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Coronavirus stört Regelbetrieb in rund 3.000 Schulen


Bessere Schutzmaßnahmen gefordert
Coronavirus stört Regelbetrieb in rund 3.000 Schulen

Von dpa
Aktualisiert am 12.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Lehrer und Schüler mit Masken in einem Bonner Klassenzimmer: "Gesundheitsrisiken für Schüler und Lehrer zu hoch." (Symbolfoto)Vergrößern des Bildes
Lehrer und Schüler mit Masken in einem Bonner Klassenzimmer: "Gesundheitsrisiken für Schüler und Lehrer zu hoch." (Symbolfoto) (Quelle: imago-images-bilder)

Das Coronavirus bringt offenbar immer mehr Schulen in Deutschland an den Rand ihrer Organisationsfähigkeit. Die Lehrergewerkschaft fordert bessere Schutzmaßnahmen – und einheitliche Quarantäne-Regeln.

Rund 3.000 Schulen in Deutschland unterrichten nach Medienberichten wegen Corona nicht mehr im Regelbetrieb. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen aus 14 Bundesländern. Es geht um Schulen, die nicht mehr vollständig Präsenzunterricht anbieten. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es rund 40.000 Schulen mit insgesamt 11 Millionen Schülern und rund 800.000 Lehrern.

Allein in Nordrhein-Westfalen befänden sich nach Angaben des dortigen Kultusministeriums Schülerinnen und Schüler an 552 Schulen auf Anordnung der Gesundheitsbehörden in Quarantäne und würden digital unterrichtet. In Bayern gebe es an 255 Schulen keinen regulären Präsenzunterricht mehr, in Baden-Württemberg an 273 Schulen.

"Gesundheitsrisiken für Schüler und Lehrer zu hoch"

Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte am Mittwoch im ZDF-"heute journal", in seinem Bundesland gingen 95 Prozent der Schüler weiter regulär zur Schule. "Das ist unter den Bedingungen, die wir im Moment in dieser Pandemie vorfinden, eine große Leistung." Fernunterricht könne Präsenzunterricht nicht vollständig ausgleichen. Es müsse abgewogen werden zwischen dem Infektionsschutz einerseits und dem Bildungsauftrag andererseits.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Marlis Tepe, gehen die Corona-Schutzmaßnahmen in den Schulen aber nicht weit genug. Sie sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "So wie im Moment unterrichtet wird, sind die Gesundheitsrisiken für Schüler und Lehrer zu hoch." Die Klassen müssten geteilt werden. "Je eine Gruppe wäre dann in der Schule, eine zu Hause." Für die Schüler sei es besser, rechtzeitig Klassen zu teilen und so im Unterricht Abstände einzuhalten, als zu riskieren, dass immer mehr Klassen komplett in Quarantäne müssten.

"Die Zahl von 300.000 ist aus der Luft gegriffen"

Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, sagte dem RND, die Bestimmungen der Gesundheitsbehörden seien sehr unterschiedlich. "Wird in dem einen Landkreis die ganze Klasse in Quarantäne gesetzt, sind es in dem anderen nur die direkten Banknachbarn – wenn überhaupt, weil ja gelüftet wurde." Das sei nicht nachvollziehbar und führe zu Unmut und Verunsicherung. Es brauche klare und transparente Regeln, wann wer in Quarantäne müsse.

Am Mittwoch hatte eine Angabe des Deutschen Lehrerverbandes für Wirbel gesorgt, wonach sich derzeit mehr als 300.000 Schüler und bis zu 30.000 Lehrer in Quarantäne befinden. Tepe meinte, es gebe dazu keine verlässlichen Angaben. "Die Zahl von 300.000 ist aus der Luft gegriffen." Auch Beckmann sagte: "Wir wissen nicht, wie viele Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler in Quarantäne sind."

Wirtschaftsweise Grimm warnt vor Schulschließungen

Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Wirtschaftsentwicklung, warnte davor, Schulen zu schließen. "Das hätte signifikante Auswirkungen auf die Zukunftschancen junger Menschen", sagte die Volkswirtin dem RND. Und sie ergänzte: "Wenn Schulen und Kindertagesstätten geschlossen sind, stehen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Unternehmen nur eingeschränkt zur Verfügung. Das sei ein durchaus signifikanter Effekt im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich für eine Ausweitung der Maskenpflicht im Unterricht auch auf Grundschulen ausgesprochen. Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, sagte der "Welt", grundsätzlich sei für gesunde Kinder ab einem Alter von zwei Jahren kein Gesundheitsrisiko mit einer Mund-Nasen-Bedeckung verbunden.

"Die Beschwerden, von denen wir hören, sind ein subjektives Unwohlsein, das wir als Erwachsene auch haben. Aber sie sind nicht gefährlich oder gar lebensbedrohlich." Dennoch sollten erst Kinder ab sechs Jahren Masken tragen, wenn das epidemiologisch erforderlich sei. Er plädierte aber dafür, Schülern Pausen von der Maske zu ermöglichen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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