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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Exklusive Umfrage Mehrheit für vorzeitiges Ende der Großen Koalition
In einer t-online.de-Umfrage spricht sich die Mehrheit der Deutschen für eine neue Regierung vor 2021 aus. Vor allen bei den Jüngeren ist die Ablehnung der Großen Koalition ausgeprägt.
Die Folgen des Debakels der großen Volksparteien bei der Europawahl sind noch nicht abzuschätzen. Der Chef des Unions-Mittelstands, Carsten Linnemann (CDU), fordert tiefgreifende Konsequenzen und warnt: "Die Union ist dabei, den Status als Volkspartei zu verlieren." Es gelte "Alarmstufe Rot".
Bei der SPD bahnt sich nach dem Desaster in Europa und Bremen ein Machtkampf an. Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles will sich in der Fraktion vorzeitig zur Neuwahl stellen, um sicherzustellen, dass sie noch eine Mehrheit hinter sich hat. Parteivize Ralf Stegner, Fraktionsvize Matthias Miersch und Juso-Chef Kevin Kühnert legten ein gemeinsames Positionspapier vor, in dem sie Bedingungen für den Fortbestand der großen Koalition stellen. "Die 'GroKo' muss liefern, wenn diese Koalition Bestand haben soll", heißt es dort.
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Es rumort also in den GroKo-Parteien. Wie kommt das alles bei den Wählern an? In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online.de sprechen sich rund 57 Prozent der Teilnehmer gegen ein Fortbestehen der Großen Koalition bis 2021 aus. Nur rund 36 Prozent sind für eine Fortsetzung der Koalition bis zu den nächsten Wahlen. Gefragt wurde: "Sollte die Große Koalition auf Bundesebene Ihrer Meinung nach bis zur nächsten Bundestagswahl 2021 bestehen bleiben?"
Bei den Unionsanhängern gibt es mit rund 62 Prozent eine klare Zustimmung zur Großen Koalition. Bei den Menschen, die die SPD wählen wollen, beträgt die Zustimmung nur rund 34 Prozent. Am größten ist die Ablehnung der GroKo bis 2021 bei der AfD (84 Prozent), den Anhängern der Linken (73) und den Grünen (62).
Auffällig bei den Ergebnissen: Je jünger die Befragten sind, desto größer ist die Abneigung gegen die Große Koalition. 66 Prozent der 18-29-Jährigen sowie der 30-39-Jährigen wollen ein vorzeitiges Ende der Koalition. Insgesamt gibt es in keiner der befragten Altersgruppen eine Mehrheit für einen Fortsetzung bis 2021. Den meisten Zuspruch bekommt die Koalition mit 46 Prozent bei den Befragten, die älter als 65 Jahre sind.
Die Ablehnung des Fortbestands der GroKo ist im Osten und Westen nahezu gleich groß. 58 Prozent im Osten und 56 Prozent im Westen wollen keine Fortsetzung bis 2021. Unterschiede zeigen sich bei der beruflichen Stellung der Befragten. Hier sind 68 Prozent der Arbeiter, aber nur noch 53 Prozent der Beamten gegen die Fortführung der Koalition bis 2021.
Informationen zur Methodik
Die genaue Fragestellung der bevölkerungsrepräsentativen Umfrage lautete: "Sollte die Große Koalition auf Bundesebene Ihrer Meinung nach bis zur nächsten Bundestagswahl 2021 bestehen bleiben?", mit den Antwortmöglichkeiten "Ja, auf jeden Fall", "Eher ja","Unentschieden", "Eher nein" und "Nein, auf keinen Fall".
Das Meinungsforschungsinstitut Civey berücksichtigte für das Gesamtergebnis die Antworten von 10.069 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Befragten vom 26. bis 28. Mai 2019. Das Ergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte.
Zusätzliche Informationen zur Methodik finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.