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Springfield in Angst: Trumps Lügen sind ein Brandbeschleuniger


Bombendrohungen gegen Haitianer in Springfield
Trump gibt eine Stadt zum Abschuss frei


Aktualisiert am 15.09.2024Lesedauer: 10 Min.
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Den Sieg mit Hetze sichern: Springfield leidet unter Donald Trumps Gerüchten.Vergrößern des Bildes
Den Sieg mit Hetze sichern: Springfield leidet unter Donald Trumps Gerüchten. (Quelle: Piroschka Van De Wouw)

Mit Lügen und Gerüchten versetzen Donald Trump und J.D. Vance die Stadt Springfield in Ohio in Angst und Schrecken. Doch selbst im Angesicht von Bombendrohungen denken sie nicht ans Aufhören und zündeln immer weiter.

Bastian Brauns berichtet aus Springfield, Ohio

"Weißt du, wo die Haitianer abhängen?" Diese Frage stellt ein Mann um die 70 auf dem Beifahrersitz eines roten Toyota Corolla. Er hat das Autofenster heruntergelassen und den Fahrer des Wagens gebeten, anzuhalten. Es ist Freitag, 11 Uhr mittags, auf einer Straße im Süden von Springfield, im US-Bundesstaat Ohio. Zu diesem Zeitpunkt musste die Polizei bereits zwei Grundschulen und das Rathaus wegen eingehender Bombendrohungen evakuieren. Später wird es auch zwei Krankenhäuser und die Universität treffen.

Warum sind die beiden weißen Amerikaner auf der Suche nach Haitianern? "Sie essen Katzen und Hunde. Wir möchten denen einen Besuch abstatten", sagt der Mann auf dem Beifahrersitz. Dem Fahrer des Toyota wird das Gespräch unangenehm. "Wir müssen jetzt los", sagt er noch und braust davon. Ihre Information haben die zwei Männer direkt vom früheren Präsidenten dieses Landes. Und der behauptet, er wisse das "aus dem Fernsehen".

Seit Donald Trump vor einem Millionenpublikum und den Augen der ganzen Welt behauptet hat, Haitianer würden hier die Haustiere der Einheimischen essen, befindet sich die mittelgroße Stadt im mittleren Westen der USA im Alarmzustand. In Springfield werden in diesen Tagen nach dem TV-Duell aus Trumps Worten Taten. Viele Menschen in der Stadt sind wütend. Der Bürgermeister wirkt machtlos. Und Tausende Haitianer fürchten sich.

"Wir haben so etwas nicht in unserer Kultur"

Die Szene mit dem roten Toyota in Springfield spielt sich nur unweit vom Haitian Community Help and Support Center ab, einem Hilfsangebot für die seit Jahren wachsende haitianische Bevölkerung. An dieser Straße vor dem Zentrum, wo zwei alte Amerikaner nach Katzen und Hunden essenden Haitianern suchen, steht Viles Dorsainvil und wirkt verzweifelt.

"Wir haben so etwas nicht in unserer Kultur", sagt der Leiter des Hilfevereins. Der Mann spricht fließend Englisch, besitzt einen Bachelor-Abschluss für internationale Beziehungen und versucht trotz der infamen Anschuldigungen diplomatisch zu bleiben. Er bekomme viele besorgte Anrufe, seit Donald Trump im Fernsehen vor rund 70 Millionen Amerikanern und der ganzen Welt genau das behauptet hatte. "In Springfield essen sie die Hunde. Die Leute, die hierhergekommen sind, sie essen die Katzen", sagte Trump im TV-Duell, um gegen Kamala Harris zu punkten. "Sie essen die Haustiere der Leute, die dort leben."

Viles Dorsainvil sagt: "Die Menschen haben Angst um ihr Leben. Manche planen wegzuziehen. Viele fühlen sich nicht mehr sicher." Die zwei Grundschulen, die an diesem Morgen wegen Bombendrohungen schließen mussten, werden auch von haitianischen Kindern besucht. "Politiker sollten wissen, wie mächtig Worte sind", sagt Dorsainvil. Bei den einen könnten sie Gewalt, bei den anderen psychische Probleme auslösen. Von Donald Trump wünscht er sich eine Entschuldigung. "Das wäre kein Zeichen von Schwäche, sondern würde Charakter zeigen", sagt er.

