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Donald Trump und Elon Musk: Folgen Sie dem Drehbuch von Curtis Yarvin?


Rechter Denker als mögliches Vorbild
Gibt es ein Drehbuch für die Musk-Übernahme?

Von t-online, jaf

17.02.2025Lesedauer: 4 Min.
Elon Musk zusammen mit Donald Trump im Weißen Haus (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Elon Musk zusammen mit Donald Trump im Weißen Haus (Archivbild): Möglicherweise gibt es ein Drehbuch für ihr Vorgehen. (Quelle: IMAGO/CNP/AdMedia/imago-images-bilder)
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Trump und Musk bauen den Staatsapparat radikal um, Tausende sind schon gefeuert. Möglicherweise folgen sie dabei dem Drehbuch eines rechten Vordenkers.

Donald Trump ist noch keinen Monat im Amt und doch haben er und sein Berater Elon Musk den Staatsapparat bereits radikal umgebaut. Tausende Beamte wurden entlassen, zuletzt erregte das Vorgehen bei der US-Atombehörde Aufsehen. Auch dort wurden kurzerhand 300 Beamte gefeuert. Teilweise wurden diese Kündigungen nun aber wieder pausiert oder gar rückgängig gemacht. CNN berichtet, die Verantwortlichen aus Musks Doge-Team hätten offenbar nicht gewusst, welche Aufgaben die Entlassenen gehabt hätten.

Zurückzuführen ist dieses rücksichtslose Vorgehen möglicherweise auf einen Mann namens Curtis Yarvin, ein Programmierer und rechter "neoreaktionärer" Vordenker. Seine Vision: Den Staat radikal umbauen, von der Demokratie hin zur Diktatur. Im Zentrum steht eine Figur, die Musks aktueller Rolle beunruhigend ähnlich ist.

J. D. Vance ist großer Anhänger von Yarvin

Yarvin schrieb in seinem Blog bereits 2022 eine düstere Vision für die Zukunft des politischen Systems der USA auf. Darin will er eine "prächtige Armee" von "ideologisch geschulten" und loyalen Fanatikern auf die US-Bürokratie ansetzen, um jede Institution einzunehmen oder abzuwickeln. Die US-Institutionen sollen systematisch erneuert werden. Die Parallelen zu Musk Vorgehen sind dabei teils frappierend. Zudem haben sich mehrere ranghohe Personen in der Trump-Administration bereits öffentlich auf Yarvin berufen – darunter auch Vizepräsident J. D. Vance.

Vance sagte etwa: "Da ist dieser Curtis Yarvin, der über einige dieser Dinge geschrieben hat. Man muss im Grunde akzeptieren, dass das Ganze in sich zusammenfallen wird." Die Aufgabe der Konservativen besteht laut Vance darin, so viel wie möglich zu erhalten, "und dann, wenn der unvermeidliche Zusammenbruch kommt, das Land auf eine Weise wieder aufzubauen, die tatsächlich besser ist". Das Portal "The Verge" berichtete im Oktober, dass "niemand im Internet Vances Denken stärker geprägt hat" als Yarvin.

Aber offenbar hat sich auch Musk stark von Yarvin inspirieren lassen. "Musk verfolgt einen systematischen Ansatz, der schon jahrelang in öffentlichen Foren skizziert wurde", schreibt der US-Journalist Gil Duran, der bereits früh auf Yarvins Ideen verwiesen hat. So propagierte Yarvin in seinen Ausführungen die Installation eines nationalen CEOs in der US-Regierung, der persönlich vom Präsidenten ausgewählt würde. Dieser Schritt sollte bereits vor Trumps Amtseinführung abgeschlossen sein. Der Übergang zu dem neuen Regime solle dann sofort beginnen.

"Amerikaner müssen Diktatoren-Angst überwinden"

Den "nationalen CEO" hatte Yarvin bereits 2012 genauer definiert. Es sei ein Diktator: "Wenn die Amerikaner ihre Regierung ändern wollen, müssen sie ihre Diktatoren-Angst überwinden." In einem Interview mit der "New York Times" aus dem vergangenen Monat hatte Yarvin auch die früheren US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, George Washington und Abraham Lincoln als faktische Diktatoren bezeichnet.

