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Kaschmir-Konflikt: Die Gefahr eines großen Krieges ist real


Spannungen in Kaschmir
Die Gefahr eines großen Krieges ist real

MeinungEin Gastbeitrag von Adrian Haack

27.04.2025 - 11:56 UhrLesedauer: 2 Min.
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Indischer Soldat in einem Wald bei Pahalgam: Droht in der Region Kaschmir ein Krieg zwischen dem Land und Pakistan? (Quelle: Nasir Kachroo/imago-images-bilder)
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Nach den Anschlägen auf einen beliebten Urlaubsort in Kaschmir sitzt der Schock in Indien tief. Der Anschlag könnte noch weitreichende Folgen nach sich ziehen.

Noch immer steht Indien wegen des schrecklichen Terroranschlages, bei dem 26 Menschen starben, unter Schock. Der Tatort Palahgam ist der touristische Hotspot der Region Kaschmir. Erst in den letzten paar Jahren kam der Tourismus in der Region in Fahrt. Viele Leute haben investiert, Hotels wurden gebaut und die Hoffnungen waren groß.

Kaschmir hat wenig Industrie und mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Die Touristen aus allen Teilen Indiens hätten nicht nur die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung Kaschmirs gebildet, sondern auch die Verbindung zum Rest Indiens intensiviert. Die Terroristen haben sich ganz gezielt das Postkartenmotiv der Region ausgesucht, um ihren Anschlag zu verüben, um diese Entwicklung zu unterbrechen.

Zur Person

Dr. Adrian Haack leitet das Büro der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. Zuvor studierte er Politikwissenschaft in Hannover und Warschau und promovierte an der Universität Göttingen. In der Bundeswehr diente Dr. Haack in einer Kampfpanzereinheit der Ersten Division. Jahre später legte er den Diensteid als Offizier der Reserve der Marine ab. In der CDU engagierte sich Dr. Haack ab seinem siebzehnten Lebensjahr. Zuletzt leitete er drei Jahre lang den Bundestagsstab des CDU-Generalsekretärs.

Damit haben sie gleichzeitig unterstrichen, dass sie keineswegs lokale Freiheitskämpfer sind. Denn nichts ist ihnen unwichtiger als die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung. Freiheitskämpfer hätten die indische Armee angegriffen und keine Touristen beim Ponyreiten hingerichtet. Das war klassischer islamistischer Terror. Eine Frau erzählte indischen Medien, wie ihr Ehemann direkt neben ihr aus nächster Nähe erschossen wurde, während sie gemeinsam auf Hochzeitsreise waren. Familienväter wurden vor den Augen ihrer Kinder hingerichtet. Das ganze Land steht unter Schock.

Die indische Regierung ist nun im Zugzwang, auf die Bedrohung zu reagieren. Da die Terrorgruppen, die offiziell nie etwas mit Pakistan zu tun hatten, den pakistanisch kontrollierten Teil Kaschmirs als Rückzugsraum nutzen, kann jede Anti-Terror-Operation schnell in einen zwischenstaatlichen Konflikt übergehen. Dieser kann von einzelnen Gefechten in der Region bis zu einem handfesten Krieg um Kaschmir eskalieren.

Modi kein Feldherr

Denkbar ist auch ein indisch-pakistanischer Krieg auf ganzer Front. In der Vergangenheit konnten beide Atommächte eine nukleare Eskalation stets vermeiden. Auch ohne den Einsatz von Atomwaffen kann ein Krieg zwischen den 1,4 Milliarden und 250 Millionen Einwohnern zählenden Staaten zu einem gigantischen Blutvergießen ausarten. Auf beiden Seiten stehen weit über eine Million Soldaten bereit.

An einem großen Krieg kann eigentlich auf beiden Seiten kein Interesse bestehen. Indiens Premierminister Narendra Modi hatte bisher keine Ambitionen, sich als großer Feldherr zu inszenieren – klar ist aber auch, dass er zeigen muss, dass er die Sicherheit seiner Bevölkerung gewährleisten kann. Die Rhetorik nach den Anschlägen war entsprechend.

Pakistan sucht den Konflikt

Die andere Seite sucht den Konflikt, aber nur in homöopathischen Dosen. Das pakistanische Militär hat zwar grundsätzlich ein Interesse, den Konflikt mit Indien am Köcheln zu halten, damit die Bevölkerung die faktische Herrschaft der Generäle akzeptiert. Aber ein ausgewachsener Krieg mit dem deutlich größeren Indien ist auch risikoreich. Es ist kaum absehbar, wie sich dieser Konflikt in den kommenden Tagen und Wochen entwickelt. Die Gefahr eines großen Krieges ist real.

Die im Gastbeitrag geäußerten Ansichten geben die Meinungen der Autoren wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.

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