Video | Zunehmende Bedrohung haitianischer Einwanderer in Springfield
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Quelle: t-online

Trump gießt weiter Öl ins Feuer

Doch der Kandidat der Republikaner denkt überhaupt nicht daran, sich zu entschuldigen. Bei einer Pressekonferenz in einem seiner Golfklubs in Kalifornien kündigte er jetzt an, die Menschen aus Springfield deportieren zu lassen, wenn er zum Präsidenten wiedergewählt würde. Und zwar "nach Venezuela". Noch immer bezeichnet Trump die Haitianer in Springfield als "Illegale". Dabei besitzen die meisten von ihnen einen "Temporary Protected Status", also einen legalen Aufenthaltstitel, der sie auch zum Arbeiten berechtigt. Es sind komplexe Details, die Trumps Botschaft stören würden.

Was genau manche Menschen in Springfield an den Haitianern stört, ist dort gar nicht so einfach zu erfahren. Einige ärgern sich über deren Fahrverhalten, andere über lange Schlangen beim Arzt oder über steigende Mieten. In einer Seitenstraße im Süden von Springfield gibt es Häuser, vor denen Trump-Fahnen wehen. Nach langem Klopfen an einer Tür streckt ein Mann mit langen grauen Haaren und wenigen Zähnen seinen Kopf heraus. Die Fenster seines Hauses hat er teils vernagelt, teils mit dunklem Stoff verhangen.

Ein Husky und ein kleines Kind schauen neugierig zwischen seinen Beinen hindurch. Er scheucht sie wieder hinein. Neben dem Ramsch auf seiner Veranda stapeln sich mehrere kaputte Sofas. Über die Haitianer sagt er: "Ich will sie hier nicht haben." Was der Grund dafür sei? "Wegen aller möglichen Dinge", zischt er. Konkreter will er nicht werden. "Ich bin beschäftigt", sagt er. Dann verschwindet er wieder hinter den verdunkelten Fenstern.

Ein Gerücht, das nicht zufällig Karriere machte

Was als unbelegtes Gerücht in einer lokalen Facebook-Gruppe begann, weitet sich in Springfield nun zu einer Krise aus. Obwohl die Polizeibehörden und der Bürgermeister die Behauptungen seit Tagen widerlegt haben, nehmen die Bedrohungen jeden Tag weiter zu. Nach Krankenhäusern, Schulen und dem Rathaus musste auch die Universität am Wochenende alle Veranstaltungen absagen. Der Grund: In einer E-Mail wurde mit einem Shooting auf dem Campus gedroht. "Die Nachricht zielte auf haitianische Mitglieder unserer Gemeinschaft", teilte die Universität mit.

Erika Lee, jene Frau aus Springfield, die das Katzen-Gerücht über die Haitianer auf Facebook als Erste verbreitet hatte, bereut das inzwischen öffentlich. "Ich habe den Beitrag gelöscht. Ich habe mich geirrt. Ich habe es total vermasselt. Ich wollte nie so viel Hass auslösen", sagte sie dem Fernsehsender MSNBC. Dass ihr Gerücht überhaupt den Weg in die Weltöffentlichkeit fand, lag aber ausgerechnet am Senator dieses Bundesstaates, Trumps Vizekandidaten J.D. Vance.

Der bezeichnet Springfield seit Monaten als Stadt des Niedergangs, weil dort die Lage mit illegalen Migranten außer Kontrolle geraten sei. Am Tag des TV-Duells zwischen Trump und Harris verbreitete Vance auf der Plattform X dann das Gerücht von den Haustiere essenden Haitianern. Und dazu noch eine weitere bittere Lüge: "Ein Kind wurde von einem haitianischen Migranten ermordet, der kein Recht hatte, hier zu sein", schrieb Vance ohne Skrupel. Situationen wie in Springfield seien der Grund, Trump zu unterstützen.

