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"Spionageballon"-Abschuss: China droht USA mit "notwendigen Reaktionen"


US-Kampfjeteinsatz über dem Atlantik
China reagiert auf Abschuss von "Spionageballon"

Von afp, dpa, lw

Aktualisiert am 05.02.2023Lesedauer: 5 Min.
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Der mutmaßliche "Spionageballon" aus China: Im nächsten Moment startet die Abschussmission – im Video. (Quelle: t-online)
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Die USA haben einen mutmaßlichen chinesischen "Spionageballon" abgeschossen. Aus Peking gibt es erste Reaktionen.

Ein Kampfflugzeug hat den in den US-Luftraum eingedrungenen mutmaßlichen "Spionageballon" aus China über dem Atlantik abgeschossen. "Das heutige überlegte und rechtmäßige Vorgehen zeigt, dass Präsident Biden und sein nationales Sicherheitsteam die Sicherheit des amerikanischen Volkes immer an die erste Stelle setzen und gleichzeitig wirksam auf die unannehmbare Verletzung unserer Souveränität durch die Volksrepublik China reagieren", erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Samstag.

Biden habe bereits am Mittwoch die Erlaubnis zum Abschuss erteilt, sobald die Mission ohne unangemessenes Risiko für Menschenleben erfüllt werden könnte, sagte Austin. Nach sorgfältiger Analyse sei man zu dem Schluss gekommen, dass ein Abschuss des Ballons über Land aufgrund von dessen Größe, Höhe und Last zu gefährlich sei.

Man habe deshalb entschieden, den Ballon sicher über US-Hoheitsgewässern abzuschießen. Die Maßnahme sei in Zusammenarbeit mit Kanada durchgeführt worden. US-Präsident Joe Biden gratulierte dem Militär. Der Abschuss sei "erfolgreich" verlaufen, sagte er in Maryland.

Peking: "Behalten uns Recht auf Reaktionen vor"

China protestierte derweil gegen den Abschuss des chinesischen Ballons, der nach US-amerikanischen Beschuldigungen für Spionage benutzt worden ist. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking äußerte "starke Unzufriedenheit" Chinas über den Einsatz von Gewalt durch die USA gegen ein "ziviles, unbemanntes Luftschiff". Man behalte sich das Recht auf "notwendige Reaktionen" vor.

China habe die USA wiederholt informiert, dass der Ballon zivilen Zwecken diene und "durch höhere Gewalt" in den US-amerikanischen Luftraum geflogen sei, "was völlig zufällig war". Das Pentagon habe selbst gesagt, der Ballon stelle keine Gefahr für das Militär und Menschen am Boden dar. Dass die USA unter diesen Umständen auf dem Einsatz von Gewalt bestünden, sei eine "offensichtliche Überreaktion" und ein Verstoß gegen internationale Standardpraktiken.

Die chinesische Konsulin in Belfast, Zhang Meifang, versuchte die Ballon-Affäre herunterzuspielen. "Vielleicht schenkte China den USA einfach einen Ballon. So wie jemand einem Kind einen Ballon gibt, damit es sich besser fühlt", schrieb sie auf Twitter.

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Weiterer Ballon offenbar über Costa Rica und Kolumbien gesichtet

Inmitten des Streits zwischen Washington und Peking hat nun Kolumbien über ein Objekt mit "ähnlichen Eigenschaften" in seinem Luftraum informiert. Am Morgen des 3. Februar habe das nationale Luftverteidigungssystem in rund 17.000 Metern Höhe ein Objekt entdeckt, das im nördlichen Sektor des Landes in den Luftraum eingedrungen sei, teilte die kolumbianische Luftwaffe am Samstag (Ortszeit) mit. Das Objekt habe sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Knoten bewegt und dabei "ähnliche Eigenschaften wie ein Ballon" gezeigt.

Costa Rica bestätigte am Samstagabend, dass es Anfang dieser Woche Sichtungen eines großen weißen Beobachtungsballons gegeben habe, der über der Hauptstadt San José flog. Der Ballon ähnelte im Aussehen dem chinesischen Ballon, der von den Vereinigten Staaten abgeschossen wurde. Der Generaldirektor der Zivilluftfahrt Costa Ricas, Fernando Naranjo Elizondo, sagte dem Sender CNN, das Luftschiff, das am Donnerstag über San Jose gesichtet wurde, sei "kein Ballon, der aus Costa Rica stammt".

EVP-Chef fordert Eindämmung chinesischen Einflusses

Nach diesen Sichtungen hat der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, die westlichen Verbündeten zu einer gemeinsamen Eindämmung des chinesischen Einflusses aufgerufen. "Die neuen offensichtlichen Spionageaktionen Chinas gegenüber den USA geben Grund zur Sorge", sagte Weber den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Es sei unübersehbar, dass das Verhalten Pekings gegenüber westlichen Staaten deutlich aggressiver werde.

