Panne der US-Regierung "Trump hat absichtlich Amateure eingestellt"
Mitarbeiter der Trump-Regierung teilten in einem Gruppenchat hochsensible Informationen. Ein Journalist konnte versehentlich alles mitlesen – die amerikanische Presse reagiert entsetzt.
Ein Bericht des Magazins "The Atlantic" über einen Gruppenchat führender US-Regierungsmitglieder hat in den Vereinigten Staaten eine Debatte über nationale Sicherheit ausgelöst. Demnach sollen Vertraute von Präsident Donald Trump via Signal über einen bevorstehenden Luftangriff im Jemen diskutiert haben – inklusive Details zu Zielen und Zeitplan.
Besonders brisant: Der Chefredakteur des Magazins, Jeffrey Goldberg, wurde versehentlich in den Chat aufgenommen und veröffentlichte später seine Beobachtungen. Die Regierung bestätigte inzwischen die Echtheit der Unterhaltung, die nun als schwerwiegender Sicherheitsverstoß gilt.
Mitglieder im Gruppenchat waren unter anderem Vizepräsident J. D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Außenminister Marco Rubio. Der Vorfall wird in der US-Presse heftig diskutiert und löste Kritik an Trumps Personalpolitik aus. Ein Überblick.
"Absichtlich Amateure eingestellt"
Der Nachrichtensender "CNN" sieht für die Panne vor allem die Personalpolitik des US-Präsidenten verantwortlich. So heißt es in einem Kommentar: "Trump hat absichtlich Amateure für Spitzenpositionen eingestellt. Dies ist ihr dramatischster Fehler."
Normalerweise führe ein solches Fehlverhalten zu Entlassungen oder sogar Gefängnisstrafen, heißt es in einem Kommentar. Ob das in diesem Fall passieren wird, sei jedoch anzuzweifeln.
"Glauben, dass die Regeln nicht für sie gelten"
Beim Nachrichtensender "MSNBC" sieht man neben Trumps Personalentscheidungen vor allem einen Grund für den Sicherheitsverstoß: "Die einfachste Antwort ist, dass Trump und die Leute, die er einstellt, glauben, dass die Regeln nicht für sie gelten, selbst wenn diese Regeln dazu gedacht sind, ihre Geheimnisse – und unsere – zu schützen."
Bereits in Trumps erster Amtszeit habe sich gezeigt, dass seine Regierung nicht auf gängige Sicherheitsprotokolle achte. "Wenn Sie eine Mitgliedschaft in Trumps Mar-a-Lago-Club erworben haben, könnten Sie auf der Suche nach einer Toilette oder bei einem Spaziergang durch den vergoldeten Ballsaal sogar auf ein paar hundert geheime Dokumente stoßen, wie in einer Anklageschrift für ein inzwischen eingestelltes Verfahren gegen Trump beschrieben."
"Er hat seine Glaubwürdigkeit verspielt"
"New York Times"-Autor David French sieht vor allem den US-Verteidigungsminister in der Verantwortung. Er schreibt: "Ich weiß nicht, wie Pete Hegseth den Militärangehörigen in die Augen schauen kann. Er hat gerade seine Glaubwürdigkeit als militärischer Führer verspielt."
Hegseth habe mit der Nachricht im Gruppenchat bewiesen, dass er unvorsichtig sei. "Und wenn man beim Militär unvorsichtig ist, können Menschen sterben." Welche Konsequenzen der US-Verteidigungsminister ziehen sollte, ist für French eindeutig: "Wenn er auch nur einen Funken Ehre hätte, würde er zurücktreten."
"Die Sicherheitsvorkehrungen waren so lax"
In der "Washington Post" sorgt die gesamte Vorgehensweise für Verwirrung. Die Tageszeitung bezweifelt, dass der Messengerdienst "Signal" wirklich geeignet sei, geheime Informationen auszutauschen. Einen solchen Gruppenchat über diese Plattform zu nutzen sei "ein erschütterndes Versagen bei der Gewährleistung der Sicherheit für eine Operation, die die amerikanischen Streitkräfte in Gefahr brachte".
"Die Sicherheitsvorkehrungen waren so lax, dass die Mitglieder des Gruppenchats nicht einmal ausreichend verifiziert wurden, von einem Journalisten mal ganz abzusehen", heißt es weiter. Jegliche Kritik an Hillary Clinton verbitte sich daher künftig, schreibt Kolumnist Philip Bump. Die ehemalige US-Außenministerin wurde im Wahlkampf 2016 von Republikanern wiederholt für das Abspeichern von Dienstmails auf privaten Servern kritisiert.
- nytimes.com: "If Pete Hegseth Had Any Honor, He Would Resign" (Englisch, kostenpflichtig)
- cnn.com: "Trump intentionally hired amateurs for top jobs. This is their most dramatic blunder" (Englisch)
- msnbc.com: "Team Trump's war plan group chat debacle is an advertisement to America's enemies" (Englisch)
- washingtonpost.com: "The final nail in the ‘but her emails’ coffin" (Englisch, kostenpflichtig)
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