Trauer um CDU-Politiker Merkel: "Biedenkopf war ein Intellektueller und politischer Macher"
Ausnahmepolitiker, Visionär, Charakterkopf: Bundespräsident Steinmeier und viele andere Politiker haben Kurt Biedenkopfs politisches Erbe gewürdigt. Mit ihm verliere das Land einen "großartigen Menschen".
Trauer um den früheren sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf: Politiker in ganz Deutschland haben Biedenkopf als prägende politische Gestalt gewürdigt. "Kurt Biedenkopf war ein herausragender politischer Kopf, ein Intellektueller und ein politischer Macher", erklärte Kanzlerin Merkel über ihren Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. "Und so ist es ein Glück, dass er sich 1990 für den Freistaat Sachsen in die Verantwortung nehmen ließ."
Biedenkopf habe als Ministerpräsident in herausfordernden Zeiten Sachsen geprägt. "Viele Impulse für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Sachsens, für den Aufbau einer leistungsfähigen Verwaltung, eines hervorragenden Bildungssystems sind ihm zu verdanken", sagte Seibert. Merkel bleibe ihm dankbar für einen immer anregenden Austausch und für guten, vertrauensvollen Rat.
Steinmeier würdigt Biedenkopf als "Symbol der inneren Einheit"
Biedenkopf war am Donnerstagabend im Alter von 91 Jahren gestorben. Er sei im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen, teilte die Staatskanzlei in Dresden im Auftrag der Familie am Freitag mit. Die Beisetzung soll im engsten Familienkreis stattfinden. In Abstimmung mit der Familie will Sachsen einen Trauerakt ausrichten.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte die großen Verdienste um das Zusammenwachsen von Ost und West. "Ihr Mann war eine wichtige Integrationsfigur, ein Symbol der inneren Einheit", heißt es in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Ingrid Biedenkopf vom Freitag. "Als Modernisierer hat er die Volkspartei CDU und die Reformfähigkeit Deutschlands gestärkt." Der Name Kurt Biedenkopf werde für ihn immer mit dem politischen Aufbruch in Ostdeutschland nach der Friedlichen Revolution verbunden bleiben, schrieb Steinmeier.
"Er war ein Ausnahmepolitiker, ein Staatsmann und ein Landesvater im besten Sinne", sagte Unionskanzlerkandidat Armin Laschet. Biedenkopf sei als erster Ministerpräsident Sachsens ein "Motor der deutschen Einheit" gewesen. Er habe das Land zu einer blühenden Landschaft und zu einem Hightech-Standort gemacht. Als Generalsekretär der CDU habe Biedenkopf die Partei in den siebziger Jahren modernisiert. "Er war der Architekt der modernen CDU und programmatischer Taktgeber".
"Wir alle haben einen großartigen Menschen verloren."
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) würdigte den auch als "König Kurt" bekannten Politiker als große deutsche Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts. "Ein großer Sachse ist von uns gegangen." Unter der Biedenkopf-Ägide seien die sächsische Verwaltung neu errichtet sowie Hochschulen und Wissenschaft grundlegend reformiert worden. Kretschmer erinnerte zudem an das Engagement bei der Ansiedlung von Unternehmen sowie wichtige Weichenstellungen für Infrastruktur, Kultur und Kunst. Kretschmer bezeichnete Biedenkopf als "begnadeten Redner und Erklärer der Weltlage". "Wir alle haben einen großartigen Menschen verloren."
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Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) lobte Biedenkopf auf Twitter unter anderem für seine klare Abgrenzung zur AfD und dankte ihm für vielfältige Gespräche. "Kurt Biedenkopf war eine außergewöhnliche Person. Prägend in Ost&West", schrieb Ramelow. FDP-Bundeschef Christian Lindner sprach von Biedenkopf als "Vordenker und Visionär" über Parteigrenzen hinweg. Er sei ein unabhängiger Charakterkopf gewesen, so Lindner.
- Nachrichtenagentur dpa