US-Präsident im Umfragetief Historisch schlechte Werte: Trump-Unterstützung bröckelt
Donald Trump erlebt ein bisher nie dagewesenes Umfragetief während seiner Präsidentschaft. Seine politische Agenda stößt auf wachsenden Widerstand in der Bevölkerung.
Für die USA sollte mit dem Machtwechsel im Weißen Haus im Januar ein "goldenes Zeitalter" anbrechen. Das kündigte US-Präsident Donald Trump an. "Make America Great Again" – Amerika wieder groß machen, so erhofften es sich zumindest die Wähler des Republikaners, der mit einem erdrutschartigen Sieg und der Kontrolle über Kongress, Parlament und Präsidentenamt politisch kaum noch Gegenwind erwartete.
Doch die Zeit der Illusionen währte nur kurz. In nicht einmal hundert Tagen seiner Präsidentschaft hat Trump die USA, die Weltwirtschaft und jahrzehntealte Bündnisse wie die Nato mit seiner Politik grundlegend verändert. Trotz der Flut an präsidialen Dekreten, neuen Gesetzen und der Demontage zahlreicher Regierungsbehörden bleiben die politischen Entwicklungen den US-Wählern nicht verborgen. Der Unmut über die Kaltblütigkeit, mit der Trump seine Agenda durchsetzt, wächst. Das zeigt eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der "Washington Post".
Historisches Tief für Trump
Trumps allgemeine Zustimmungswerte sind derzeit deutlich niedriger als noch vor zwei Monaten. Derzeit befürworten nur noch 39 Prozent den US-Präsidenten – im Februar waren es noch 45 Prozent gewesen. Ein historisch schlechtes Ergebnis: Im Vergleich zu allen früheren US-Präsidenten weist Trump demnach zur 100-Tage-Marke die niedrigsten Werte jemals auf.
Trotzdem gelingt es den oppositionellen Demokraten bislang nicht, daraus Kapital zu schlagen. Auf die Frage, wem die Befragten am ehesten zutrauten, die Probleme im Land zu bewältigen, entfielen 39 Prozent auf Trump, 35 Prozent auf die Republikanische Partei insgesamt und nur 30 Prozent auf die Demokraten. Die insgesamt niedrigen Werte deuten auf eine allgemeine Frustration gegenüber der Politik im Land hin.
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Sinkende Zustimmung für Trumps Wirtschaftspolitik
Besonders in wirtschaftlichen Fragen, einst Trumps Steckenpferd, sinkt die Zustimmung. Anfang April kündigte der Präsident Strafzölle gegen nahezu alle Länder der Welt an. Auch wenn einige Zölle später ausgenommen oder zurückgenommen wurden, befinden sich die USA mit China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, in einem erbitterten Handelskonflikt. 64 Prozent der Befragten lehnen Trumps Vorgehen ab. Noch größer ist die Ablehnung hinsichtlich der Unsicherheiten an den US-Börsen: 67 Prozent kritisieren den Umgang des Präsidenten mit der dortigen Situation.
72 Prozent der Befragten glauben zudem, dass Trumps Politik die US-Wirtschaft zumindest kurzfristig in eine Rezession treiben wird. Langfristig halten es 42 Prozent für wahrscheinlich, dass seine Präsidentschaft nachhaltigen wirtschaftlichen Schaden anrichten wird.
Die höchste Zustimmung erzielt Trump derzeit im Bereich Migration. Trotz jüngster Skandale um zu Unrecht abgeschobene US-Bürger nach El Salvador und Missachtungen gerichtlicher Entscheidungen stören sich viele Amerikaner offenbar nicht an seiner strikten Einwanderungspolitik: 46 Prozent stimmen ihm auf diesem Politikfeld zu.
Umfrage: Trump überschreitet Grenzen
Zunehmend kritisch wird hingegen die Art und Weise gesehen, wie Trump seine politische Macht einsetzt. In der Umfrage wurde abgefragt, ob Trump in verschiedenen Politikfeldern zu weit gehe – und in allen Bereichen bestätigen dies die Befragten. Besonders auffällig: 64 Prozent glauben, dass Trump bei dem Versuch, seine präsidiale Macht auszuweiten, über das Ziel hinausschießt. 57 Prozent sehen dies auch bei der Demontage von Regierungsbehörden so.
Trotz der Vielzahl an Themen, die Trump öffentlich anspricht, bleibt es bei manchen Projekten bisher bei Ankündigungen. Ein Beispiel: der Vorschlag, künftig die staatliche Förderung für Gesundheitsforschung zu kürzen. Hier lehnt eine deutliche Mehrheit von 72 Prozent der Befragten eine solche Maßnahme ab.
- washingtonpost.com: "Trump’s approval rating after 100 days: Poll shows where he stands" (Englisch)