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USA: Donald Trumps erneute Präsidentschaft wird realistischer


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Präsidentschaftkandidatur in den USA
Darum wird Donald Trump kaum zu schlagen sein


01.08.2023Lesedauer: 5 Min.
Über den Dingen: Donald Trump liegt vor allen anderen Kandidaten der Republikaner.Vergrößern des Bildes
Über den Dingen: Donald Trump liegt vor allen anderen Kandidaten der Republikaner. (Quelle: IMAGO/Brian Cahn)
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Noch bevor das Rennen der Republikaner um die nächste Präsidentschaftskandidatur begonnen hat, scheint keiner mehr an Donald Trump vorbeizukommen. Die Fehler der anderen machen ihn stark.

Bastian Brauns berichtet aus Washington

Eine gute Portion Arroganz. Das ist alles, was Donald Trump für seine parteiinternen Gegner übrighat. So nahm er auf die Ende August beginnende TV-Debatten-Saison der Republikaner im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur Bezug und schrieb auf seiner Kommunikationsplattform Truth Social: "Lasst sie debattieren, damit ich mir ansehen kann, wen ich möglicherweise als Vizepräsidenten in Betracht ziehen könnte." Dabei hält sich Trump nach wie vor offen, ob er selbst an diesen Debatten teilnehmen wird.

Zur Arroganz gehört auch die kaum zu bestreitende Wahrheit: Donald Trump liegt laut repräsentativen Umfragen im Republikaner-Lager bereits jetzt uneinholbar vor seinen Herausforderern.

Und so rückt eine zweite Amtszeit für Donald Trump in greifbare Nähe. Denn mit Joe Biden liegt er laut weiteren Umfragen derzeit ungefähr gleichauf. Und auch, wenn noch vieles passieren kann: Trump nach dem Jahr 2024 zurück im Weißen Haus stellt eine reale Möglichkeit dar.

Trumps chancenlose Gegner

Um seinen Vorsprung zu untermauern, verbreitete Trump jüngst die aktuellste Umfrage der "New York Times", einem Medium, das er sonst regelmäßig als "Fake News", also als "Lügenpresse", beschimpft.

Es ist die neueste einer Reihe von Umfragen mit ähnlichen Ergebnissen. Und sie ist eindrucksvoll. Donald Trump führt im Republikaner-Lager überdeutlich fast überall in den USA mit 54 Prozent. Sein bislang schärfster Verfolger, der Gouverneur aus Florida, Ron DeSantis, folgt mit 17 Prozent. Noch weiter abgeschlagen folgen die Kandidaten Mike Pence, Nikki Haley, Tim Scott, Vivek Ramaswamy und Chris Christie.

Die Namen der anderen waren in den vergangenen Wochen immer wieder durch die US-Medien gereicht worden, ganz so, als hätten einige vielleicht wirklich eine Chance gegen Trump. Was sonst hätte man auch jeden Tag aufs Neue erzählen sollen: Trump wird die Vorwahlen der Republikaner gewinnen, klingt auf Dauer zu langweilig, aber es ist eben sehr wahrscheinlich.

Patzer und falsche Strategie von Ron DeSantis

Selbst Ron DeSantis, der dank der medialen Aufmerksamkeit zeitweise zum aussichtsreichsten Alternativkandidaten geriet, strauchelt. Schuld sind nicht nur ein paar Patzer und ein vielfach attestiert fehlendes Charisma.

Vieles spricht vor allem dafür, dass die grundsätzliche Strategie seines Wahlkampfteams nicht aufgeht: Trump von noch weiter rechts anzugreifen. Versuche etwa, Trump als vermeintlichen Freund der LGBTQI-Gemeinde zu verunglimpfen, sind gescheitert. Zuletzt sah sich DeSantis gezwungen, ein Drittel seines Wahlkampfteams zu feuern.

Trumps Chancen auf das Weiße Haus steigen immens

Sollte Donald Trump die Vorwahlen meistern, hätte er eine extrem wichtige Hürde genommen. Wer wissen will, wie hoch die Chancen stehen, dass Donald Trump noch einmal ins Weiße Haus einziehen wird, dem lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt zumindest eines sagen:

Jeder Fehler seines demokratischen Gegenkandidaten Joe Biden macht einen Sieg Trumps wahrscheinlicher – egal, ob das dann ein Stolpern, ein Verhaspeln oder, noch entscheidender, eine miese wirtschaftliche Lage mit steigender Inflation sein würde. So oder so, es würde ein äußerst knappes Rennen. In entscheidenden Bundesstaaten hat sich das Wählerverhältnis aufgrund demografischer Veränderungen während der vergangenen Jahre zugunsten der Republikaner verschoben.

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Vergangene Vorwahlkämpfe der Republikaner zeigen, dass in den vergangen fünf Jahrzehnten kein Kandidat verloren hat, der zum jetzigen Zeitpunkt mehr als zwanzig Prozentpunkte vor seinen Gegnern lag. Trump führt, wie oben zu sehen, mit 37 Prozentpunkten vor DeSantis. So einen Vorsprung hat es in der modernen Geschichte noch nie gegeben.

