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Coronavirus in Deutschland: Hier droht der nächste Corona-Lockdown


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Steigende Infektionszahlen
Wo der nächste Corona-Lockdown droht


Aktualisiert am 23.10.2020Lesedauer: 7 Min.
Berchtesgaden am Dienstagnachmittag: Polizisten kontrollieren die am Vortag erlassenen Ausgangsbeschränkungen.Vergrößern des Bildes
Berchtesgaden am Dienstagnachmittag: Polizisten kontrollieren die am Vortag erlassenen Ausgangsbeschränkungen. (Quelle: Leonhard Foeger/reuters)
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Die Infektionszahlen in Deutschland steigen weiter an. Einige Landkreise überschreiten dabei kritische Werte und die Bürger fragen sich, wo der nächste Lockdown bevorsteht. t-online gibt einen einen Überblick über die Lage.

Bayern hatte am Montag die Reißleine gezogen. Wegen extrem gestiegener Corona-Zahlen wurde für den Landkreis Berchtesgadener Land ein Lockdown verhängt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Doch das Berchtesgadener Land im Südosten Bayern ist bei weitem nicht der einzige Landkreis in Deutschland, der auf der Übersichtskarte dunkelrot ins Auge fällt. Mehrere Dutzend Regionen in Deutschland weisen 7-Tage-Werte von über 75 auf.

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Fahren Sie mit dem Mauszeiger über einen Landkreis, um zu erfahren, wie viele Neuinfektionen es in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gab. Die Daten stammen vom Robert Koch-Institut und werden täglich aktualisiert. Bitte beachten: Landkreise und gleichnamige Kreisstädte werden gesondert ausgewiesen. Um beispielsweise den Wert für die Stadt Rosenheim im Landkreis Rosenheim zu sehen, müssen Sie gegebenenfalls in die Karte hineinzoomen.

Was sind die größten Hotspots in den am stärksten betroffen Bundesländern und was sagen die Ministerpräsidenten zur aktuellen Lage. t-online gibt Ihnen einen Überblick. (Stand 22.10., 0 Uhr)

Bayern

Alarmierend ist in Bayern auch die Lage in Weiden in der Oberpfalz , wo die 7-Tage-Inzidenz derzeit bei rund 121 liegt. Es folgen mit 120 Augsburg, mit etwa 115 Schweinfurt Stadt und Neustadt an der Waldnaab mit annähernd 105. Verbessert hat sich die Lage in Rottal-Inn. Lag die 7-Tage-Inzidenz am Dienstag noch bei 134 ist sie wieder unter die 100er-Marke gerutscht – auf etwa 89. Auch in Mühldorf am Inn hat sich die Lage leicht verbessert, auf jetzt 96.

Markus Söder verkündete am Mittwoch eine neue Warnstufe. Regionen mit über einer 7-Tage-Inzidenz über 100 werden als "dunkelrot" geführt. Veranstaltungen aller Art dürfen dort nur noch mit 50 Personen stattfinden. "Der Lockdown ist nicht gewollt – aber er kann die Ultima Ratio sein", sagte Söder mit Blick auf den Landkreis Berchtesgadener Land. Wie Menschen die Situation vor Ort erleben lesen Sie hier.

Bayern hat bereits eine der bundesweit schärfsten Infektionsschutzverordnungen. Ab dem Überschreiten kritischer Infektionswerte gilt unter anderem eine erweiterte Maskenpflicht – auch auf stark besuchten öffentlichen Plätzen, am Arbeitsplatz und in Schulen, Gaststätten müssen dann früher schließen, im Freien wie im Privaten gelten Kontaktbeschränkungen. Ministerpräsident Söder hatte zuletzt darauf gedrängt, die Maßnahmen bundesweit zu vereinheitlichen. Um massive Einschränkungen wie im Frühjahr zu vermeiden, müsse man nun "ernsthaft gemeinschaftliche Maßnahmen ergreifen". "Entweder schaffen wir es, in den nächsten vier Wochen wieder die Zahlen unter Kontrolle zu bekommen – oder es wird sehr schwierig."

Wahrscheinlichkeit für einzelne Lockdowns: Sehr gut möglich

Baden-Württemberg

So viele Landkreise mit einer 7-Tage-Inzidenz über 100 wie Bayern hat das benachbarte Baden-Württemberg bislang noch nicht. Am auffälligsten ist derzeit Heilbronn. Dort stiegen die Zahlen von 104 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen am Dienstag auf 123. Knapp an der 100er-Marke liegt jetzt der Alb-Donau-Kreis mit 96, gefolgt vom Landkreis Esslingen mit 83.

Weil die 7-Tage-Inzidenz zuletzt landesweit den Wert von 50 überschritten hatte, rief die Landesregierung die höchste Corona-Alarmstufe aus. Seit Montag gelten im Südwesten eine verschärfte Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und zusätzliche Kontaktbeschränkungen.

