Auf dem Weg Richtung USA Hunderte Migranten durchbrechen Grenze zu Mexiko
Zu Tausenden verlassen sie ihre Heimat Honduras, auf der Flucht vor Gewalt und Armut. In Guatemala haben nun die ersten Flüchtlinge die Grenze zu Mexiko durchbrochen. US-Präsident Trump hat eine klare Botschaft an sie.
Auf ihrem angestrebten Weg in die USA haben Migranten aus Mittelamerika an der guatemaltekischen Grenze zu Mexiko einen Zaun überwunden und die Grenze überquert. Die zunächst chaotische Situation sei unter Kontrolle, erklärte der Chef der mexikanischen Bundespolizei, Manelich Castilla, am Freitagabend. Das Ziel, Gewalt an der Grenze zu vermeiden, sei erreicht worden, so Castilla. Lokale Medien berichteten vom Einsatz von Tränengas.
Die mexikanischen Behörden begannen nach eigenen Angaben, Flüchtlinge in Migrationszentren zu bringen. Dutzende Frauen und Kinder seien in Bussen in Unterkünfte gebracht worden, wo sie bleiben, bis ihre Papiere geprüft sind, teilte die Migrationsbehörde des Landes mit. Einige Migranten versuchten, die mexikanische Seite auf illegalem Wege zu erreichen. Sie sprangen von der Rodolfo-Robles-Grenzbrücke, um durch den Fluss Suchiate zu schwimmen.
Zuvor hatten sich an der Grenze in der Nähe der guatemaltekischen Stadt Tecún Umán tumultartige Szenen abgespielt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie sich eine große Menschenmenge durch ein Tor an einem Grenzposten drückte. Weitere Menschen kletterten über die Grenzzäune. Wie viele Menschen die Grenze insgesamt überquerten, war zunächst nicht klar. Es wurde geschätzt, dass rund 5.000 Migranten an dem Grenzübergang warteten.
US-Präsident Donald Trump forderte die Migranten zur Rückkehr auf. "Sie kommen nicht in dieses Land, sie können genausogut umdrehen", sagte Trump am Freitag in Scottsdale im US-Bundesstaat Arizona. Der US-Präsident unterstellte, bei vielen der Migranten handele es sich um Straftäter. "Eine ziemlich große Prozentzahl dieser Menschen sind Kriminelle", sagte Trump. Woher er diese Information haben will, sagte er nicht.
Trump will Militär an die Grenze schicken
Auf die Frage einer Reporterin, ob er Beweise dafür habe, dass es sich um Kriminelle handele, sagte Trump: "Bitte seien Sie kein Baby." Er fügte hinzu: "Das sind abgehärtete Kriminelle. Das sind harte, harte Menschen. Und ich will sie nicht in unserem Land haben." Trump betonte die Notwendigkeit, die von ihm an der Grenze geplante Mauer zu bauen, die womöglich noch höher sein müsse als bislang gedacht.
Trump dankte Mexiko für die Versuche, die Migranten zu stoppen. "Wenn das nicht funktioniert, dann setzen wir das Militär ein", sagte er. Bereits am Donnerstag hatte Trump von einem Angriff auf sein Land gesprochen und mit dem US-Militär gedroht, um die Südgrenze zu schließen. Im April hatte Trump die Nationalgarde – die zur Reserve der US-Streitkräfte gehört – an die mexikanische Grenze geschickt.
Trump betonte, er werde diesmal nicht die Nationalgarde, sondern die regulären Streitkräfte rufen. Ob das rechtmäßig wäre, ist unklar. Ein Bundesgesetz verbietet es den US-Streitkräften, als Polizeigewalt in den USA Recht und Gesetz durchzusetzen.
Mexiko will auf Gewalt verzichten
Die etwa 2.000 bis 3.000 Menschen waren am vergangenen Samstag in San Pedro Sula im Nordwesten von Honduras aufgebrochen. Ein Großteil von ihnen hatte in den vergangenen Tagen die Grenze zu Guatemala überquert. Mexiko, das nächste Land auf ihrer Route Richtung Vereinigte Staaten, hatte daraufhin angekündigt, Migranten ohne Papiere die Einreise zu verweigern. Allerdings erklärte die mexikanische Bundespolizei, sie werde keine Gewalt anwenden.
Die meisten der Flüchtlinge kommen aus Honduras, einige auch aus Guatemala und El Salvador. Die Menschen aus Mittelamerika benötigen formal ein Visum, um nach Mexiko zu gelangen. Ein solches dürften aber die wenigsten von ihnen haben. Eine weitere Möglichkeit wäre das Beantragen von Asyl – dieser Prozess kann aber bis zu drei Monaten in Anspruch nehmen.
Honduras' Präsident Juan Orlando Hernández bedankte sich auf Twitter bei seinem guatemaltekischen Kollegen Jimmy Morales und versprach Unterstützung für seine Landsleute. Er werde Hilfe für die schicken, die zurückkehren möchten, schrieb Hernández. Frauen, Kinder, Alte und Kranke könnten auch per Lufttransport in ihr Heimatland gebracht werden, so der Präsident.
Trump zieht das Thema in den Wahlkampf
US-Präsident Trump sagte unterdessen an die Adresse der Demokraten, wie üblich ohne Belege zu liefern: "Sie wollten diese Karawane und es gibt welche, die sagen, dass diese Karawane nicht einfach so passiert ist."
Erst vor wenigen Tagen ließ er Hilfszahlungen an Guatemala, Honduras und El Salvador einstellen, weil aus diesen Ländern Flüchtlinge über Mexiko in die USA strömten. Die Führung der Staaten tue wenig, um den Zustrom zu stoppen, argumentierte Trump.
Trumps Mauerprojekt stockt
Einer dieser Migranten ist Denis Contreras. Er hat sich mit seiner Schwester und zwei Nichten von Honduras aus auf den beschwerlichen Weg Richtung USA gemacht. "Das ist der Anfang einer Lawine, die rollt, weil wir so viel Gewalt nicht mehr ertragen", sagte er einem AFP-Reporter in Guatemala-Stadt. Aus seiner Sicht gibt es für ihn nun kein Zurück mehr, weil eine Flucht bei den heimischen kriminellen Banden "schlecht angesehen" sei – was einem Todesurteil gleich komme.
Honduras gehört besonders wegen der brutalen und mächtigen Jugendbanden und des Drogenhandels zu den Ländern mit den weltweit höchsten Gewaltraten. Außerdem leben 68 Prozent der neun Millionen Einwohner in Armut.
- Flüchtlingskrise: Trump droht mit Militäreinsatz an Mexiko-Grenze
- Das Trump-Referendum: Alles Wichtige zu den Midterm-Wahlen
- US-Asylpolitik: Hunderte Kinder könnten Eltern nie wieder sehen
Nach Angaben der Vereinten Nationen passieren jährlich mehr als eine halbe Million Menschen illegal Mexikos südliche Grenze, um von dort in die USA zu gelangen. Der Stopp der illegalen Einwanderung ist ein Kernthema von Trumps Agenda. Er will dazu eine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten. Der Kongress verweigert ihm bislang aber die 25 Milliarden Dollar (knapp 22 Milliarden Euro), die er für das Mammutprojekt verlangt.
- AFP, dpa