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Aschaffenburg: Tatverdächtiger für Messerangriff behördlich bekannt


Messerangriff in Aschaffenburg
Mutmaßlicher Täter war behördlich bekannt

Von t-online, fho

23.01.2025 - 13:03 UhrLesedauer: 3 Min.
Gewalttat mit mehreren Schwerverletzten in AschaffenburgVergrößern des Bildes
Rettungsdienste im Einsatz in Aschaffenburg: Bei dem Messerangriff wurden zwei Personen getötet. (Quelle: Ralf Hettler/dpa/dpa-bilder)
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Nach dem Messerangriff sind viele Fragen zum mutmaßlichen Täter noch offen. Was allerdings bekannt ist: Er kam wohl mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt.

Ein Mann hat am Mittwoch in Aschaffenburg eine Kindergartengruppe in einem Park angegriffen und dann einen Passanten, der wohl einschreiten wollte, mit einem Küchenmesser verletzt. Ein zweijähriger Junge und der 41 Jahre alte Mann starben. Drei weitere Menschen, darunter ein zweijähriges Mädchen, kamen schwer verletzt in ein Krankenhaus. Die Polizei hat den mutmaßlichen Täter wenige Minuten später festgenommen: Es handelt sich dabei um den 28 Jahre alten Afghanen Enamullah O.

Was ihn dazu antrieb, ihm offenbar unbekannte Menschen anzugreifen, ist bislang unklar. Auch sein Familienstand oder Beruf sind bislang nicht bekannt geworden. Politiker dringen derweil auf rasche Aufklärung – im Fokus steht dabei auch, dass der mutmaßliche Täter den Behörden bereits gut bekannt war. t-online gibt einen Überblick.

Mehrfache Gewalttaten

Der Messerangreifer von Aschaffenburg wohnte in einer Asylunterkunft in der Gegend und war nach Angaben von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in psychiatrischer Behandlung. Mit dem Gesetz war er bereits mehrfach in Konflikt gekommen. So fiel der Mann in der Vergangenheit mindestens dreimal wegen Gewalttaten auf. Danach sei er jeweils in psychiatrische Behandlung gekommen und wieder entlassen worden, so Herrmann. Im Dezember sei seine Betreuung angeordnet worden.

Die innenpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Andrea Lindholz, äußerte sich im Deutschlandfunk zum Tatverdächtigen und seiner Vergangenheit. Dabei wies sie darauf hin, dass ihm neben Körperverletzung auch Sachbeschädigung und Delikte im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln vorgeworfen wurden. Es handele sich um einen "psychisch kranken Täter, der offenbar auch drogen- und alkoholabhängig war", so Lindholz, die in Aschaffenburg ihren Wahlkreis hat.

Abgebrochenes Asylverfahren

Hinzu kommt: Der Verdächtige hat sein Asylverfahren in Deutschland abgebrochen und war deswegen ausreisepflichtig. Der Afghane war nach derzeitigen Erkenntnissen 2022 nach Deutschland eingereist, Berichten zufolge über Bulgarien. Daraufhin sollte das Dublin-Verfahren greifen. Das bedeutet, dass der erste EU-Staat, den ein Geflüchteter betritt, für die Abwicklung des Asylverfahrens zuständig ist. Das Verfahren sei aber nicht rechtzeitig abgeschlossen worden, so Herrmann. Angeschlossen habe sich daraufhin ein normales Asylverfahren.

Erst vor einigen Wochen, Anfang Dezember, habe der Mann dann selbst den Behörden – auch schriftlich – angekündigt, freiwillig nach Afghanistan zurückreisen zu wollen, so Herrmann weiter. Er wolle sich beim Generalkonsulat Afghanistans um die nötigen Papiere kümmern. Ob es ihm gelungen war, die Dokumente zu erhalten, ist bisher nicht bekannt.

Durch diesen Schritt sei sein Asylverfahren beendet worden, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) habe ihn zur Ausreise aufgefordert. Damit war er ausreisepflichtig. Ob es eine genaue Frist für Ausreise gab, blieb zunächst unklar. Ebenso, ob seine offenbar andauernde psychiatrische Behandlung eine Rolle für seinen Verbleib spielte. Klar ist: Der 28-Jährige blieb trotz seiner Ankündigung bis zum Angriff im Park in Deutschland.

Tat könnte Einfluss auf Wahlkampf haben

Nur wenige Stunden nach dem Angriff in Aschaffenburg entwickelt sich die Tat bereits zum Politikum und zum Inhalt des Bundestagswahlkampfs. Gerade Parteien, die eine Reduzierung der Migration und mehr Abschiebungen versprechen, könnten dadurch profitieren. Zumal viele Wähler noch unter dem Eindruck der Todesfahrt von Magdeburg stehen, wo ein Mann aus Saudi-Arabien mit einem Auto auf einem Weihnachtsmarkt sechs Menschen getötet und knapp 300 Menschen verletzt hatte.

Dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch am Abend die Chefs des Verfassungsschutzes, des Bundeskriminalamts und der Bundespolizei ins Kanzleramt beorderte, ist in jedem Fall ungewöhnlich.

Bereits am Mittwoch und am Donnerstagvormittag meldeten sich weitere Politiker verschiedener Parteien zu Wort. FDP-Fraktionschef Christian Dürr etwa forderte ein Krisentreffen der Innenminister von Bund und Ländern, auf dem über Konsequenzen aus dem Fall beraten werden müsse. "Die Politik muss darauf reagieren", sagte Dürr dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck – Kanzlerkandidat der Grünen – mahnte, "die zuständigen Behörden in Bayern" müssten jetzt "unverzüglich aufklären". AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel schrieb bei X: "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen & Verletzten. Remigration jetzt!"

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz sieht eine Verbindung zu anderen Gewalttaten der jüngeren Vergangenheit und forderte eine weitreichende Verschärfung des Einreise- und Aufenthaltsrechts. "Das Maß ist endgültig voll", sagte der CDU-Chef in Berlin. "Wir stehen vor dem Scherbenhaufen einer in Deutschland seit zehn Jahren fehlgeleiteten Asyl- und Einwanderungspolitik." Er weigere sich anzuerkennen, dass Taten wie zuvor in Mannheim, Solingen und Magdeburg "die neue Normalität" sein sollen. Die Menschen müssten sich sicher fühlen.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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