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Es gab keinen Mord, Neonazis kommen trotzdem

In Wahrheit kam in der Stadt im vergangenen Sommer ein elfjähriges Kind mit dem Namen Aiden Clark bei einem Autounfall ums Leben. Ein 36-jähriger Haitianer war mit seinem Wagen auf die Gegenfahrbahn geraten. Beim Ausweichen kippte ein Schulbus um. Aiden starb. Der Vater des toten Jungen trat dieser Tage in einer Bürgerversammlung auf und sagte: "Politiker wie J. D. Vance und Donald Trump haben den Namen meines Sohnes ausgesprochen und seinen Tod für politische Zwecke missbraucht", sagte Nathan Clark. Sein Sohn sei aber nicht ermordet worden, sondern das Opfer eines tragischen Unfalls. Für seine Rede bekam er Applaus von seinen Mitbürgern.

Rassistische Lügen wie die von Vance und Trump ziehen dennoch Extremisten an. Schon Anfang August marschierte in Springfield während eines Jazzfestivals in der Innenstadt ein Dutzend vermummter Männer auf. Bekleidet mit roten Hemden, schwarzen Hosen, Stiefeln und Skimasken trugen sie auch Gewehre und Hakenkreuzfahnen. In Ohio ist das offene Tragen von Waffen erlaubt. Springfields Bürgermeister Rob Rue teilte damals mit: "Es gab den Versuch einer externen Hassgruppe, unsere Gemeinde zu stören." Nichts sei aber passiert und die Polizei habe alles unter Kontrolle gehabt.

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Angesichts der Bombendrohungen in seiner Stadt sagt Rob Rue jetzt: "Alle Bundespolitiker, die unsere Stadt in ein schlechtes Licht gerückt haben, sollten wissen, dass sie unserer Stadt schaden. Es waren ihre Worte, die das bewirkt haben." Während er das Rathaus im Stadtzentrum wegen einer erneuten Bombendrohung dichtmachen musste, marschierten ein paar Straßen weiter Leute auf und ab, die T-Shirts trugen, auf denen die Worte "Proud Boys" zu lesen waren. Dazu kursiert das Foto eines Flugblatts, das vom Ku Klux Klan stammen soll. Darauf steht, Ausländer und Haitianer würden deportiert. "Für solchen Dreck gibt es in Amerika keinen Platz." Die “Proud Boys” sind eine rechtsextreme Gruppierung, einige ihrer Mitglieder waren auch am Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 beteiligt.

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Trump ignoriert die Bombendrohungen

Als Trump von Reportern jüngst gefragt wurde, ob er die aktuellen Bombendrohungen in Springfield verurteilen würde, behauptete er, davon nichts zu wissen. "Was ich weiß ist, dass die Stadt von illegalen Migranten übernommen wurde und das ist schrecklich", behauptete Trump. Die Stadt benötige Hilfe und keine Politiker, die der "Gemeinschaft einen solchen Schaden zufügen, wie wir in den vergangenen Tagen leider gesehen haben", sagt hingegen Bürgermeister Rob Rue und wirkt dabei ziemlich hilflos. Unentwegt fleht er, den Polizeibehörden endlich zu glauben. In Springfield gebe es keine Vorfälle von gegessenen Hunden und Katzen.

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Es ist ein aussichtsloser Kampf gegen die Lügen. Denn der Bürgermeister und die Bewohner von Springfield sind Opfer eines geplanten politischen Manövers. Donald Trump weiß, dass Politiker und Medien solche Behauptungen von ihm nicht einfach stehen lassen können, sondern darüber berichten und seine Lügen widerlegen müssen. Bei der Verbreitung half ihm außerdem der reichste Mann der Welt. Auch Elon Musk hetzte auf seiner Plattform X: "Anscheinend werden die Katzen der Leute gefressen." Das Ziel ist erreicht: Seit Tagen gibt es in den amerikanischen Medien kaum ein wichtigeres Thema.