Das Hoffen auf die Anklagen gegen Trump

Die Vorwahlen beginnen im Bundesstaat Iowa zwar erst im Januar 2024. Den übrigen Trump-Rivalen bleibt aber offenbar schon jetzt kaum mehr, als auf eine Besonderheit zu hoffen, die Trumps Vorsprung von all den früheren Bewerbern unterscheidet:

1. Donald Trump wurde von einem Zivilgericht wegen sexueller Übergriffigkeit verurteilt, einhergehend mit einer Schmerzensgeldzahlung in Höhe von 5,5 Millionen US-Dollar.

2. Trump wurde im Bundesstaat New York wegen mutmaßlich strafbarer Wahlkampffinanzierung im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen ehemaligen Pornostar angeklagt, ein Schachzug, mit dem er seine Affäre mit der Frau vor den Wählern zu verheimlichen suchte.

3. Trump wurde außerdem von der Generalbundesstaatsanwaltschaft wegen Zurückhaltung von als geheim eingestuften Regierungsdokumenten angeklagt, was die nationale Sicherheit der USA gefährdet haben soll, sowie wegen Behinderung der Justiz.

4. Trump werden voraussichtlich noch zwei weitere Anklagen ereilen. Die eine steht im Zusammenhang mit mutmaßlicher Manipulation der Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 im Bundesstaat Georgia. Die andere kommt wohl erneut von der Generalbundesstaatsanwaltschaft und bezieht sich auf Trumps mögliche Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 und vermutliche Versuche, die reguläre Machtübergabe zu verhindern.

Die Strafverfolgungen helfen Trump

Aber die Hoffnungen der übrigen Kandidaten, dass die beiden wohl ausstehenden Anklagen noch etwas an der Zustimmung von Trumps Unterstützern ändern könnten, scheinen ziemlich aussichtslos zu sein. Im Gegenteil: Es wirkt so, als würde Trump mit jeder Verurteilung und jeder weiteren Anklage seinen Vorsprung im Republikaner-Lager nur noch weiter ausbauen. Mit jeder negativen Nachricht, die für jeden früheren Kandidaten wohl das politische Todesurteil bedeutet hätte, gewinnt Trump im Schnitt noch 5 bis 10 Prozentpunkte hinzu.

Die Erzählung, dass die Demokraten und ihr Präsident Joe Biden hinter den Anklagen gegen Donald Trump stecken, um seine erneute Kandidatur zu verhindern, verfängt in unverkennbarem Ausmaß. Für den harten Kern der Trump-Anhänger, die sogenannten "Maga-Republicans" ("Make America Great Again"), hat ihr Ex-Präsident in keiner Weise Unrecht getan.

Ein Vorwahlkampf ohne Inhalte

Zwar will rund ein Viertel der Republikaner Trump nicht wählen. Aber die würden wiederum auch nicht geschlossen Ron DeSantis wählen. Mit seiner extrem rechtslibertären Agenda scheint er genau dieses Anti-Trump-Lager gespalten zu haben – in einen Teil, der ihn unterstützt, und in einen, der lieber einen moderaten Kandidaten wie den ehemaligen Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, vorzieht.

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Es bleibt das Lager jener, die unentschieden zu sein scheinen. Das dürfte ebenfalls rund ein Drittel der Republikaner sein. Trump schafft es aber auch hier, einen großen Teil von sich zu überzeugen.

Es geht nur noch um Trump ja oder nein

Der wahre Mittelpunkt der parteiinternen Debatte ist die Frage: Trump ja oder nein? Und der tut sein Bestes, um genau diese Zuspitzung zu befeuern. Die laufenden Anklagen gegen den Ex-Präsidenten verstärken diese Kernfrage noch zusätzlich.

Echte Angriffe gegen Trump gibt es bis auf wenige Ausnahmen aber nicht. Die Herausforderer arbeiten sich nicht direkt an Trump ab, weil sie hoffen, so im Lager der Hardcore-Trumpisten Stimmen für sich zu holen. Das erscheint ihnen vielversprechender zu sein, als auf das kleine Anti-Trump-Lager und auf die Unentschlossenen zu setzen.

Die altbekannte Erkenntnis bleibt auch ein Jahr vor den kommenden Präsidentschaftswahlen: Die Basis der Republikaner ist und bleibt so sehr auf Trump eingeschworen, dass ohne diese Wähler kein Wahlkampf zu gewinnen ist. Also versuchen die Kandidaten, die Trumpisten von sich selbst zu überzeugen. Aber dieses Lager hält zu ihrem Original – Versuch zwecklos.

Angesichts der Umfragen wäre es an der Zeit für Trumps innerparteiliche Konkurrenz, ihre Strategien anzupassen. Um vielleicht doch noch auf Attacke zu setzen. Um Trump noch zu verhindern, scheint es dafür aber bereits zu spät zu sein.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Besuch der Konferenz "Road to Majority" der "Faith and Freedom Coalition" in Washington
  • realclearpolitics.com (Englisch)
  • projects.fivethirtyeight.com (Englisch)
  • nytimes.com: "Trump Crushing DeSantis and G.O.P. Rivals, Times/Siena Poll Finds" (Englisch)
  • nytimes.com: "Can the Race Really Be That Close? Yes, Biden and Trump Are Tied." (Englisch)
  • Videostreams der Reden "Lincoln Dinner" in Des Moines, Iowa (Englisch)
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