Baden-Württemberg nähert sich damit einem Lockdown an. Die Bürger müssten nun diszipliniert sein, sonst werde man auf einen Lockdown zurückgreifen müssen mit enormen Kollateralschäden, warnte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. Man habe nicht mehr viele Dinge im Köcher bis zu dieser großen Maßnahme, sagte er mit Blick auf Beschränkungen.

Wahrscheinlichkeit für einzelne Lockdowns: Nicht ausgeschlossen

Hessen

In Hessen sind sind vor allem in Frankfurt die Zahlen stark angestiegen. Von 122 am Dienstag auf 143 am Donnerstag. Offenbach verzeichnet etwa 127 Neuinfektion auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Der Landkreis Groß-Gerau hat die 100er-Marke überschritten und liegt derzeit bei 110. In Kassel verbesserte sich die Lage von 108 auf 70.

Die Landesregierung in Wiesbaden verschärfte erst am Montag ihre Corona-Regeln vor allem für Feiern und Treffen. Ab einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 35 werden öffentliche Veranstaltungen auf maximal 150 Teilnehmer begrenzt, private Feiern in angemieteten oder öffentlichen Räumen auf höchstens 25. Für Feiern in privaten Räumen werden maximal 15 Teilnehmer empfohlen.

Steigen die Infektionszahlen weiter, sollen härtere Einschränkungen gelten. Private Treffen in der Öffentlichkeit sollen ab einem 7-Tage-Wert von 75 auf maximal fünf Menschen oder Angehörige von zwei Hausständen begrenzt werden. Gleichsam gilt auch in Hessen die Prämisse, lokal auf steigende Corona-Zahlen zu reagieren. "Wir können nur reagieren durch lokale Shutdowns, insofern sind die auch angemessen", sagte Ministerpräsident Volker Bouffier am Mittwoch der "Funke Mediengruppe".

Wahrscheinlichkeit für einzelne Lockdowns: Nicht ausgeschlossen

Nordrhein-Westfalen

Im Umgang mit Hotspots kennt man sich aus in NRW. Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischfabrikanten Tönnies war das öffentliche Leben in den Landkreisen Gütersloh und Warendorf weitgehend runtergefahren worden. Die Stadt Hamm schränkte jüngst private Feiern nach einer Großhochzeit mit Dutzenden Infizierten stark ein. Derzeit sind im Westen besonders auffällig: Herne mit einer 7-Tage-Inzidenz von knapp 153, Solingen stieg von 109 auf 155, die Stadt Gelsenkirchen mit fast 124, der Landkreis Düren mit rund 117 und Köln mit 112.

Mit Sorge blickt man in die benachbarten Niederlande, wo wegen der stark steigenden Infektionszahlen zuletzt ein teilweiser Lockdown verhängt worden war, der vor allem die Gastronomie betrifft. Ein Szenario, in dem auch Kitas und Schulen geschlossen werden müssten, will Ministerpräsident Laschet "mit aller Kraft" verhindern. Dafür sei aber die Reduzierung der Kontakte "das Allerwichtigste", sagte er am Freitag. Gemäß den Beschlüssen von Bund und Ländern in der vergangenen Woche setzte die Regierung in Düsseldorf eine verschärfte Maskenpflicht sowie Obergrenzen für Veranstaltungen und private Feiern außerhalb der eigenen Wohnung fest, sollten kritische Infektionswerte überschritten werden.

Wahrscheinlichkeit für einzelne Lockdowns: Nicht ausgeschlossen

Niedersachsen

Noch am Dienstag registrierte das Robert Koch-Institut für Delmenhorst einen 7-Tage-Wert von über 210. Am Donnerstag sank die Zahl auf 125. Die meisten Neuinfektionen in Niedersachsen verzeichnet der Landkreis Vechta mit einer 7-Tage-Inzidenz von etwa 139. In den Landkreisen Cloppenburg und Northeim liegt der Wert bei rund 100.

Ein Lockdown in Delmenhorst dürfte damit zunächst abgewendet sein. Vom Vorschlag des RKI, in Corona-Hotspots nicht nur das öffentliche Leben einzuschränken, sondern das betroffene Gebiet regelrecht abzuriegeln, distanzierte sich Ministerpräsident Stephan Weil ausdrücklich. "Davon halte ich nichts", sagte der SPD-Politiker der "Bild"-Zeitung. "Wir sind nicht in China und haben es auch bis jetzt im Rahmen unseres offenen Systems geschafft, die Pandemie in Grenzen zu halten."

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Wahrscheinlichkeit für einzelne Lockdowns: Eher unwahrscheinlich

Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz überschreiten derzeit drei Landkreise dreistellige 7-Tage-Werte: In Birkenfeld stiegen die Zahlen von 110 auf 146, der Eifelkreis Bitburg-Prüm, der im Westen an die zu Risikogebieten erklärten Länder Luxemburg und Belgien grenzt, vermeldet einen Wert von rund 138. Auch der Landkreis Altenkirchen hat die 100er-Marke knapp erreicht.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) blickt mit Sorgen auf die Infektionsentwicklung. Wenn es nicht gelinge, Infektionsketten zu unterbrechen, könne man das Virus nicht mehr aufhalten, sagte sie in der vergangenen Woche. "Keiner von uns will einen zweiten Lockdown. Deswegen müssen wir jetzt entschieden gegensteuern. Wir können das gemeinsam schaffen, auch ohne Lockdown, wenn alle mitmachen", sagte Dreyer.