Besagten "nationalen CEO" hat Trump nun offenbar in Musk gefunden. Dieser soll nach Yarvin einen "vollständigen Neustart der Regierung" leiten. Der Theoretiker plädiert dafür, die Machtverhältnisse innerhalb des Staates grundlegend zu verschieben: "Wir können das nur erreichen, indem wir einer einzigen Organisation absolute Souveränität verleihen." Er schreibt von einer "Besatzungsbehörde", mit "ungefähr den Befugnissen, die die Alliierten in Japan oder Deutschland im Herbst 1945 hatten". Der Name: Rage ("Retire all Government Employees"/deutsch: "Alle Regierungsbeamten hinausschmeißen").

Es ist eine auffällige Vorhersage für die Errichtung von Musks Doge-Behörde, die offiziell die Effizienz des Staats verbessern soll und die es in dieser Form bisher nicht gab. Seine bisherige Bilanz: Alle Mitarbeiter der US-Regierung bekamen ein Kündigungsangebot, 75.000 sollen es bereits angenommen haben. Tausende Mitarbeiter in der Probezeit wurden entlassen, 200.000 könnten es letztlich werden. Die Entwicklungsbehörde wurde nahezu komplett abgeschafft.

Noch steht die Justiz im Weg

Zudem hat Trump die bisherigen Antikorruptionswächter von acht Ministerien gefeuert. Das nährt den Verdacht, dass es nicht um Effizienz geht, sondern um eine reaktionäre Staatszerstörung. Musk hat zudem offen angekündigt, "ganze Behörden zu eliminieren", vergleicht sie mit "Unkraut", das man "mit der Wurzel ausreißen" müsse – ganz wie es Yarvin gefordert hat.

Yarvin hatte offenbar auch geplant, wie diese Machtübernahme funktionieren soll. "Sie hätten tatsächlich ein Mandat, dies zu tun. Woher käme dieses Mandat? Es käme im Wesentlichen daher, dass man darauf losgeht und sagt: 'Hey, das ist es, was wir tun werden'", prognostizierte er in einem Podcast.

Und tatsächlich: Während des Wahlkampfs versprach Trump immer wieder, eine breite Palette antidemokratischer oder autoritärer Maßnahmen anzuordnen, und hielt sich letztlich an einige Versprechen. Trump hat angedeutet, dass er als Reaktion auf die amerikanische Einwanderungskrise möglicherweise den Ausnahmezustand ausrufen könnte.

Was Trump und Musk aktuell noch im Weg steht, ist die Justiz. Es gibt eine Flut an Klagen gegen Trumps bisherige Dekrete, auch die Entlassungen werden angefochten. Das ist in Yarvins Vision allerdings nicht vorgesehen: "Der CEO, den er auswählt, wird die Exekutive ohne jegliche Störung durch den Kongress oder die Gerichte leiten, wahrscheinlich auch Landes- oder Lokalregierungen übernehmen." Kein Wunder, dass Vance zuletzt auf X forderte: "Richter dürfen die legitime Macht der Exekutive nicht kontrollieren." Noch besteht allerdings die Unabhängigkeit der Gerichte – und das dürfte sich so schnell nicht ändern.

Nicht zur Amtseinführung eingeladen

Hat Yarvin also das Vorgehen von Musk und Trump vorhergesehen? Der Extremismusforscher Robert Evans erklärt in seinem Podcast "Behind the Bastards" über Yarvin: "Er hat viele Leute in der kommenden Regierung und viele andere einflussreiche Leute auf der rechten Seite beeinflusst. Aber vieles von dem, was er vertritt, sind die gleichen Windmühlen, gegen die die Republikaner schon seit einiger Zeit ankämpfen."

Er habe alte, reaktionäre Ideen neu interpretiert, "und zwar auf eine Art, die libertär gesinnte junge Leute in der Tech-Branche anspricht. Und schließlich hat er einige von ihnen dazu gebracht, viele rechtsextreme Ideen anzunehmen." Dazu zählt Michael Anton, in dessen Podcast Yarvin regelmäßig zu Gast war. Dieser erhielt bereits in der ersten Amtszeit Trumps einen Regierungsjob, nun wurde er in leitender Funktion unter Außenminister Marco Rubio eingesetzt.

Auch wenn Musk sich möglicherweise beim Vorgehen zum Aufbau seiner Doge-Behörde ebenfalls von Yarvin inspirieren ließ, so sind sich beide offenbar bisher nicht begegnet. Im Januar erklärte Yarvin der "New York Times", er habe Musk in der Vergangenheit häufiger beleidigt, "was einer der Gründe sein könnte, warum ich Elon Musk nie getroffen habe". Auch zur Amtseinführung sei er nicht eingeladen gewesen.

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