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Waldbrände am Amazonas: Im Regenwald tobt die Flammenhölle


"Es fällt schwer zu atmen"
Brasilien: Am Amazonas tobt die Flammenhölle

Von dpa
Aktualisiert am 23.08.2019Lesedauer: 3 Min.
Eine Gruppe beobachtet die Flammen bei einem Waldbrand im Naturpark Chapada dos Guimaraes: Noch nie hat es in dem Gebiet so stark gebrannt.Vergrößern des Bildes
Eine Gruppe beobachtet die Flammen bei einem Waldbrand im Naturpark Chapada dos Guimaraes: Noch nie hat es in dem Gebiet so stark gebrannt. (Quelle: Christian Niel Berlinck/ICMBio/dpa)
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Tausende Feuer am Amazonas, schwarzer Regen in São Paulo: In Brasilien brennt es so heftig wie seit Jahren nicht. Farmer roden Waldflächen, die Dürre treibt die Brände an. Nur Präsident Bolsonaro hat eine eigene Erklärung.

In Brasilien steht der Wald in Flammen. Seit Wochen wüten Tausende Feuer im Amazonasgebiet und den angrenzenden Steppengebieten. Die Flammen fressen sich durch das Unterholz, verzehren Bäume und Sträucher und hinterlassen nichts als verbrannte Erde. "Noch nie hat es so viel gebrannt. Noch nie ist es uns so schwer gefallen zu atmen", sagte die Bürgermeisterin der Ortschaft Brasiléia im Bundesstaat Acre, Fernanda Hassem, der Zeitschrift "Valor". "Das macht uns Angst."

Selbst im fast 2.000 Kilometer von den Brandherden entfernten São Paulo sind die Auswirkungen zu spüren: Mitten am Tag verdunkelte sich der Himmel über der Millionenmetropole und es fiel schwarzer Regen. Untersuchungen von zwei Universitäten bestätigten, dass das Regenwasser Brandrückstände enthält, wie das Nachrichtenportal "G1" berichtete.

Laut einem Bericht der Zeitung "Folha de S. Paulo" haben die Brände, Feuer und Brandrodungen in Brasilien seit Januar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent zugenommen. Insgesamt seien 72.843 Brände registriert worden. Meist seien Flächen in Privatbesitz betroffen, aber auch in Naturschutzgebieten und indigenen Ländereien brenne es immer wieder.

Schuld am Flammeninferno ist der Mensch

"Alle Brände im Amazonasgebiet werden auf die eine oder andere Weise von Menschen verursacht", sagt der Leiter des Amazonasprogramms der Umweltorganisation WWF, Ricardo Mello. Häufig würden Farmer zunächst die Bäume abholzen und dann Feuer legen, um neue Weideflächen für ihr Vieh zu schaffen.

Wegen der derzeitigen Dürre in der Region breiten sich die Brände immer weiter aus. "Das Feuer greift von den offenen Flächen auf noch intakte Waldgebiete über", sagt Mello. "Das bedeutet, die Brände haben einen doppelten negativen Effekt."

Die meisten Brände wurden zuletzt im Bundesstaat Mato Grosso gemeldet. Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig, da es in der Region nur wenige Straßen gibt und sich die Einsatzkräfte deshalb mit Booten auf Flüssen bewegen müssen. Zudem gibt es unterirdische Feuer, die lange unentdeckt bleiben. "Wir geben unser Bestes", sagte Umweltminister Ricardo Salles. "Es kommt im Moment häufiger zu Bränden, weil es zuletzt sehr trocken war."

Auf Regen darf man nicht hoffen

Tatsächlich hat die Trockenzeit in der Region gerade erst begonnen. Im August und September werden im Amazonasgebiet unterdurchschnittliche Niederschläge erwartet. "Das sind nicht gerade beruhigende Aussichten", sagte der Koordinator der Brandbeobachtung der Nationalen Weltraumagentur INPE, Alberto Setzer, dem Portal Infoamazonia.

Die Brandbekämpfung im brasilianischen Regenwald wird teilweise vom Amazonas-Fonds finanziert, um den ein heftiger Streit entbrannt ist. Weil unter dem rechtsgerichteten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro die Abholzung des Regenwaldes zuletzt kräftig zugelegt hatte, fror Hauptgeldgeber Norwegen seine Mittel ein.

Bolsonaro hat eine abstruse Theorie

Der Staatschef hat für die verheerenden Waldbrände indes eine ganz eigene Begründung. Nichtregierungsorganisationen könnten für die Feuer verantwortlich sein, um sich für die Kürzung von Zuschüssen zu rächen und seine Regierung zu diskreditieren, sagte Bolsonaro am Mittwoch. Belege für seine Vorwürfe legte er zunächst nicht vor.

"Diese Behauptung des Präsidenten ist unverantwortlich. Der Schutz der Umwelt hat für die Nichtregierungsorganisationen oberste Priorität. Es ergibt keinen Sinn, zu behaupten, wir hätten das Feuer gelegt. Das ist absurd", sagte der Präsident des Instituts für Umweltschutz, Carlos Bocuhy, dem Nachrichtenportal "G1".

Bolsonaro betrachtet den Regenwald als wirtschaftlich ungenutztes Potenzial. Er will keine neuen Schutzgebiete im Amazonasgebiet ausweisen und weitere Rodungen zulassen. Umweltverbände kritisieren die Pläne, weil der Regenwald als CO2-Speicher für den internationalen Klimaschutz von großer Bedeutung ist.

Am "Tag des Feuers" steckten Farmer den Wald an

Zuletzt hatten Großgrundbesitzer und Farmer im Südwesten des Bundesstaates Pará einen "Tag des Feuers" ausgerufen und in einer koordinierten Aktion große Flächen entlang der Landstraße BR-163 in Brand gesteckt. "Wir wollen dem Präsidenten zeigen, dass wir arbeiten wollen", zitiert die Lokalzeitung "Folha do Progresso" einen der Organisatoren. "Um unsere Weiden anzulegen und zu säubern, legen wir Feuer."


Für die Umweltorganisationen ist Bolsonaro damit der eigentliche Brandstifter. "Diejenigen, die den Amazonas abholzen und zerstören, werden durch die Reden und die Aktionen der Regierung von Bolsonaro ermutigt, die seit ihrem Amtsantritt die Umweltpolitik des Landes wirklich demontiert hat", sagt Danicley Aguiar vom Amazonas-Programm von Greenpeace.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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