Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach längerer Funkstille Trumps erster Tweet nach Bidens Wahlsieg
Das liberale Amerika feiert, Donald Trump will es nicht wahrhaben. Nach Stunden der Funkstille veröffentlicht er am Nachmittag seinen ersten Tweet seit dem Ergebnis – mit alten Botschaften.
Donald Trump ist Golfspielen in seinem privaten Club in Virginia, als die Nachricht um kurz vor halb 12 Uhr aus Washington um die Welt geht: Joe Biden wird der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Trump war vormittags dorthin aufgebrochen, Mitarbeiter informierten ihn telefonisch über die Nachricht, so berichtet es die "New York Times".
Sein Team gibt anschließend ein Statement des Präsidenten heraus, in dem er den Wahlsieg nicht anerkennt: "Die einfache Tatsache ist, dass diese Wahl noch lange nicht vorbei ist." Auf Twitter, wo der Präsident sonst oft und gerne ungefiltert seine Meinung präsentiert, ist es hingegen stundenlang still – wohl auch wegen des Golftrips.
Es ist schon fast 17 Uhr, da setzt Trump seinen ersten Tweet nach der Biden-Wahl ab. In Großbuchstaben. Er bleibt darin bei seinen in den letzten Tagen eingeübten Botschaften. Weiterhin behauptet er: "Ich habe die Wahl gewonnen."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Und er spricht erneut von Wahlbetrug, ohne Belege dafür vorzulegen. Bei der Auszählung der Stimmen seien "schlimme Dinge" passiert, schreibt er. Die Wahlbeobachter der Republikaner seien gezielt ausgeschlossen worden. "Das ist nie zuvor passiert."
Tatsächlich gibt es bisher keine Belege, dass so etwas überhaupt in relevantem Maße passiert ist. Noch weniger Belege gibt es dafür, dass es etwas am Wahlergebnis ändern würde, denn Biden führt inzwischen recht komfortabel. Twitter verpasst Trumps Nachricht dann auch umgehend einen Warnhinweis: "Die Behauptung des Wahlbetrugs ist umstritten." Wahlbetrug ist in den USA Experten und Studien zufolge extrem selten.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
In einem zweiten Tweet wenige Minuten später schreibt Trump dann, er habe 71 Millionen "legale Stimmen" erhalten, mehr als jeder andere amtierende US-Präsident zuvor. Es sind zwar bislang noch nicht ganz 71 Millionen, aber der Rest ist durchaus richtig, es ist ein Rekord. Nur: Herausforderer Biden hat eben mehr als 74,5 Millionen Stimmen bekommen.
Während Trump wütend twittert, feiern Zehntausende in vielen Städten der USA ausgelassen den Wahlsieg Bidens – viele direkt vor Trumps Haustür, in den Straßen um das Weiße Haus.
Ein Mann, der dort aus einem Einkaufswagen Wasser an die Feiernden verkauft, lacht am Nachmittag und ruft: "Es fühlt sich wieder wie Amerika an!"
Sehen Sie im Video oben oder hier Eindrücke der Stimmung bei den Feierlichkeiten in Washington.
- Eigene Recherchen und Beobachtungen in Washington
- "New York Times": Liveblog zur Wahl
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa