Weihnachten bei den Trumps Wenn nur nicht die Termine wären – und der andere Ärger
Alle Welt freut sich auf Weihnachten, Donald Trump jedoch hat am Fest der Liebe wohl nur wenig Freude. Grund dafür sind nicht nur politische Probleme. Die Festtage passen auch nicht zu seinem Selbstverständnis.
US-Präsident Donald Trump hat ein schwieriges Jahr hinter sich: FBI-Sonderermittler Robert Mueller lässt trotz wütender Präsidenten-Tweets einfach nicht locker dabei, in Trumps womöglich nicht ganz astreiner Vergangenheit zu wühlen. Noch dazu haben Trumps Republikaner bei den Kongresswahlen im November die Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren. Dann die Vorweihnachtszeit: Bis Freitag standen elf Weihnachtsempfänge im Weißen Haus auf dem Programm des Präsidenten und der First Lady, Melania Trump.
Dabei weiß das "New York Magazine" zu berichten: "Donald Trump hasst Weihnachtsfeiern" - ganz anders als sein Vorgänger Barack Obama, der mal eben ganz locker als Nikolaus verkleidet ins Kinderkrankenhaus einzieht, um kranken Jungs und Mädchen eine Überraschung zu bereiten. Für die First Family ist die Vorweihnachtszeit ein Marathon, der nicht etwa erst mit dem Advent beginnt. Bereits drei Tage vor Thanksgiving nahmen Donald und Melania Trump am 19. November den Weihnachtsbaum für das Weiße Haus in Empfang, die 5,90 Meter hohe Tanne wurde mit Pferd und Kutsche geliefert.
Weihnachten wird Trump im Urlaub in seinem Club Mar-a-Lago in Florida verbringen, doch auch da hören die Empfänge nicht auf. Das "New York Magazine" schreibt, bis zum 26. Dezember werde der mächtigste Mensch der Welt dieses Jahr insgesamt 52 Stunden auf Weihnachtsfeiern verbracht haben. Was den Selbstdarsteller Trump dabei besonders nervt? Dass sich Weihnachten nicht alles um ihn dreht, wie das Magazin unter Berufung auf eine dem Weißen Haus nahestehende Quelle berichtet. "Wenn es um ihn ginge, würde er es lieben."
Ärger über Satiresendung auf NBC
Einen Empfang im Weißen Haus immerhin hat sich Trump gespart: Die traditionelle Weihnachtsfeier mit Journalisten fand nicht statt. Kein Wunder, sind ihm kritische Medien doch verhasst. Sie verunglimpft der Präsident als "Feinde des Volkes", die "Fake News" verbreiten. Dem könnte man entgegenhalten, dass Trump selber eine der größten "Fake News"-Schleudern ist: Nach einer Statistik der "Washington Post" hat er in den ersten 649 Tagen seiner Amtszeit 6.420 falsche oder irreführende Behauptungen aufgestellt - im Schnitt fast zehn pro Tag.
Trump teilt dabei gerne gegen seine Kritiker aus. Dass er beim Einstecken weniger hart im Nehmen ist, zeigt seine Reaktion auf die Weihnachtssendung der Comedy-Show "Saturday Night Live" des Senders NBC. Ein Engel gewährt Trump in der Parodie den Wunsch, nie Präsident geworden zu sein. "Es ist furchtbar - alles fällt auseinander", sagt Alec Baldwin alias Trump zur Begründung. In einem empörten Tweet sprach Trump anschließend von Wahlwerbung für die oppositionellen Demokraten - und stellte die Frage, ob das eigentlich legal sei.
Mehr als zwei Wochen im sonnigen Süden?
Im Schatten des 72-jährigen Präsidenten wird auch First Lady Melania immer wieder zum Objekt der Berichterstattung - in Sachen Weihnachten etwa bei der Dekoration des Weißen Hauses, für die das Ex-Model aus Slowenien verantwortlich zeichnet. Der Schmuck lasse das Weiße Haus in einem "Geist des Patriotismus" erstrahlen, verkündete die Pressestelle. Ein Video zeigt, wie die First Lady durch ein Spalier roter Weihnachtsbäume schreitet. Giftig verwies die "Washington Post" darauf, dass die Farbe andernorts kranke Bäume kennzeichne: Etwa in der Gegend um das Katastrophen-Akw im ukrainischen Tschernobyl.
Die negative Berichterstattung in den Medien dürfte dem fanatischen TV-Konsumenten Trump in Mar-a-Lago weiter auf die Nerven gehen. Trump war gerade erst mehrere Tage über Thanksgiving in seinem Club, den er das "Winter-Weiße-Haus" nennt - in Anspielung an Harry Trumans Residenz auf Key West. Der Weihnachtsurlaub dürfte nun üppiger ausfallen: US-Medien berichten, dass die Familie mehr als zwei Wochen in Mar-a-Lago verbringen könnte. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat jedenfalls bis zum 6. Januar ein Flugverbot für den Luftraum über dem Luxusresort in Palm Beach verhängt.