"Wir sind die Geiseln ihrer Rhetorik"

Eine Amerikanerin aus Springfield, die ihren Namen aus Sicherheitsgründen nicht preisgeben will, ist deswegen außer sich: "Trump und Vance machen noch immer Wahlkampf mit diesem Thema. Jeden Tag. Es ist so empörend!" Ihre Kinder würden in der Schule bedroht, die Krankenhäuser und das Rathaus. "Sie gießen einfach weiter Öl ins Feuer. Wir sind Geiseln ihrer Rhetorik, und es ist ihnen einfach egal", sagt sie. Und ausgerechnet einer von ihnen, J.D. Vance aus Ohio, richte dieses Scheinwerferlicht auf sie. "Dabei sollte er als Senator uns repräsentieren und unsere Stimme sein." Ihren 16-jährigen Sohn will sie am Wochenende wegen der umherziehenden "Proud Boys" nicht aus dem Haus lassen. "Es gibt zu viele Schusswaffen in der Stadt."

Trump und Vance schüren den Hass gegen die Haitianer von Springfield. Dabei werden sie als Arbeitskräfte in der seit vielen Jahren von massiver Abwanderung betroffenen Stadt dringend benötigt. Sonst hätten Fabriken, wie das Autowerk von Honda oder die beiden großen Walmart-Center, womöglich längst zugemacht. Die guten Job-Möglichkeiten hier sprachen sich schnell herum und innerhalb weniger Jahre kamen Tausende Haitianer nach Springfield.

Die wahren Schwierigkeiten wären lösbar

Tatsächlich schafft der große Zustrom aber auch Probleme. Denn die öffentlichen Kapazitäten einer Stadt, die über viele Jahre hinweg immer weiter ausblutete, sind erschöpft. Für die Neuankömmlinge gibt es zu wenige Schul- und Kindergartenplätze. In Krankenhäusern, Arztpraxen und den Behörden konkurrieren die Einheimischen plötzlich mit ihnen um Termine. Und eines der größten Probleme von Springfield sind die rasant gestiegenen Mieten. Wohnungen, die bis vor Kurzem für 800 Dollar zu haben waren, kosten jetzt über 2.000.

"Weil viele Haitianer bereit sind, zu mehreren in den Appartements zu wohnen, können sie auch höhere Mieten bezahlen", sagt ein Mann, der seit Langem an fast jeder Bürgerversammlung teilnimmt. Er will in diesem Artikel nur Mike genannt werden. "Das ist aber nicht die Schuld der Haitianer, sondern die der Vermieter. Die nutzen die Situation gnadenlos aus", sagt er. Es gebe ansonsten aber überhaupt keine Probleme mit den zugewanderten Menschen.

Das Verschwinden von Katzen und Hunden jedenfalls war hier früher nie ein Thema. Vor einem heruntergekommenen Haus steht Kim in zerschlissenen Jeans und raucht eine Zigarette. Neben ihr auf dem Steinboden sonnt sich ihre Katze, die zu faul zum Essen scheint. Ob sie Angst habe um ihr Haustier? "Nein, wieso sollte ich?", sagt sie und lacht. Auch ihr fehlen die meisten Zähne. Sie hasst die Haitianer nicht.

Halbwissen schürt die Wut zusätzlich

Auch ein vielfach verbreitetes Foto mit einem Mann, der wilde Gänse davonträgt, die er im örtlichen Park gestohlen haben soll, ist gefaked. Es stammt es aus der weiter entfernten Hauptstadt Columbus und zeigt wohl einen Wildunfall. Ein Mann entfernte die Tiere gesetzeskonform von der Straße. Ob er ein Migrant war, ist zudem nicht bekannt. So zumindest bestätigt es die Naturschutzbehörde von Ohio.

