t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAuslandUSA

Nur ein seltsamer Zufall? Proteste gegen Trump-Projekt in Serbien


Trump-Projekt in Serbien
"Bis ich bekomme, was ich haben will"


Aktualisiert am 26.03.2025 - 05:49 UhrLesedauer: 5 Min.
Donald Trump beim Nationalen Gebetsfrühstück im Hilton Hotel in Washington, D. C.Vergrößern des Bildes
Donald Trump am 6. Februar 2025 beim traditionellen nationalen Gebetsfrühstück im Hilton Hotel in Washington, D. C. (Quelle: Kevin Lamarque/Reuters)
News folgen

Die Trump-Familie pflegte zuletzt auffallend gute Kontakte zur serbischen Regierung. Das könnte auch mit einem millionenschweren Hotelprojekt zu tun haben.

In Donald Trumps Buch "The Art of the Deal", das 1987 erschien, erklärte der damalige Immobilienmakler die Art, wie er Geschäfte macht, wie folgt: "Ich stecke mir immer die höchsten Ziele. Und dann hämmere und hämmere ich immer weiter drauflos, bis ich bekomme, was ich haben will."

Dass Donald Trump auch während seiner zweiten Amtszeit im Weißen Haus den Hammer schwingt, ist kaum zu übersehen – und zwar nicht nur in politischer Hinsicht. Auch seine Unternehmen machen weiterhin lukrative Geschäfte, während er im Oval Office einen Präsidialerlass nach dem anderen unterzeichnet.

So ähnlich lief das schon zwischen 2017 und 2020, während Trumps erster Amtszeit als US-Präsident. Da erwirtschafteten Trumps Unternehmen laut Recherchen des Magazins "Forbes" mindestens 2,4 Milliarden US-Dollar (rund 2,2 Milliarden Euro). Haupteinnahmequellen der Trump-Organisation waren Immobiliengeschäfte, Hotels und seine zahlreichen Golfkurse. Gut dokumentiert sind auch die 160 Millionen US-Dollar (rund 148 Millionen Euro), die aus Trumps Geschäften mit Saudi-Arabien, Indien oder Indonesien kamen. Allesamt Länder, mit denen die USA auch intensive außenpolitische Beziehungen pflegen.

Video | Trump vorgeführt – Journalist überrumpelt US-Präsidenten
Player wird geladen
Quelle: t-online

Einen Interessenkonflikt zwischen den privaten Deals des Präsidenten und seinem Amt wies man damals im Weißen Haus vehement zurück, schließlich seien Trumps Vermögenswerte zu jener Zeit in Stiftungen untergebracht gewesen, die von seinen Kindern geführt wurde. Alles ganz sauber, also.

Während seiner zweiten Amtszeit im Weißen Haus sieht man offenbar ebenfalls kein Problem darin, dass private und politische Interessen vermischt werden könnten. Dabei hat Elon Musk, der reichste Mann der Welt, erheblichen Einfluss auf die Regierungspolitik bekommen und zahlreiche weitere Milliardäre rühmen sich des exklusiven Zugangs zum Präsidenten. Gleich nach seinem Amtsantritt am 20. Januar war Trump bei Empfängen in seiner Privatresidenz Mar-a-Lago zu sehen, wie er internationale Geschäftspartner seines Unternehmens, der Trump Organization, begrüßte.

Häufig ist bei solchen Gelegenheiten auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner dabei. Kushner ist mit Trumps Tochter Ivanka verheiratet und machte sich während der ersten Amtszeit seines Schwiegervaters einen Namen, indem er die Nahost-Politik der damaligen US-Regierung mitgestaltete. Kushner engagiert sich aber nicht nur politisch im Nahen Osten. So hat er inzwischen ein ausgedehntes Firmengeflecht aufgebaut, mit Partnern in Golfstaaten wie Abu Dhabi und Saudi-Arabien.

Den groß angekündigten Plan Donald Trumps, den von israelischen Luftangriffen schwer verwüsteten Gazastreifen in eine "Riviera des Nahen Ostens" zu verwandeln und dafür die Palästinenser aus ihrer Heimat zu vertreiben, begrüßte Kushner schon früh.

"Der Gazastreifen liegt am Wasser und könnte sehr wertvoll sein", sagte er bereits im Februar 2024 in einem Interview mit der Harvard Universität. Das einzige Problem seien die Palästinenser, gab der 44-Jährige zu bedenken: "Es ist eine etwas unglückliche Situation dort, aber ich denke, aus der Perspektive Israels würde ich mein Bestes tun, um die Leute herauszubringen und dann aufzuräumen."

An der "unglücklichen Situation", wie Kushner das nennt, hat sich wenig geändert. Sie besteht in einem völlig zerstörten Land und Hunderttausenden vertriebenen, traumatisierten und verzweifelten Palästinensern.

