"Verantwortungslos oder abgehoben" EM 2024: Regierung gab mehr als halbe Million Euro für Flüge aus
Die Reisekosten der politischen Spitzenriege während der EM gehen in die Hunderttausenden. Die Opposition findet deutliche Worte.
Für Flugreisen von Mitgliedern der Bundesregierung zu Spielen der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft sind Kosten von insgesamt gut 531.000 Euro angefallen. Das geht aus einer Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Gruppe im Bundestag hervor, die der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag vorlag.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) flog demnach vier Mal mit der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums zu EM-Spielen und wieder zurück nach Berlin. Dabei wurde er teilweise von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) begleitet. Jeweils einmal nutzten zudem Faeser und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) separat davon die Flugbegleitschaft, um zu einem EM-Spiel oder wieder weg davon zu gelangen.
Pellmann mit Seitenhieb auf Deutsche Bahn
Dabei erklärte das Auswärtige Amt, dass Baerbock aber zum Spiel Deutschland gegen Dänemark mit dem Zug gereist und nur im Anschluss im Regierungsflieger mitgereist sei. Mehr dazu lesen Sie hier. Über die Linken-Anfrage hatte zuerst die Zeitung "Welt" berichtet.
"Wer für sechs angebliche Dienstreisen Kosten von über einer halben Million Euro verursacht, ist entweder völlig verantwortungslos oder endgültig abgehoben", sagte der Vorsitzende der Linke-Gruppe im Bundestag, Sören Pellmann, der Zeitung. Die Flugbereitschaft dürfe "nicht die alternative Reisemöglichkeit für ein abendliches Unterhaltungsprogramm der Bundesregierung sein".
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Pellman ergänzte: "Vermutlich aber ist die Flugbereitschaft aufgrund der kaputt gesparten Bahn für die Ministerinnen und Minister und den Kanzler das angenehmere Reisemittel."
Politikerbesuche haben Tradition
Dass hochrangige Politiker zu Spielen der deutschen Nationalmannschaft reisen, hat eine lange Tradition. Von Helmut Schmidt bis Olaf Scholz ließen es sich Kanzler und andere hohe Politiker nicht nehmen, zu mindestens einem Spiel einer deutschen Mannschaft während eines internationalen Turniers anwesend zu sein. Politiker versprechen sich davon, Bürgernähe zu demonstrieren, aber auch die Sportverbände suchen die Nähe zum Spitzenpersonal der Politik in der Hoffnung, so politische Ziele erreichen zu können.
- Nachrichtenagentur AFP