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Neue Asyl-Zahlen: So viele Flüchtlinge und Asylbewerber leben in Deutschland


Geringer Anstieg im Jahr 2017
Neue Asyl-Zahlen: So viele Schutzsuchende leben in Deutschland


Aktualisiert am 23.11.2018Lesedauer: 4 Min.
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Integration: Ausbildungsvorbereitung für Geflüchtete an einem Berufskolleg in Düsseldorf. Das Statistische Bundesamt hat neue Zahlen vorgelegt, wie viele Schutzsuchende in Deutschland leben. (Quelle: imago-images-bilder)

Wie viele Schutzsuchende leben in Deutschland, wie viele sind anerkannte Asylbewerber und Flüchtlinge, wie viele sind ausreisepflichtig? t-online.de hat Zahlen zusammengetragen.

83.000 Menschen mehr in Deutschland, die Asyl wollten, Asyl oder zumindest vorübergehenden Schutz erhalten haben oder nach abgelehntem Asylantrag noch im Land lebten: Diesen Anstieg meldet das Statistische Bundesamt für das Jahr 2017. Damit waren im Ausländerzentralregister 1.680.700 Schutzsuchende registriert – und der große Anstieg ist vorüber. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise hatte etwa die damalige stellvertretende bayerische Ministerpräsidentin Ilse Aigner (CSU) befürchtet, es könnten sieben Millionen Menschen nach Deutschland kommen. Ende 2014 hatte die Zahl Schutzsuchender noch bei 746.320 gelegen.

Weshalb "Schutzsuchende"?
Nach der Veröffentlichung des ersten Berichts gab es vereinzelt Kritik, mit "Schutzsuchenden" werde wieder ein neuer Begriff erfunden. Das Statistische Bundesamt wählt diesen Begriff aber, weil er verschiedene Gruppen zusammenfasst: Zu den Asylberechtigten kommen etwa Flüchtlinge, eine Gruppe, die nach der Definition nach der Genfer Konvention wegen Verfolgung in der Heimat aufgrund beispielsweise Rasse, politischer Einstellung oder Religion bleiben darf. Unter Schutzsuchende fallen auch Asylbewerber vor und im Verfahren und abgelehnte Asylbewerber sowie Kontingentflüchtlinge, die nach Prüfung aus Krisengebieten ohne Asylverfahren nach Deutschland durften. Als Schutzsuchender wird nicht mehr geführt, wer eingebürgert wird oder eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erhält.

Die Auswertung aus dem Ausländerzentralregister hat das Statistische Bundesamt zum zweiten Mal vorgelegt. Bei der ersten Auswertung im vergangenen Jahr waren die Zahlen wegen der teils chaotischen Verhältnisse 2015 und Anfang 2016 mit Unsicherheit behaftet.

Wieso waren die Zahlen unsicher?

Es hatte zunächst keinen einheitlichen Ankunftsnachweis gegeben, keine flächendeckende Erfassung mit Fingerabdrücken, im Ausländerzentralregister gab es verspätete und unvollständige Einträge, doppelte Erfassung, falsche Schreibweisen. 2016 wurden 499.000 Zuzüge aus 2015 nacherfasst, bei rund 392.000 Ausländern in der Statistik war nicht klar, ob sie Schutzsuchende sind, weil Angaben fehlten. Sie wurden deshalb nicht gezählt. Obwohl solche Einträge korrigiert oder doppelte gelöscht werden, gibt es solche Fälle noch immer. Die Statistik wird aber immer genauer. Der tatsächliche Anstieg gegenüber 2016 könnte höher ausgefallen sein, wenn die 2016er-Zahlen zu niedrig waren.

Was verrät die Statistik?

Einige Ergebnisse mit Vergleichszahlen zu 2016:

  • Zahl der in Deutschland gemeldeten Schutzsuchenden (2016 in Klammern): 1.680.700 (1.597.570)
  • Zahl der anerkannten Asylbewerber und Flüchtlinge: 1,15 Millionen (0,87 Millionen)
  • Zahl der Ausreisepflichtigen mit Duldung 2016: 139.445 (135.290)
  • Zahl der Ausreisepflichtigen im Widerspruchsverfahren: 13.140 (10.105)
  • Zahl der rechtskräftig Ausreisepflichtigen: 25.115 (20.070)
  • Aufenthaltsdauer in Deutschland: 6,4 Jahre (6 Jahre)
  • Anteil der Männer: 63,6 Prozent (64,5)
  • Anteil der Verheirateten: 32,5 Prozent (32,4)
  • Durchschnittliches Alter bei Einreise: 22,9 (23,5 Jahre)
  • Anteil der abgelehnten Fälle unter den Schutzsuchenden: 10,6 Prozent (9,7)
  • Durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei noch offenem Verfahren: 2,1 Jahre (1,4)

Was unterscheidet die Zahlen von den Statistiken des BAMF?