Seit dem tödlichen Unfall im vergangenen Sommer beklagen sich Leute in den Bürgerversammlungen von Springfield darüber, dass die Haitianer nicht Auto fahren könnten und die Verkehrsregeln nicht befolgten. Das liege daran, dass es ihnen erlaubt sei, einfach ohne Führerschein fahren zu dürfen. Auch das stimmt nicht. Jeder Haitianer darf hier zwar ohne Einschränkungen ab 18 Jahren Auto fahren. Aber so wie Amerikaner müssen auch sie eine Fahrprüfung ablegen.

Ein weiterer Vorwurf: Weil die vielen Haitianer kein Englisch sprächen, seien die Schlangen bei den Bürgerämtern zu lang. Und es gibt wirklich zu wenig Dolmetscher und auch zu wenig Bildungsangebote. Hinzu kommt jetzt, dass sich der Lernfortschritt wegen Trump und Vance verzögert: Katrina Doolittle, die Ehefrau des Pastors einer kleinen Kirchengemeinde in Springfield, gibt Englisch-Kurse für Haitianer, die meist nur Kreolisch und Französisch sprechen. "Ich habe in den vergangenen Tagen mehrere Textnachrichten erhalten. Die Leute trauen sich aufgrund der aktuellen Situation nicht, zum Unterricht zu kommen." Und das könne sie auch gut nachvollziehen.

Als wohl bekanntester Sohn der Stadt hat sich inzwischen auch der berühmte US-Sänger John Legend in die Debatte um Springfield eingeschaltet. In einem Video warb er dafür, anzuerkennen, dass es sich bei den Haitianern ebenso um Menschen handele, die "den amerikanischen Traum" leben wollten. So wie einst Migranten aus Deutschland, Italien, Jamaika oder Polen gekommen seien. "Niemand isst Hunde. Niemand isst Katzen", so Legend. Donald Trump nannte er nur einen sei "sehr speziellen, interessanten Mann".

Eine politisch kalkulierte Hexenjagd

Seit Jahren behauptet der ehemalige US-Präsident, seine politischen Gegner würden eine angebliche Hexenjagd gegen ihn veranstalten. In Springfield haben er, sein Vize Vance und der Milliardär Elon Musk nun selbst und ganz gezielt eine Migrantenjagd angezettelt. Das Thema Migration soll damit offenbar vollends entfesselt werden – gegen Menschen aus Haiti, die eigentlich gehofft hatten, das Schlimmste hinter sich gelassen zu haben.

Ein Mann mit dem Namen Woody will nur am Telefon sprechen. Er kämpft mit den Tränen. "Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, was wir machen sollen. Wir arbeiten hier. Wir zahlen unsere Steuern. Ich ertrage es nicht, wie ich jetzt im Supermarkt angesehen werde. Als wäre ich ein Verbrecher." Er klingt wütend, aber auch hilflos. Sein Bruder Yoquelido bringt als Lyft- und Uber-Fahrer immer wieder auch Patienten ins Krankenhaus. Wegen der Bombendrohungen gegen zwei Kliniken in Springfield kontrollierten Polizisten am Wochenende jedes Auto, das sich näherte. Ausgerechnet jene, denen die Drohungen gelten sollen, wurden jetzt aus Sicherheitsgründen kontrolliert.

Neben der Snowhill-Grundschule, die am Morgen ebenfalls wegen einer Bombendrohung evakuiert wurde, holt Gilbert Fortil gerade seinen kleinen Sohn vom Kindergarten ab. Er betreibt einen haitianischen Radiosender und besitzt eine Firma mit einem weiteren Standort in Pennsylvania. "Wir haben Arbeitsplätze für jeden, für Haitianer, Latinos und Amerikaner", sagt er. Nichts an den Gerüchten stimme. Noch nie habe er etwas Derartiges mitbekommen. "Wir leben im Jahr 2024", sagt er und schüttelt den Kopf. Nach Springfield gezogen ist er vor sechs Jahren. Der amerikanische Präsident hieß damals: Donald Trump.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen vor Ort
  • Sitzungen der Bürgerversammlung von Springfield
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