Aus Taiwan hieß es am frühen Sonntagmorgen, dass der Vorfall mit dem chinesischen Ballon "von der zivilisierten internationalen Gemeinschaft nicht toleriert werden sollte". "Solche Aktionen der Regierung der Kommunistischen Partei Chinas verstoßen gegen internationales Recht, verletzen den Luftraum anderer Länder und verletzen deren Souveränität", sagte Taiwans Außenministerium in einer Erklärung.

Marineschiffe auf dem Weg zum Trümmerfeld

Mehrere Schiffe der US-Marine und der Küstenwache befänden sich in dem Gebiet, in das der mutmaßliche chinesische "Spionageballon" abgestürzt ist, und sicherten den Umkreis, so ein hochrangiger US-Militärbeamter im Gespräch mit dem amerikanischen Sender CNN. Der Beamte sagte, dass die Marine damit gerechnet habe, Trümmer in tieferem Wasser bergen zu müssen. Doch sie landeten wohl in einer Tiefe von etwa 14 Metern, was "es ziemlich einfach machen wird".

Überreste des mutmaßlichen chinesischen "Spionageballons" sollen in ein FBI-Labor in Quantico, Virginia, gebracht werden, um von FBI-Experten und Geheimdiensten analysiert zu werden, heißt es bei CNN.

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Der Beamte sagte, "fähige Navy-Taucher" würden bei Bedarf ins Wasser gehen, um bei der Operation zu helfen. Es gebe auch "unbemannte Schiffe, die nach unten gehen können, um die Struktur zu holen und sie wieder auf das Bergungsschiff zu heben", fügte er hinzu. Unklar ist noch, wie lange die Bergung dauern wird. Bewohner der Küste wurden aufgerufen, keine Trümmer aufzuheben, die eventuell angeschwemmt werden können.

Videos des Abschusses auf Twitter

"Der Ballon ist im Grunde genommen geplatzt, wissen Sie? So wie man einen normalen Ballon platzen sehen würde", berichtete ein Augenzeuge dem Nachrichtensender CNN. Zuvor habe er gesehen, wie mehrere Flugzeuge den Ballon knapp eine halbe Stunde lang umkreisten.

Auf Twitter kursierte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie der Ballon getroffen wurde. "Wir haben sie", schrieb der Journalist Alejandro Alvarez zu den Aufnahmen. Ein hochrangiger US-Militärvertreter sagte dem CNN-Bericht zufolge, das Militär habe F-22-Flugzeuge eingesetzt und eine einzige AIM-9X-Rakete abgefeuert.

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Am Samstag, kurz vor dem Abschuss, hatte die Flugaufsichtsbehörde FAA mitgeteilt, drei Flughäfen im Südosten der USA seien vorübergehend geschlossen worden, "um das Verteidigungsministerium bei einer nationalen Sicherheitsmaßnahme zu unterstützen". Demnach wurden Starts und Landungen an den Flughäfen Wilmington, Myrtle Beach und Charleston in den Bundesstaaten South und North Carolina unterbrochen.

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Der Überflug des Ballons von der Größe dreier Busse war am Donnerstag publik geworden. "Ziel des Ballons ist ganz klar Spionage und sein aktueller Weg führt ihn über sensible Stützpunkte", sagte ein Pentagon-Vertreter. In der Region befinden sich unter anderem Luftwaffen-Stützpunkte und unterirdische Atomraketen-Standorte.

Reise nach Peking abgesagt

Der Ballon hatte den Bemühungen um bessere Beziehungen der beiden Großmächte einen Dämpfer versetzt. Eine Reise von US-Außenminister Antony Blinken nach China wurde verschoben, wie das US-Präsidialamt mitgeteilt hatte. Das Pekinger Außenministerium hatte erklärt, es handele sich um einen zivilen Forschungsballon. China bedaure, dass er in den US-Luftraum abgetrieben sei. Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen.

Derartige Ballons gelten als wichtige Beobachtungsplattformen. Anders als Satelliten können sie an einer Stelle bleiben, müssen nicht eine neue Runde um die Erde drehen, um weitere Bilder zu machen, wie Experten schilderten. Sie könnten aus größerer Nähe beobachten, seien für Radar schwer zu entdecken. Auch seien sie in der Lage, Kommunikation abzufangen. Die Navigationsmöglichkeiten seien zudem heute deutlich besser, sodass sie nicht mehr allein vom Wind abhingen.

Verwendete Quellen
  • Twitter
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