Ex-FBI Chef Comey über Trump "Dieser Präsident ist skrupellos"
Vor knapp einem Jahr feuerte US-Präsident Trump James Comey als FBI-Direktor. Der rächt sich nun mit einem Enthüllungsbuch voller pikanter Details und wenig schmeichelhafter Charakterisierungen.
Ex-FBI-Direktor James Comey geht in einem neuen Buch über die Vorgeschichte seiner Entlassung hart mit US-Präsident Donald Trump ins Gericht. Trump sei "unethisch" und "losgelöst von der Wahrheit", heißt es in dem Werk "A Higher Loyalty: Truth, Lies and Leadership", das kommende Woche in den USA erscheinen soll und in US-Medien schon besprochen wird.
"Dieser Präsident ist skrupellos und nicht an die Wahrheit und institutionelle Werte gebunden", schreibt Comey laut "New York Times". Sein Führungsstil sei "vom Ego und persönlicher Loyalität gesteuert". Er habe sich an seine Zeit als Staatsanwalt in Manhattan erinnert gefühlt, als er gegen die italienische Mafia ermittelt habe, so Comey. Trump sei eine "Art Mafiaboss", der die Grenzen zwischen Polizeiarbeit und Politik habe verwischen wollen. Trump habe außerdem versucht, mit Blick auf die Ermittlungen zu einer russischen Einmischung Druck auf ihn auszuüben.
"Donald Trumps Präsidentschaft bedroht vieles von dem, das in dieser Nation gut ist", schreibt Comey. Die US-Regierung bezeichnet er als einen "Waldbrand", den selbst ethisch gesinnte Top-Politiker in den Reihen der Administration nicht eindämmen könnten.
Entlassen wegen Russland-Ermittlungen?
"A Higher Loyalty" lehnt sich an Comeys öffentlichen Aussagen sowie persönlichen Notizen über Zweiergespräche mit Trump an. Details über die Treffen hatte der nach eigenem Bekunden schriftlich festgehalten, weil er zunehmend Zweifel an der Integrität des Präsidenten gehegt habe.
Seine Ermittlungen zu Kontakten zwischen Trumps Wahlkampfteam und Russland führten aus Comeys Sicht zu seiner Entlassung als FBI-Chef im Mai 2017. Der Präsident selbst hatte Comeys Entlassung mit dessen Handhabung von FBI-Ermittlungen zu Hillary Clintons E-Mail-Praktiken in ihrer Zeit als US-Außenministerin begründet.
Trump nannte ihn Lügner und Angeber
In seinem Buch legt Comey mit neuen Einzelheiten über seinen Abgang nach: Der damalige Heimatschutzminister John Kelly, aktuell Stabschef im Weißen Haus, habe seinen Rücktritt angeboten – aus Abscheu über die Art und Weise, in der Comey gefeuert wurde.
Die Absetzung von Comey zog die Einsetzung von FBI-Sonderermittler Robert Mueller nach sich. Dieser prüft nicht nur eine mutmaßliche russische Einmischung in die US-Wahl 2016, sondern auch den Vorwurf, wonach Trump mit dem Rauswurf Comeys die Justiz behindert habe. Der Präsident hat dies zurückgewiesen und Comey zuletzt als "Lügner" und "Angeber" bezeichnet.
Diese Sache in Moskau
Vor allem intime Passagen in "Higher Loyalty" dürften Trump in Rage versetzen. An einer Stelle schildert Comey ein Zweiergespräch, in dem der Präsident ihn wiederholt um Untersuchungen zu Gerüchten gebeten habe, wonach russische Prostituierte in einem Hotelzimmer in Moskau auf Trumps Bett uriniert hätten. FBI-Ermittlungen sollten nach Trumps Vorstellungen zeigen, dass das Ganze eine Lüge sei. Comey hatte nach eigenen Angaben den Eindruck, dass der Präsident eine Untersuchung haben wollte, um First Lady Melania zu beschwichtigen.
Der Ex-FBI-Direktor beschreibt zudem ausführlich sein erstes Treffen mit Trump nach der Präsidentschaftswahl 2016. An der Zusammenkunft im Januar 2017 im Trump Tower in New York nahmen demnach Vizepräsident Mike Pence, Trumps erster Stabschef Reince Priebus und der damalige Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn teil, der später über eine Lüge in der Russland-Affäre stolpern sollte.
Erinnerungen an Kampf gegen die Mafia
Als der damalige Geheimdienstdirektor James Clapper die künftige US-Regierung im Trump Tower über Erkenntnisse zu einer russischen Einmischung in die Wahl informiert habe, sei er erstaunt darüber gewesen, was das Team von Trump nicht gefragt habe, schrieb Comey. "Sie standen kurz davor, die Führung eines Landes zu übernehmen, das von einem ausländischen Feind attackiert worden war, hatten jedoch keine Fragen über mögliche künftige russische Bedrohungen. Stattdessen wurde daraus dann eine Strategiesitzung zur Frage, wie das, was wir ihnen gerade erzählt haben, der Öffentlichkeit verkauft werden könnte."
- AP, dpa