Die Zahlen aus dem Ausländerzentralregister sind in vielem aussagekräftiger als die Asylgeschäftsstatistik des BAMF. Die führt zwar auf, wie viele Anträge neu gestellt und wie viele wie entschieden werden. Es fehlen aber Informationen, wie es danach weitergeht: Rückkehr spiegelt sich dort nicht wieder. Ob die Menschen in Deutschland bleiben, zeigt die Auswertung aus dem Ausländerzentralregister.

Wie viel Geld fließt für Schutzsuchende?

Dazu gibt die Auswertung des Ausländerzentralregisters nur einen eingeschränkten Einblick. Deutlich zurückgegangen ist die Zahl derjenigen, die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz Geld bekommen, das bedeutet Ansprüche, die unter denen von Hartz-IV-Beziehern liegen. Das waren 468.000 Menschen. 2015 hatte die Zahl noch bei 974.551 gelegen, 2016 dann bei 728.239. Der Staat wendete 2017 für diese Zahlungen 5,9 Milliarden Euro brutto auf, 38 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Größte Gruppe waren Afghanen vor Irakern und Syrern. Etwa 22 Prozent kamen aus Afrika und 20 Prozent aus Europa.

Der Rückgang erklärt sich zum Großteil damit, dass anerkannte Asylbewerber und Flüchtlinge mit Schutzstatus andere Rechte haben: Sie dürfen arbeiten und haben nun Anspruch auf Leistungen aus anderen Töpfen. Sie können Hartz IV oder Hilfe zum Lebensunterhalt wie Deutsche erhalten. Wie viele das sind und um welche Summe es geht, ist aber unklar: Die entsprechenden Statistiken der Bundesagentur für Arbeit unterscheiden nur nach Nationalität, nicht aber nach Aufenthaltsstatus. Die Zahl ausländischer Hartz-IV-Empfänger ist 2017 deutlich gestiegen. 588.301 Syrer bekamen Hartz IV, damit machten sie etwa ein Zehntel aller Hartz-IV-Empfänger aus. Türken stellen die zweitgrößte Gruppe von Ausländern, kaum einer davon fällt aber unter die Schutzsuchenden.

Wie ging es seit Januar 2018 weiter?

Den genauen Vergleich aus den Zahlen im Ausländerzentralregister wird es auch erst wieder in einem Jahr geben. Der Asylgeschäftsbericht des BAMF zeigt aber die Tendenz: 2018 wurden bis einschließlich Oktober 138.665 Asylerstanträge gestellt. Das sind aufs Jahr hochgerechnet weniger als 2017, 2016 und 2015 und voraussichtlich auch weniger als 2014, dem Jahr vor der großen Flüchtlingswelle. Fast 50 Prozent entfielen auf Kinder und Jugendliche, allein 26,6 Prozent auf Babys und Kleinkinder bis vier Jahre. Syrer stellten die größte Gruppe (27,1 Prozent) vor Irakern. Auf Platz drei der Herkunftsländer hat sich zuletzt der Iran vor Nigeria geschoben.

Wie viele Schutzsuchende haben das Land verlassen?

Aktuell gibt es dazu eine Antwort der Bundesregierung, die den Zeitraum seit 2013 zusammenfasst: 102.817 Personen wurden abgeschoben – acht Prozent aller Geflüchteten. 148.382 Menschen (elf Prozent) verließen das Land im Rahmen einer geförderten Ausreise. 31.388 Menschen wurden nach den Dublin-Regeln in ein sicheres Drittland zurückgeführt.

Wie viele Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund gibt es?

Ausländer gab es Ende 2017 in Deutschland 10,632 Millionen. Einen Migrationshintergrund hatten Ende 2017 rund 19,3 Millionen Menschen, das bedeutete ein Plus von 4,4 Prozent. Bei den Menschen, die bei Geburt mindestens einen nichtdeutschen Elternteil hatten, haben 51 Prozent die deutsche und 49 Prozent eine ausländische Staatsangehörigkeit.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Statistisches Bundesamt: Schutzsuchende - Fachserie 1 Reihe 2.4 - 2017
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