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Schwatzhafter Trump? Bericht: USA bringen Spion aus dem Kreml in Sicherheit


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Wegen Trumps Schwatzhaftigkeit?
Bericht: USA bringen Topspion aus dem Kreml in Sicherheit


Aktualisiert am 10.09.2019Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump mit Wladimir Putin: Wurde der Kontakt zum Kremlchef zur Gefahr für einen US-Informanten?Vergrößern des Bildes
Donald Trump mit Wladimir Putin: Wurde der Kontakt zum Kremlchef zur Gefahr für einen US-Informanten? (Quelle: Chris McGrath/getty-images-bilder)
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Hat der US-Präsident das Leben eines Informanten riskiert? Medienberichten zufolge musste ein US-Spion aus Russland abgezogen werden – aus Sorge, er könnte enttarnt werden.

Die USA haben mehreren Medienberichten zufolge im Jahr 2017 in einer geheimen Mission einen ihrer wichtigsten Informanten innerhalb der russischen Regierung abgezogen. Das berichten der US-Nachrichtensender CNN und die "New York Times" unter Berufung auf Regierungskreise. Laut CNN sei die Entscheidung unter anderem aus Angst getroffen worden, dass US-Präsident Donald Trump den Informanten durch seinen leichtfertigen Umgang mit Sicherheitsinformationen in Gefahr bringen könnte. Der Sender zitiert dazu mehrere Regierungsmitarbeiter, ohne jedoch Namen zu nennen.

Der Spion sei demnach nach einem "Höhepunkt monatelanger Angst" bei den US-Geheimdiensten in Sicherheit gebracht worden – das sei kurz nach einem Treffen Trumps mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Washington gewesen. Bei dem Treffen, an dem auch der damalige russische Botschafter in den USA, Sergej Kisljak, teilnahm, plauderte Trump hochsensible Informationen zum "Islamischen Staat" (IS) in Syrien aus. Geheimdienste seien aber auch wegen Trumps privaten Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Juli desselben Jahres alarmiert gewesen. Außenminister Mike Pompeo, der damalige CIA-Direktor, habe Regierungsmitarbeiter gewarnt, dass zu viele Informationen über den Spion herausgesickert seien.

Auch die "New York Times" berichtete über den Fall. In der Zeitung hieß es allerdings, der Grund für den Abzug des Informanten sei ein anderer gewesen: US-Medien hatten nach den US-Wahlen spekuliert, wie die Geheimdienste derart viele Details über eine mutmaßliche russische Einflussnahme in Erfahrung bringen konnten – und vermuteten einen Kreml-nahen Informanten hinter den Informationen. Demnach wollten die Verantwortlichen in den USA bereits Ende 2016 für die Sicherheit der Quelle in Russland nicht mehr garantieren.

Weißes Haus dementiert CNN-Bericht

Eine offizielle Antwort der Regierung auf den Bericht gibt es bisher nicht – auch das Außenministerium wollte sich offenbar nicht äußern. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Stephanie Grisham, teilte dem Sender CNN auf Anfrage hin mit, die Berichterstattung sei "nicht nur falsch, sondern habe das Potenzial, Leben zu gefährden".

Auch eine Pressesprecherin der CIA äußerte Kritik: Teile des CNN-Berichts seien falsch und beruhten auf ungenauen Angaben. "Die irreführende Spekulation, dass der Umgang des Präsidenten mit den sensibelsten Geheiminformationen unserer Nation, auf die er täglich zugreifen kann, zu einer mutmaßlichen Rückholaktion geführt habe, ist nicht korrekt", wurde Brittany Bramell von CNN zitiert.

Spion war offenbar nah an Putin dran

Der Informant habe laut den Berichten als eine der verlässlichsten Quellen für Informationen über den Kremlchef Wladimir Putin gegolten. Er habe jahrzehntelang für die USA aus Russland berichtet, schrieb die "New York Times". Sein Verlust dürfte demnach einen erheblichen Rückschlag für die Geheimdienste bedeutet haben. Der US-Präsident sei über den Abzugsplan informiert gewesen, schrieb CNN. Die Identität des Spions sei weiterhin geheim.

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Der ehemalige CIA-Mitarbeiter John Sipher schrieb zu dem Bericht, einen solchen Informanten zu verlieren, sei eine große Angelegenheit. "Eine Quelle an einer Schlüsselposition anzuwerben, ist extrem schwierig. Das kann nur einmal in einer Generation funktionieren, wenn überhaupt. Ihn oder sie zu schützen, bedeutet eine große Herausforderung," schrieb Sipher auf Twitter.

Trumps schwieriges Verhältnis zur CIA

Das Vertrauensverhältnis zwischen Donald Trump und der CIA ist zerrüttet. Immer wieder gerät der US-Präsident wegen seiner Schwatzhaftigkeit in die Kritik, die Informationen seiner eigenen Geheimdienste stellt er immer wieder öffentlich infrage, so zum Beispiel eine Aussage seines ehemaligen Geheimdienstchefs, wonach der Iran momentan nicht an einer Nuklearwaffe arbeite. Trump verspottete die Information von Dan Coats auf Twitter als "falsch" und "naiv".

Zuletzt wurde dem Präsidenten im August dieses Jahres vorgeworfen, geheime Informationen zu einem mutmaßlich gescheiterten Raketenstart im Iran mit einem Foto auf Twitter veröffentlicht zu haben. Trump habe mit einem gestochen scharfen Detailfoto unabsichtlich offenbart, wie hoch entwickelt die US-Satellitentechnik inzwischen sei, kritisierten Experten. "Die Veröffentlichung dieses Bildes scheint nicht dem üblichen Umgang der US-Politik mit solchen Informationen zu entsprechen", schrieb zum Beispiel eine Satellitenbild-Expertin von der Universität Stanford.

Russland-Affäre ist ein Auslöser

Die Geheimdienste sind zudem überzeugt, dass sich Moskau mit Hackerangriffen und anderen Methoden in den US-Wahlkampf 2016 eingemischt habe, um Trump zu helfen. Der Präsident wiederum hat sich immer wieder skeptisch dazu geäußert. Als Russlands Präsident Wladimir Putin im vergangenen Jahr etwa bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Trump eine Einmischung in den Wahlkampf dementierte, stellte sich der US-Präsident nicht etwa hinter seine Geheimdienste, sondern bezeichnete Putins Dementi als "extrem stark".

Sonderermittler Robert Mueller hatte fast zwei Jahre lang untersucht, ob das Wahlkampflager von Trump geheime Absprachen mit russischen Regierungsvertretern zur mutmaßlichen Einmischung Moskaus in den US-Wahlkampf getroffen und ob Trump als US-Präsident später die Justizermittlungen dazu behindert hatte. Ende März legte Mueller einen Abschlussbericht vor, der in Teilen geschwärzt veröffentlicht wurde. Ende Mai erklärte Mueller seine Arbeit offiziell für beendet. Trump sieht sich durch den Bericht von allen Vorwürfen entlastet.

In Muellers Abschlussbericht steht dabei, es habe zahlreiche Kontakte zwischen Trumps Lager und Vertretern Russlands gegeben. Ausreichende Belege zum Nachweis einer Straftat fanden die Ermittler aber nicht. Außerdem listete Muellers Team diverse Versuche Trumps auf, Einfluss auf die Untersuchungen zu nehmen. Mueller ließ zwar offen, ob Trump sich damit der Justizbehinderung schuldig machte. Er sprach den Präsidenten aber auch ausdrücklich nicht von diesem Vorwurf frei, sondern legte alles Weitere quasi in die Hand des Kongresses.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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