Serben wehren sich gegen das Projekt

Während sein Schwiegervater mehr oder weniger hartnäckig an einer "Lösung" des Nahostkonflikts arbeitet – erst kürzlich drohte er der Terrororganisation Hamas mit der "Hölle", sollte sie sich nicht an den Geiseldeal mit Israel halten – macht Kushner bereits anderswo Geschäfte. Etwa in Serbien. In der Hauptstadt Belgrad will Kushner ein 500 Millionen Dollar (rund 463 Millionen Euro) schweres Trump-Hotel hochziehen lassen. Es handelt sich dabei um das erste große gemeinsame Immobilienprojekt zwischen der Trump Organization und Kushners Unternehmen. Das Hotel soll auf dem Gelände des 1999 von der Nato zerbombten Gebäudes des serbischen Generalstabs entstehen. Dieses soll möglichst bald abgerissen werden, wie serbische Medien berichteten.

Doch dagegen regt sich nun Protest. Tausende Demonstranten kamen am Montag in Belgrad zu einer Kundgebung anlässlich des 26. Jahrestags des Beginns der Nato-Bombardierung der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien. Diese hatte das Ziel, die Verfolgung und Ermordung der Kosovo-Albaner durch das damalige Regime von Slobodan Milošević zu beenden.

Für viele Serben hat die Gebäuderuine, die Kushner abreißen lassen will, historischen Wert. Sie erinnert an die teils traumatischen Ereignisse des Krieges, bei dem auch serbische Zivilisten durch Luftangriffe der Nato ums Leben kamen. Die Gebäuderuine hatte bis November 2024 den offiziellen Status eines Baudenkmals. Dieser wurde ihr jedoch von der vom rechtsgerichteten Regierung unter Staatspräsident Aleksandar Vučić entzogen – um Kushners Bauprojekt zu ermöglichen. Dagegen klagten Vertreter der demokratischen Opposition beim Verfassungsgericht. Ein Urteil in dem Fall steht noch aus.

Weitere Trump-Hotels geplant

Kushners Unternehmen Affinity Global Development hat den Standort für 99 Jahre gepachtet und will dort ein Luxushotel mit Gewerbeflächen und mehr als 1.500 Wohneinheiten errichten. Auch ein Gedenkkomplex zur Erinnerung an die Opfer der Nato-Bombardements soll in den Bauplänen enthalten sein. Kushner zeigt seit einiger Zeit verstärktes Interesse an Investitionen auf dem Balkan, etwa in Albanien.

Das Hotelprojekt in Serbien ist dabei nur eines von mehreren Großprojekten, das die Trump-Organisation in Zusammenarbeit mit den Unternehmen von Jared Kushner anstrebt. Ableger der Hotels sind auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Vietnam und Saudi-Arabien geplant, wie die "New York Times" kürzlich berichtete.

Donald Trump Jr. reist nach Belgrad

"Serbien ist eines der am schnellsten wachsenden Länder in Europa, und wir fühlen uns unglaublich geehrt, dort zu sein", sagte Donald Trumps Sohn Eric Trump im Januar in einem Interview, aus dem die "New York Times" zitiert. Wie im Gazastreifen gibt es allerdings auch in Serbien ein Problem: Gegen Vučićs Regierung protestieren seit Monaten Tausende Serben. Auslöser für die Demonstrationen war der Einsturz eines Vordachs an einem Bahnhof in Novi Sad im November 2024, für den die Protestierenden die Regierung verantwortlich machen.

Loading...
Loading...

Die serbische Opposition mutmaßt, der Hotel-Deal in Belgrad könnte eine unschöne politische Komponente haben. Sie befürchtet, die Trump-Regierung könnte den Putin-Bewunderer Vučić stützen, damit Kushners Vorhaben nicht ins Wanken gerät. Er sehe in der Verbindung zwischen Vučić und Trump eine höchst "unethische Dimension", sagte der Oppositionspolitiker Dragan Jočić serbischen Medien.

Trump Jr.: "Was für eine wunderschöne Stadt"

Dass Trumps ältester Sohn, Donald Jr., erst vor wenigen Tagen persönlich nach Belgrad gereist ist, halten Vertreter der serbischen Opposition daher nicht für einen Zufall. Ein Sprecher des Trump-Sohnes sagte, es habe sich lediglich um einen Privatbesuch gehandelt, Trump Jr. sei nur acht Stunden in Belgrad gewesen, um einen Podcast aufzunehmen. Allerdings hatte Trump Jr. trotz des kurzen Aufenthalts noch Zeit, den serbischen Präsidenten zu treffen – und der Trump-Spross war voll des Lobes für Vučić.

"Ich habe die Bedeutung der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Serbien und den USA sowie die Bedeutung der strategischen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern und der gemeinsamen Projekte in den kommenden Jahren hervorgehoben", erklärte Vučić nach dem Treffen. Welche gemeinsamen Projekte das konkret sein könnten, sagte er nicht.

Nach einem Gespräch im Büro des Präsidenten führte Vučić Trump Jr. noch auf das Dach des Novi Dvor, des serbischen Präsidentenpalasts, wie TV-Bilder zeigen. Von dort aus blickten sie gemeinsam über die Dächer Belgrads. Wiederholt wies Vučić mit dem Finger auf einzelne Gebäude, dann auf eine Stelle am Horizont: Dort in der Ferne waren Baukräne zu sehen. "Das ist wirklich eine wunderschöne Stadt", sagte Trump Jr., und lächelte.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom