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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Trump gegen Ex-FBI-Chef Comey Die große Schlammschlacht
Donald Trump wütet, aber auch James Comey zielt unter die Gürtellinie. Um das Enthüllungsbuch des Ex-FBI-Chefs tobt eine Schlammschlacht – auch weil dieser dem Präsidenten gefährlich werden kann.
Donald Trump fällt immer eine noch schlimmere Beschimpfung ein. Auf die Buchveröffentlichung von Ex FBI-Chef James Comey reagierte der US-Präsident mit dieser Aburteilung: Comey sei ein Lügner und ein "verlogener Schleimbeutel". Es sei eine Ehre gewesen, ihn zu feuern.
Allgemein werden die zwei Tweets als typischer Wutausbruch Trumps beschrieben. Doch dahinter steckt deutlich mehr als ein unkontrollierter Anfall. Trump und seine Mannschaft verfolgen eine Strategie. Sie werden Comey als Lügner, als Wichtigtuer, als gescheiterten Behördenchef verunglimpfen. Das ist ihr Plan für die große Schlammschlacht, die Washington in den kommenden Tagen erleben wird.
Comeys Buch, das erst am Dienstag herauskommen wird, aber aus dem schon zahlreiche US-Medien zitieren, ist eine brutale Abrechnung mit Trump und dessen Persönlichkeit. Es sind die ersten Memoiren, die ein zentrales Mitglied über die Trump-Regierung verfasst hat – und Comey nutzt sie zur Vernichtung des Charakters des Präsidenten und zur bewussten Verletzung Trumps.
Trump rekrutiert Partei und Weißes Haus für Gegenschlag
Das Buch mit dem Titel "A Higher Loyalty" (deutscher Titel: "Größer als das Amt") dürfte ähnliche Schockwellen auslösen, wie es im Januar „Fire and Fury“ tat, das Buch des Journalisten Michael Wolff über das Trump’sche Weiße Haus. Comey diente nur kurz unter Trump, ist aber eine zentrale Figur in den großen Affären, die Trump umwehen.
Trump hat deshalb seine Partei und den Apparat des Weißen Hauses für den Gegenschlag rekrutiert. Die republikanische Partei hat eigens eine Website ins Netz gestellt, die einzig dem Zweck dient, Comey zu attackieren. Auf der Website mit der bezeichnenden Adresse lyincomey.com (also: Der Lügner Comey) wird der frühere FBI-Direktor als jemand dargestellt, der mit Lügen und Durchstechereien eigene politische Interessen verfolgt. Zahlreiche kritische Äußerungen zu Comey, insbesondere von Demokraten, sind dort aufgelistet.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, twitterte über ihren Dienstaccount einen Link auf diese Website und schrieb, eines der wenigen Themen, über das sich die Parteien in Washington einig seien, sei Comeys Unglaubwürdigkeit. Weißes-Haus-Beraterin Kellyanne Conway sagte, Comey wirke wie ein verärgerter ehemaliger Mitarbeiter.
Comey ist Kronzeuge gegen Trump
Das Feuer auf allen Kanälen hängt mit der Bedeutung Comeys und seines Buches zusammen. Comey, langjähriger Regierungsbeamter und unter George W. Bush stellvertretender Justizminister, wurde 2013 von Barack Obama zum FBI-Chef ernannt und am 9. Mai 2017 von Trump gefeuert. In einem Fernsehinterview kurz darauf gab Trump einmal unumwunden zu, das sei wegen der "Russland-Sache" geschehen. Eine Information, die er danach nie wieder laut aussprach. Offiziell begründete Trump die Entlassung mit Comeys Handhabung der Ermittlungen zu Hillary Clintons E-Mail-Affäre in ihrer Zeit als Außenministerin.
Eine Woche nach Comeys Entlassung berief das Justizministerium den Sonderermittler Robert Mueller, der mit einem sehr breiten Mandat Verbindungen nach Russland untersucht. Mueller forscht auch, ob Trump die Arbeit der Justiz behindert hat – dabei ist Comey ein Kronzeuge.
Er spielt damit eine interessante Rolle. Demokraten haben ihm vorgeworfen, Hillary Clinton im Wahlkampf enorm geschadet zu haben, weil er zwei Wochen vor dem Wahltag neue Ermittlungen ankündigte. Andererseits könnte er nun Trump in Bedrängnis bringen.
Und wer die Auszüge seines Buches liest, kann kaum übersehen, dass der Ex-FBI-Chef auch von Rachegelüsten getrieben scheint.
Comey will Trump bewusst verletzen
Er setzt Trump darin nicht nur mit einem Mafiaboss gleich und stempelt ihn als pathologischen Lügner und Egomanen ab. Er beschreibt, dass Trump an keinerlei Informationen über Russlands Einmischung in die Wahlen interessiert gewesen sei.
Wenn er seine Begegnungen mit Trump beschreibt, verkneift er sich keine Kommentare über dessen Äußeres. Da ist von Trumps „leicht orangefarbenem Gesicht“ die Rede, von der Größe seiner Hände. Das sind Bemerkungen, die Trump bewusst provozieren sollen.
Ausführlich geht es auch um das berüchtigte Dossier über Trumps Russland-Kontakte und um Trumps, wie Comey es beschreibt, Besessenheit mit der schlüpfrigsten Episode darin: die angebliche Begebenheit, dass in einer Moskauer Hotelsuite Prostituierte zum Vergnügen Trumps auf ein Bett uriniert haben sollen, in dem einst die Obamas bei einem Staatsbesuch geschlafen haben sollen.
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Comey geht mit diesen Details nun auf eine große Medientour. Das erste große Gespräch wird Sonntagabend zur Prime Time auf dem Sender ABC ausgestrahlt.
In einem Clip, den ABC bereits veröffentlicht hat, erinnert sich Comey so an das Gespräch: "Es war eine sehr eigenartige Situation. Ich fühlte mich, als wäre ich nicht bei mir. Ich saß da und musste den künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten über Vorwürfe mit Huren in Moskau informieren."
Comey wählt bewusst Worte, die sich rasant auf allen Kanälen verbreiten werden: "Ich weiß nicht, ob der derzeitige Präsident der Vereinigten Staaten 2013 mit Huren in Moskau zu tun hatte, die gegenseitig aufeinander urinierten", sagt Comey. "Es ist möglich, aber ich weiß es nicht."