Twitter ist immer mit dabei
Dass es ruhig werden wird, bloß weil Trump im Urlaub ist, ist nicht zu erwarten, schließlich hat er auch in Florida Zugang zu Twitter. Alleine in seiner ersten Urlaubswoche in Mar-a-Lago vor einem Jahr schickte Trump 27 Tweets zu allen möglichen Themen in die Welt. Überhaupt will der Präsident Urlaub nicht als Freizeit verstanden wissen. "Ich werde im Urlaub sehr hart arbeiten", hatte er vor einem Jahr gesagt. Zeit fürs Golfspiel blieb dann aber dennoch - wobei das auch für Trumps Wochenenden gilt, wenn er in Washington ist.
Wer aus der weiten Familie dieses Jahr in Mar-a-Lago Weihnachten feiern wird, ist nicht bekannt. Melania - Trumps dritte Ehefrau - und der zwölfjährige Sohn Barron dürften dabei sein. Trumps ältester Sohn Donald Trump Junior (40) - der gemeinsam mit Bruder Eric (34) den Trump-Konzern führt - hat vor Weihnachten schon einmal gut Wetter beim impulsiven Vater gemacht: Auf Instagram postete der Junior ein Foto von einer Trump-Figur an der Spitze eines Weihnachtsbaums. "Konnte mich nicht zwischen einem Engel und einem Star (Stern) entscheiden", schrieb er. "Also habe ich beide ausgewählt."
Präsidententochter Ivanka Trump - mit 37 Jahren nur elf Jahre jünger als Melania - ist zum Judentum konvertiert, nachdem sie Jared Kushner geheiratet hat, und hat gerade erst Chanukka gefeiert. Ivanka und Kushner sind Berater Trumps und halten sich deutlich länger im Weißen Haus als Dutzende Mitarbeiter, die gefeuert wurden oder gegangen sind. Zum Jahresende trennt sich Trump nicht nur von Stabschef John Kelly, sondern auch vom skandalumwitterten Innenminister Ryan Zinke.
Viel Grund für schlechte Laune
Überhaupt steht Trump diese Weihnachten unter gigantischem Druck: Dass er angekündigt hat, US-Truppen aus Syrien abzuziehen, nehmen ihm auch Senatoren seiner Republikaner mächtig übel. Auch sollen nach Medienberichten bald Tausende Soldaten aus Afghanistan abziehen - wie in Syrien mit ungewissen Folgen. An beidem störte sich Verteidigungsminister James Mattis so sehr, dass er seinen Rücktritt einreichte und Trump somit nun einen weiteren Spitzenposten neu besetzen muss.
Wenige Tage vor dem Fest teilte dann noch die Staatsanwaltschaft in New York mit, dass Trumps Stiftung aufgelöst wird - wegen illegaler Geschäfte. Im kommenden Jahr dürfte FBI-Sonderermittler Mueller seine Untersuchungen in der Russland-Affäre abschließen. Dass die Demokraten ein Amtsenthebungsverfahren einleiten könnten, schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Präsidenten.
Schließlich sind da auch noch Ex-Pornostar Stormy Daniels und das frühere Playmate Karen McDougal. Beide geben an, 2006 Affären mit Trump gehabt zu haben - dem Jahr der Geburt von Sohn Barron. Trump dementiert das, sein damaliger Anwalt Michael Cohen hat den beiden Frauen im Wahlkampf 2016 trotzdem Schweigegeld gezahlt - nach Cohens Angaben auf direkte Anweisung Trumps, was möglicherweise gegen Wahlkampffinanzierungsgesetze verstoßen hat.
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Melania Trump gab dem Sender ABC im Oktober ein langes Interview, dabei ging es auch um die angeblichen Affären ihres Mannes. Die Spekulationen seien "natürlich nicht immer angenehm", sagt die First Lady damals. "Aber ich weiß, was richtig und was falsch ist und was wahr ist oder nicht wahr." Sie habe jedenfalls Besseres zu tun, als sich mit diesen Spekulationen zu befassen.
Dicke Luft im Hause Conway
Immerhin dürfte es bei den Trumps am Gabentisch nicht zu politischen Streitereien kommen, bei diesem Thema scheinen alle an einem Strang zu ziehen, soweit sich das von außen erkennen lässt. Interessanter könnte da das Weihnachtsessen bei den Conways sein. Trump-Beraterin Kellyanne Conway ist eine der glühendsten Verteidiger des Präsidenten, während Ehemann George Conway aus seiner Abneigung für den Chef seiner Frau keinen Hehl macht. In einem Podcast von Yahoo News sagte der Anwalt kürzlich, er würde vermutlich eher "nach Australien ziehen", als ein weiteres Mal Trump zu wählen.
- Nachrichtenagentur dpa