Wahrscheinlichkeit für einzelne Lockdowns: Eher unwahrscheinlich

Saarland

Im Saarland musste zuletzt der Landkreis St. Wendel auf einen starken Anstieg der Corona-Fälle reagieren (7-Tage Inzidenz: 124). Die Behörden erließen Kontaktbeschränkungen und setzten die Teilnehmergrenze für private Feiern auf zehn herab. Ein Mund-Nasen-Schutz muss nun auch im Freien an besonders belebten Orten getragen werden. Alkoholausschank ist ab 23 Uhr verboten.

Ministerpräsident Tobias Hans rief die Bürger in seinem Bundesland auf, jetzt mitzuziehen. "Es braucht ein Zusammenreißen, es braucht einen Abstand, es braucht mehr Hinwendung zu Hygienemaßnahmen und es braucht leider auch dort, wo Hotspots eingetreten sind, eine Reduzierung von persönlichen Kontakten." Anderenfalls drohten Kontaktbeschränkungen, wie es sie bereits im März und April gegeben habe.

"Wir werden alles daran setzen, das zu vermeiden", sagte Hans. Mit Blick auf die ans Saarland angrenzenden Länder erklärte Hans zusammen mit Malu Dreyer und Winfried Kretschmann: "Wir sind uns einig, dass an keiner dieser Außengrenzen das tägliche Leben, Arbeiten und Studieren durch einen kompletten Lockdown lahmgelegt werden kann." Deshalb dürfe es "keine Einschränkungen im Grenzverkehr geben."

Wahrscheinlichkeit für einzelne Lockdowns: Eher unwahrscheinlich

Sachsen

In Sachsen bereitet den Behörden vor allem die Entwicklung im Erzgebirgskreis Sorgen, wo die 7-Tage-Inzidenz auf jetzt 132 weiter ansteigt. Regierungschef Kretschmer sieht den Freistaat jedoch mit den beschlossenen Maßnahmen und einem neuen Stufenplan gut aufgestellt. Mit steigenden Infektionszahlen ist in den jeweiligen Regionen dann unter anderem eine Sperrstunde in der Gastronomie sowie eine Begrenzung bei Familienfeiern geplant.

Man sei ungefähr wieder auf dem Niveau von April, was die Zahl der Corona-Infektionen angehe, sagte Kretschmer in einer Online-Diskussion mit Bürgern. Zwar gebe es bei den meisten Erkrankungen leichte Verläufe, aber auch die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen steige. "Wir müssen heute handeln, damit die Entwicklung abgebremst werden kann." Kretschmer betonte zugleich, einen zweiten "Lockdown" werde man nicht riskieren.

Wahrscheinlichkeit für einzelne Lockdowns: Eher unwahrscheinlich

Berlin

Vor wenigen Tagen wurde der Berliner Bezirk Neukölln bundesweit zum Sinnbild für ein entgleitendes Infektionsgeschehen, als dort die 7-Tage-Inzidenz auf einen Wert von über 170 kletterte. Auch andere Stadtbezirke meldeten alarmierende Zahlen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte der Senatsverwaltung schwere Vorwürfe, sie würden die Einhaltung der geltenden Regeln kaum kontrollieren.

Inzwischen hat sich die Lage noch weiter verschärft, in Neukölln liegt die 7-Tage-Inzidenz bei fast 218. Im Bezirk Mitte sind es kritische 171, in Friedrichshain-Kreuzberg 139, in Tempelhof-Schöneberg 140. Für die Hauptstadt insgesamt liegt der Wert bei rund 104. Von lokalen Lockdowns, wie sie zwischenzeitlich diskutiert wurden, hält man in den betroffenen Bezirken allerdings nichts. Die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann (Grüne), sagte dem "Tagesspiegel": "Wenn wir hier alles dicht machen, gehen die Menschen doch einfach über die Straße in den Nachbarbezirk."

Am Dienstag verständigte sich der Berliner Senat auf eine Masken-Empfehlung für belebte öffentliche Räume. Derweil überraschte Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) mit einem sehr weitgehenden Vorschlag: einem zeitlich befristeten Lockdown nicht nur für Berlin oder einzelne Bezirke, sondern für das ganze Bundesgebiet.

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"Zwei Wochen geordneter und gezielter Lockdown im November deutschlandweit würde möglicherweise mehr helfen und weniger schaden, als diese Schüsse mit immer mehr Steinschleudern in den dichter werdenden lnfektionsnebel", schrieb Benn bei Twitter.

Wahrscheinlichkeit für einzelne Lockdowns: Sehr unwahrscheinlich

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