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Cem Özdemir will Landeschef werden: Konkurrenz reagiert mit Häme


Reaktionen auf Özdemir-Ankündigung
Wechsel aus "purer Angst"?

Von t-online
25.10.2024Lesedauer: 3 Min.
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Cem Özdemir von den Grünen: Der Bundeswirtschaftsminister will seinen Parteifreund Winfried Kretschmer als Ministerpräsident in Baden-Württemberg beerben. (Quelle: IMAGO/Bernd Elmenthaler/imago)
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Cem Özdemir will Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden. So reagieren Parteifreunde und Konkurrenten auf die Ankündigung des Grünen.

Gerüchte gab es schon länger, jetzt ist es offiziell: Cem Özdemir will als Spitzenkandidat der Grünen bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg im Frühjahr antreten und seinen Parteifreund Winfried Kretschmer als Ministerpräsident ablösen. Der mittlerweile 76-jährige Kretschmann tritt bei der Wahl 2026 nicht erneut an. Kretschmann sagte am Rande der Ministerpräsidentenkonferenz in Leipzig, Özdemir bringe alles mit, was man brauche, um Landeschef in Baden-Württemberg zu werden: "Er ist ein geborener Schwabe."

Özdemir sei tief mit dem Bundesland verwurzelt und kenne die Anliegen und Bedürfnisse der Menschen. "Cem Özdemir hat Regierungserfahrung und ist eine über Parteigrenzen hinweg geschätzte Persönlichkeit. Er verbindet eine klare Haltung mit pragmatischem Handeln", so Kretschmann weiter. "Uns beide verbindet die Überzeugung, dass das Wohl des Landes in der Politik immer an erster Stelle steht – und nicht die Partei oder der persönliche Ehrgeiz."

Parteifreunde stellen sich hinter Özdemir

Auch andere Parteifreunde äußerten sich positiv über die Pläne des Bundeswirtschaftsministers. Annalena Baerbock hält ihren Kabinettskollegen Özdemir für den besten Mann an der Spitze von Baden-Württemberg. "Cem ist der Beste aus dem Ländle fürs Ländle", sagte Baerbock der "Bild"-Zeitung.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lobte die Entscheidung seines Ministerkollegen. "Ich schätze Cem Özdemir persönlich und politisch. Ein bodenständiger Pragmatiker, der die Gesellschaft in ihrer Breite sieht", erklärte Habeck am Rande einer Reise in Indien. Auch die scheidende Co-Parteichefin Ricarda Lang machte ihre Unterstützung öffentlich. "Yes, we Cem", schrieb Lang via X.

"Seine Biografie steht für alles, was dieses Land stark macht", sagte der baden-württembergische Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz dem "Spiegel". "Ich unterstütze diese Kandidatur aus vollem Herzen". Auch Baden-Württembergs grüner Finanzminister Danyal Bayaz, der selbst als möglicher Bewerber für die Spitzenkandidatur gehandelt wurde, lobte seinen Parteifreund.

"Cem Özdemir verbindet Heimatstolz mit Weltoffenheit", sagte Bayaz dem "Spiegel". Seine Geschichte und seine Haltung würden zum Land passen. "Er hat Despoten die Stirn geboten, wurde von türkischen Nationalisten bedroht. Und ist immer seinen Überzeugungen treu geblieben." Weniger begeistert äußerte sich Andreas Stoch, Landeschef der oppositionellen SPD in Baden-Württemberg: ""Eine lange Hängepartie geht nun ohne Überraschung zu Ende", sagte er dem "Spiegel". Für die Grünen sei Özdemir "der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern". Dennoch sei es gut, dass nun Klarheit herrsche.

Die Grüne Jugend in Baden-Württemberg hat dagegen zurückhaltend auf die Ankündigung von Özdemir reagiert, Ministerpräsident werden zu wollen. "Politik ist mehr als nur einzelne Personalentscheidungen. Cem Özdemir muss beweisen, dass er auch bei Gegenwind für die Werte und Beschlüsse der Partei eintritt", sagte der Landeschef der Grünen Jugend Baden-Württemberg, Tim Bühler, einer Mitteilung zufolge. Man werde keinen Alleingang und kein Abdriften nach rechts akzeptieren, so Bühler.

Koalitionspartner CDU geht auf Konfrontation

Auch wenn die CDU mit den Grünen noch bis zur Landtagswahl regieren muss, greift sie Cem Özdemir als künftigen Spitzenkandidaten bereits scharf an: "Nach der Berliner SPD-Ampelministerin Faeser in Hessen versucht die Berliner Ampel jetzt ihre zweite Fachkraft in die Landespolitik weg zu versorgen", erklärte Landesgeneralsekretärin Nina Warken nach der Verkündung der Spitzenkandidatur Özdemirs. "Das B in Baden-Württemberg steht aber definitiv nicht für Plan B. Unser Land ist zu schade als Alternative für die gescheiterten Außenminister-Karrieresehnsüchte des Herrn Özdemir."

Die CDU-Generalsekretärin warf Özdemir zudem "Dauer-Moralisiererei" und Verbotspolitik vor. Warken kritisierte, dass Özdemir sich nun endlich durchgerungen habe zur Spitzenkandidatur, weil bei ihm vermutlich die "pure Angst" um sich greife, dass aus seinen Traumvorstellungen, Bundesminister zu bleiben, nichts mehr werde. "Damit lösen die Grünen nun einen sehr frühen Start des Landtagswahlkampfes aus", so Warken.

Die Christdemokraten hätten vor, bis zum Ende der Legislatur weiter stabil und verlässlich mit Ministerpräsident Kretschmann zu regieren. Ob das mit einem Dauerwahlkampf in Stuttgart und dem "Weiterwursteln" der Ampelpolitik gelinge, müssten die Grünen selbst entscheiden. CDU-Chef Manuel Hagel äußerte sich nicht öffentlich zu Özdemirs Kandidatur.

Winfried Kretschmann regiert seit 2011 in Baden-Württemberg als als erster und bisher einziger grüner Ministerpräsident in Deutschland. In den Umfragen scheint die für die Grünen erfolgreiche Ära Kretschmann inzwischen aber wie ausradiert. Eine kürzlich vom Südwestrundfunk und der "Stuttgarter Zeitung" veröffentlichte Sonntagsfrage sah die Grünen bei 18 Prozent in dem Bundesland, was der niedrigste Wert seit 2010 war.

Verwendete Quellen
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