niedrig ist – wo die Mieten am teuersten sind. Der Mieterbund hat da eine einfache Lösung: Die Grundsteuer solle nicht länger auf die Miete umgelegt werden dürfen. Es handele sich sowieso um eine Eigentümersteuer. Klingt einleuchtend. Der Hausbesitzerverband geht noch weiter und will die Steuer ganz abschaffen. Beides wird wohl nicht kommen.

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WAS LESEN?

Wie wenig wir immer noch über die exakten Mechaniken des Klimas wissen, zeigt ein Bericht der "New York Times". Demnach erwärmen sich die Ozeane 40 Prozent schneller als bislang angenommen. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Anzahl und Intensität der Stürme, sondern auch auf die Fähigkeit des Meeres, Sauerstoff zu speichern. Keine guten Aussichten.

Die USA erleben gerade den längsten "Shutdown" ihrer Geschichte. Der Bau der Mauer zu Mexiko ist US-Präsident Donald Trump dafür Grund genug. Die "New York Times" hat dazu eine schöne Grafik veröffentlicht, die den ganzen Irrsinn des Projektes zeigt.

Was sich auf der mexikanischen Seite der Grenze tut, findet hierzulande weniger Beachtung. Im Sommer wurde eine Regierung gewählt, die alles anders machen will. Die ARD hat die Lage im Land gut zusammengefasst.

Ein Name, den Sie sich merken sollten: Plowdiw. Die Stadt in Bulgarien ist Kulturhauptstadt Europas 2019, gemeinsam mit dem italienischen Matera. Plowdiw ist kulturelles Zentrum des Landes, etwa 8.000 Jahre alt und seit jeher eine Stadt vieler verschiedener Ethnien. Aber lesen sie selbst.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Immerhin, in Brandenburg ist die Natur noch in Ordnung. Oder sollte man besser sagen, in Unordnung? Die Bewohner von Kleinmachnow finden es vermutlich wenig amüsant, wenn ihre Vorgärten von 30 Wildschweinen verwüstet werden. Aber beeindruckend sind die Videos dann doch.

Der Schnee sorgt weiter für Chaos, wegen des Tauwetters sorgen sich immer mehr Hausbesitzer um ihre Dächer. Dabei kann es so einfach sein, ein Dach vom Schnee zu befreien. Aber das Video ist aus Norwegen. Und vermutlich klappt das nicht immer so einfach.

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Ach ja, und dann läuft ja auch noch die neue Staffel des Dschungelcamps. Eine große deutsche Zeitung hat in den Tagen vor dem Start kein gutes Haar an der Sendung gelassen (Achtung: Bezahlschranke). Ich bin zwar kein Fan des Formates. Aber ich finde es spannend zu lesen, wie offen RTL die Beantwortung der 62 Fragen der "Bild" umgeht. Die stehen nämlich hier.

Bleibt zu guter Letzt zu sagen: Morgen schreibt wie gewohnt Florian Harms den Tagesanbruch.

Ihr Peter Schink
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Twitter: @peterschink

Mit Material von dpa.

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