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Donald Trump: Kann er den Golf von Mexiko einfach umbenennen?


"Golf von Amerika"
Trumps zahnloser Papiertiger

Von t-online, sic

29.01.2025 - 10:01 UhrLesedauer: 4 Min.
USA-TRUMP/BUYOUT-MEMOVergrößern des Bildes
Donald Trump hält für Journalisten ein Dekret in die Kameras (Archivbild): Der US-Präsident hat den Golf von Mexiko umbenannt. (Quelle: Kevin Lamarque/reuters)
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Donald Trump lässt den Golf von Mexiko in "Golf von Amerika" umbenennen. Aber hat der US-Präsident wirklich so viel Macht, um Karten umschreiben zu lassen?

Schon am ersten Tag seiner neuen Präsidentschaft setzte Trump allerlei Zeichen für seine zweite Amtszeit. "America is back" (zu Deutsch "Amerika ist wieder da") prangt mitsamt einem Bild des Republikaners seit dem 20. Januar auf der Internetseite des Weißen Hauses. Darunter ist zu lesen: "Jeden einzelnen Tag werde ich mit jedem Atemzug meines Körpers für Sie kämpfen." Und: "Dies wird wirklich das goldene Zeitalter Amerikas werden."

Dieses "goldene Zeitalter" wollte Trump am ersten Amtstag mit einer ganzen Reihe von präsidialen Dekreten einläuten. Nach einer Zählung der "Washington Post" waren es ganze 26 Dekrete – eine Rekordzahl im Vergleich zu seinen Vorgängern. Darunter fiel etwa der Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und der Weltgesundheitsorganisation, aber auch die Begnadigung von rund 1.500 wegen des Sturms auf das US-Kapitol Inhaftierter. Ein weiteres Vorhaben stößt vor allem beim südlichen Nachbarn Mexiko auf Unverständnis.

Video | "Das goldene Zeitalter Amerikas beginnt genau jetzt"
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Quelle: t-online

Denn Trump hat den Golf von Mexiko in "Golf von Amerika" sowie den Denali, den höchsten Berg der USA, erneut in "Mount McKinley" umbenannt. Das bestätigte das Innenministerium am Freitag. Bereits Anfang Januar schwärmte Trump davon, dass der neue Name für den Meerbusen südlich der USA "einen wunderschönen Klang" habe. Er fuhr fort: "Was für ein schöner Name. Und er ist angemessen. Er ist angemessen." Doch geht dabei alles mit rechten Dingen zu? Kann der US-Präsident nach Lust und Laune geografische Namen ändern?

Mexikos Präsidentin macht sich über Trump lustig

Kurz gesagt, ja – und nein. Die USA dürfen auch ohne die Zustimmung der anderen Anrainerstaaten geografische Regionen umbenennen. So haben die Vereinten Nationen bei ähnlichen Streitigkeiten in der Vergangenheit bereits entschieden. Umgekehrt könnten die UN, andere internationale Organisationen und andere Länder aber beim bisherigen Namen bleiben.

Allerdings dürfen die USA nur Namen in ihrem heimischen Geographic Names Information System, einer landeseigenen Datenbank, ändern. Über die eigenen Landesgrenzen hinaus hat das kaum Auswirkungen. Trumps groß angekündigtes Dekret ist also wohl erst mal nicht mehr als ein zahnloser Papiertiger.

Entsprechend hämisch fielen erste Reaktionen Anfang des Monats aus – vor allem aus Mexiko. Präsidentin Claudia Sheinbaum schlug im Gegenzug vor, der Süden der USA könne doch wie auf den Weltkarten des 17. Jahrhunderts wieder "América Mexicana" heißen. "Warum nennen wir es nicht mexikanisches Amerika? Klingt gut, nicht wahr?", sagte sie bei einer Pressekonferenz und karikierte damit Trumps Auftritt.

Bis zum mexikanisch-amerikanischen Krieg im 19. Jahrhundert waren heutige US-Bundesstaaten wie Kalifornien, Arizona und Texas Teil von Mexiko. Der Name des Golfs von Mexiko an der Südküste der USA ist seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich. Das Gewässer grenzt nicht nur an die US-Bundesstaaten Texas, Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida, sondern auch an Mexiko und Kuba.

Welche Folgen hat Trumps Dekret überhaupt?

Und hier liegt auch der Knackpunkt für Trumps Vorhaben: Eine Umbenennung würde diplomatische Verhandlungen mit diesen Staaten erfordern und außerdem bedeutende Anpassungen in Kartenwerken, internationalen Verträgen und wissenschaftlichen Dokumenten nach sich ziehen. Hat das Trump'sche Dekret also überhaupt Folgen? Und wenn ja, welche?

Vermutlich wird es zunächst nur Verwirrung über die unterschiedlichen Namen hervorrufen. Der Fall ist auch nicht einzigartig: So legte die UN-Expertengruppe für geografische Namen (UNGEGN) zwar 1959 den Namen Persischer Golf für das Binnenmeer zwischen dem Iran und der Arabischen Halbinsel fest. 2006 kamen die Experten aber zu dem Ergebnis, dass man Länder nicht davon abhalten könne, andere Namen zu verwenden. So nutzen die arabischen Anrainerstaaten überwiegend den Namen Arabischer Golf, was zu diplomatischen Streitigkeiten auf beiden Seiten führt.

Auch um das Meer westlich von Japan gibt es einen ähnlichen Namensstreit. Hier verwenden die Vereinten Nationen den Namen Japanisches Meer. Südkorea und Nordkorea beantragten zuletzt 2002 bei der UNGEGN hingegen, die Namen Ostmeer beziehungsweise Koreanisches Ostmeer ebenfalls international gleichzustellen.

Ähnliche Streitigkeiten drohen in Zukunft dann auch möglicherweise zwischen den USA, Mexiko und Kuba. Mit Mexiko gibt es übrigens bereits Unstimmigkeiten: Beide Länder nutzen unterschiedliche Namen für den Grenzfluss, der sie ab El Paso in Texas bis zu seiner Mündung im Golf von Mexiko trennt. Mexiko nennt das Gewässer Rio Bravo, während die USA ihm den Namen Rio Grande gaben.

Google lenkt ein

Zur Verwirrung um die unterschiedlichen Namen trägt auch der Internetriese Google bei. Google kündigte am Dienstag für seinen Kartendienst Maps eine entsprechende Änderung an, sobald sie offiziell ist. Das Unternehmen teilte mit: "Wir haben eine langjährige Praxis, Namensänderungen zu übernehmen, wenn sie in offiziellen Regierungsquellen aktualisiert wurden" – also sobald sich Namen in der Datenbank "Geographic Names Information System" ändern. Dann würde Google Maps in den USA schnell aktualisiert werden, um den "Golf von Amerika" anzuzeigen, so das Unternehmen.

Sollten sich Namen zwischen einzelnen Ländern unterscheiden, sähen die Nutzerinnen und Nutzer von Google Maps jeweils den offiziellen lokalen Namen, ergänzte das Unternehmen. "Im Rest der Welt sieht jeder beide Namen."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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