Krise im Persischen Golf Iran regt Tankertausch an – britischer Unterhändler in Teheran
Noch immer wird die unter britischer Flagge fahrende "Stena Impero" in einem iranischen Hafen festgehalten. Jetzt will London direkt über die Freigabe verhandeln – und bereitet gleichzeitig eine Marine-Mission vor.
Irans Präsident Hassan Ruhani hat die Bereitschaft seines Landes zu einem Tanker-Austausch mit Großbritannien angedeutet. "Wir wollen keine Spannungen mit gewissen europäischen Ländern", sagte Ruhani bei einer Kabinettssitzung laut der Regierungswebsite. Sollten diese Länder ihre "inkorrekten Taten" korrigieren, "einschließlich jener in Gibraltar", werde der Iran in entsprechender Weise reagieren.
Die britische Regierung hatte zuvor einen Vermittler in den Iran geschickt, um über die Freigabe des festgehaltenen britischen Tankers "Stena Impero" zu verhandeln. Die Spannungen in der Golfregion hatten sich zuletzt massiv verschärft. Nach mehreren Angriffen auf Tanker, für welche die USA die iranischen Revolutionsgarden verantwortlich machen, brachte der Abschuss einer US-Drohne Ende Juni Teheran und Washington an den Rand eines militärischen Konfliktes.
Anfang Juli beschlagnahmte Großbritannien dann vor Gibraltar den Tanker "Grace 1", der iranisches Erdöl nach Syrien transportiert haben soll – ein Verstoß gegen EU-Sanktionen. Die Festsetzung der "Stena Impero" am Freitag war offenbar eine Vergeltungsmaßnahme Teherans für diesen Schritt.
Europäer wollen Schiffe schicken
Großbritannien hat nach dem Vorfall eine europäische Seeschutzmission in der Region angeregt. Ein solcher Einsatz solle Schiffe schützen, die durch die für den internationalen Handel wichtige Straße von Hormus fahren, sagte der britische Außenminister Jeremy Hunt am Montag in London. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters unterstützen mehrere europäische Staaten den britischen Plan.
Dabei handle es sich bislang um Frankreich, Italien und Dänemark. Die Niederlande prüften den Vorschlag ebenfalls. Interesse hätten etwa Deutschland, Polen und Schweden signalisiert. Aus deutschen Diplomatenkreisen verlautete, Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) stehe in engem Kontakt mit seinen Kollegen Jeremy Hunt aus Großbritannien und Jean-Yves Le Drian aus Frankreich.
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Das Thema dürfte am Mittwoch auch Thema in der Bundestagsdebatte nach der Vereidigung von Annegret Kramp-Karrenbauer als Verteidigungsministerin eine Rolle spielen. In Brüssel soll zudem auf Ebene der EU-Botschafter über die Krise im Persischen Golf beraten werden. Da Großbritannien die Europäische Union bis Ende Oktober verlassen will, wird es allerdings für ausgeschlossen gehalten, dass aus der britischen Initiative ein echter EU-Einsatz wird.
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa, AFP