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Proteste in Kuba: Youtuberin wird live im spanischen Fernsehen verhaftet


Proteste in Kuba
Youtuberin wird live im spanischen Fernsehen festgenommen

Von afp, dpa, mam

Aktualisiert am 14.07.2021Lesedauer: 4 Min.
Anti-Regierungs-Demonstrantenin Kuba: Die Regierung kontrolliert die Sozialen Netzwerke und zensiert Websites.Vergrößern des Bildes
Anti-Regierungs-Demonstranten in Kuba: Die Regierung kontrolliert die sozialen Netzwerke und zensiert Websites. (Quelle: Eliana Aponte/AP/dpa)

Seit Tagen gehen die Menschen in Kuba auf die Straße und protestieren gegen die Regierung. Nun gelten Dutzende von ihnen als vermisst –darunter viele Journalisten.

Während eines live ausgestrahlten Interviews im spanischen Fernsehen zu den Protesten in Kuba ist eine Youtuberin anscheinend festgenommen worden. Mitten in der Sendung "Todo es Mentira" des spanischen Senders Cuatro am Dienstag unterbrach die junge Frau, die sich Dina Stars nennt, plötzlich einen anderen Gast und sagte: "Die Sicherheitskräfte sind da draußen." Die Kubanerin ging an die Tür ihrer Wohnung in Havanna, trat kurz darauf wieder vor die Kamera und erklärte, sie werde mitgenommen. "Ich mache die Regierung dafür verantwortlich, was auch immer mit mir passiert", sagte sie.

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Zuvor hatte Dina Stars in dem Interview zu den Demonstrationen, die am Sonntag ausgebrochen waren, gesagt: "Wir brauchen Hilfe. Hier werden die Leute umgebracht." Die Menschen hätten nichts mehr zu verlieren, betonte sie. "Die Leute in Kuba sterben – entweder verhungern sie oder sie werden krank, weil es keine Medikamente gibt, oder sie werden in einer Demonstration umgebracht."

Etliche Festnahmen und Vermisste

Im Zusammenhang mit den Protesten nach Angaben von Aktivisten etwa hundert Menschen festgenommen worden. Als festgenommen oder vermisst gemeldet galten am Montagabend (Ortszeit) nach Angaben übereinstimmender Quellen unter anderen der bekannte Dissident José Daniel Ferrer und die für eine spanische Zeitung tätige Journalistin Camila Acosta.

Laut der Organisation Netblocks blockierten die kubanischen Behörden Internetdienste wie Whatsapp und Facebook, um den Regierungskritikern den Informationsaustausch zu erschweren – mit Erfolg. Nur wenige Informationen dringen nach außen. So schrieb der Journalist Abraham Jiménez Enoa am Dienstag auf Twitter wegen des fehlenden Zugangs koste es viel Mühe, von Zahlen zu sprechen, "von Toten, Verletzten und Verschwundenen. Aber es gibt sie". In einer Facebook-Gruppe wurden zahlreiche Menschen als vermisst gemeldet. "Die Presse wurde ins Visier genommen", twitterte die Journalistin Yoani Sánchez. In Wohnungen von Aktivisten und Journalisten gebe es Polizeieinsätze.

Am Stadtrand von Havanna starb am Dienstag nach Angaben des kubanischen Innenministeriums ein Mensch. Es handele sich um den 36-jährigen Diubis Laurencio Tejeda, der sich an den derzeitigen "Unruhen" in Kuba beteiligt habe, berichtete die amtliche kubanische Nachrichtenagentur. Das Innenministerium "bedauerte" den Tod des Mannes.

Regisseur: "Wir wurden wie Müll behandelt"

Die Protestbewegung San Isidro bezifferte die bis Montagabend festgenommenen oder als vermisst gemeldeten Menschen auf 114. In einer Twitter-Botschaft verurteilte die ranghohe US-Diplomatin Julie Chung Gewalt gegen Demonstranten und das "Verschwinden unabhängiger Aktivisten", darunter neben Ferrer auch die Dissidenten Guillermo "Coco" Fariñas, Luis Manuel Otero Alcantara und Amaury Pacheco.

Spaniens neuer Außenminister José Manuel Albares zeigte sich bestürzt über die Festnahme der kubanischen Journalistin Acosta, die zuletzt für die konservative spanische Zeitung "ABC" gearbeitet hatte. Acosta müsse "sofort" freigelassen werden, erklärte Albares. "Spanien verteidigt das Recht auf freien und friedlichen Protest und ruft die kubanischen Behörden dazu auf, dasselbe zu tun", fügte er hinzu. Acosta war nach Angaben des "ABC"-Redakteurs Alexis Rodríguez am Montag festgenommen worden. Für "ABC" war sie demnach sechs Monate lang tätig gewesen. Sie schrieb zudem für die oppositionelle Website "Cubanet".

Auch der Regisseur und Oppositionelle Yunior Garcia, der zu den bekanntesten Gesichtern der Künstler-Protestbewegung 27N gehört, schilderte seine Festnahme. Im Online-Dienst Facebook warf Garcia den Sicherheitskräften sowie einer "Horde radikaler Konservativer" vor, ihn und seine Freunde geschlagen zu haben. "Wir wurden wie Müll behandelt", schrieb der Regisseur.

Darum Protestieren die Kubaner

In Kuba waren am Sonntag tausende Menschen auf die Straße gegangen, um ihrem Unmut über die schlimmste Wirtschaftskrise seit 30 Jahren Ausdruck zu verleihen. Die Demonstrationen fanden in dutzenden Städten statt. Auslöser war unter anderem der Mangel an Medikamenten und Lebensmitteln. Unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hatten die USA ihre Sanktionen gegen Kuba verschärft. Während der Pandemie fehlen nun auch die wichtigen Einnahmen aus dem Tourismus. Zuletzt stiegen zudem die Zahlen der Corona-Infektionen deutlich.

Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel rief am Sonntag im Fernsehen dazu auf, die Revolution – das sozialistische System – auf den Straßen zu verteidigen. "Wenn sie die Revolution bezwingen wollen, müssen sie über unsere Leichen gehen", betonte er. Die Protestteilnehmer, ließen sich davon jedoch nicht abschrecken und protestierten gegen die kubanische Regierung. Sie riefen unter anderem "Freiheit" und "Nieder mit der Diktatur".

Zensur und Beschränkungen

Die landesweiten Demonstrationen sind für Kuba extrem ungewöhnlich. Die einzigen erlaubten Versammlungen sind normalerweise Veranstaltungen der Kommunistischen Partei. Die Sicherheitskräfte griffen Berichten zufolge hart durch. Auf Videos war zu sehen, wie Männer, bei denen es sich laut Aktivisten um Polizisten in Zivil handelte, Demonstranten schlugen und mitnahmen.

Daten der in London ansässigen Organisation Netblocks zeigten zudem, dass der Zugang zu Messengerdiensten und Online-Netzwerken wie Whatsapp, Telegram, Facebook und Instagram in Kuba am Montag beschränkt war. Die gesamte Telekommunikation in Kuba ist staatlich gesteuert. Dies ermöglicht den Behörden des kommunistischen Landes die Zensur von Websites.

Netblocks erklärte, Kuba gehe derzeit ähnlich rigoros gegen Regierungskritiker im Internet vor wie bereits im November 2020, als es in Havanna Demonstrationen für mehr künstlerische Freiheit gegeben hatte.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa
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