Krisenprovinz Idlib Syrien provoziert Türkei mit Schüssen auf Militärposten
Truppen des syrischen Regimes rücken weiter in die umkämpfte Provinz Idlib vor – und scheuen sich nicht, türkische Truppen zu provozieren. Die Türkei spricht eine scharfe Warnung aus.
Die syrische Armee hat die Türkei mit Schüssen auf einen türkischen Beobachtungsposten in Nordsyrien provoziert. In einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu war am Donnerstag von "Störfeuer" die Rede. "Regime-Jets haben in der Nähe von Observierungsposten Nummer 8 in Marat al-Numan in Südost-Idlib mit schweren Maschinengewehren gefeuert", hieß es in dem Bericht. Die Schüsse hätten keinen Schaden angerichtet.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, Syriens Luftwaffe habe ein Gebiet nur 300 Meter von dem Posten entfernt angegriffen. Zu möglichen Schäden machte sie keine Angaben.
Wachsende Spannungen
Observierungsposten 8 liegt nördlich der Stadt Chan Schaichun in der Provinz Idlib. Idlib ist die letzte Region, die noch größtenteils unter der Kontrolle von Aufständischen gegen die syrische Führung steht. In Chan Schaichun waren am Mittwoch Truppen von Machthaber Baschar al-Assad eingerückt, nachdem die Rebellen die Stadt aufgegeben hatten. Bei dem Vormarsch schnitten sie einen Teil des Gebiets von der Außenwelt ab. In der eingekesselten Region liegt ein weiterer Beobachtungsposten der Türkei, der Posten Nummer 9.
Mit dem Vorrücken syrischer Truppen in Idlib wachsen die Spannungen zwischen der Türkei, die die Rebellen unterstützt, und den Alliierten Syrien und Russland. Russland und die Türkei hatten sich auf eine Deeskalationszone um Idlib geeinigt. Die Türkei unterhält dort zwölf Beobachtungsposten. Machthaber Baschar al-Assad begann Ende April jedoch mit Angriffen auf die Aufständischen und hat seitdem mehrere Gebiete eingenommen.
"Nicht mit dem Feuer spielen"
Erst am Montag war ein türkischer Konvoi auf dem Weg zu Beobachtungsposten Nummer 9 aus der Luft angriffen worden. Türkischen Angaben zufolge starben dabei drei Zivilisten. Außenminister Mevlüt Cavusoglu warnte daraufhin, die syrische Regierung solle "nicht mit dem Feuer spielen".
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Präsidentensprecher Ibrahim Kalin bekräftigte am Mittwochabend, dass die Türkei nicht plane, ihre Posten aufzugeben. Gleichzeitig gab er bekannt, dass am 16. September in Ankara ein weiterer Syrien-Gipfel mit den Staatschefs der Türkei, Russlands und des Irans stattfinden werde.
- Nachrichtenagentur dpa-AFX