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Tanker-Attacken am Golf von Oman: Seeleute verlassen den Iran


Wilde Schuldzuweisungen in Golf-Krise
Seeleute verlassen nach Tanker-Attacken den Iran

Von dpa, pdi

Aktualisiert am 16.06.2019Lesedauer: 4 Min.
Nach den Tanker-Attacken haben die geretteten Seeleute den Iran verlassen. Sie wurden in Dubai in Empfang genommen.Vergrößern des Bildes
Nach den Tanker-Attacken haben die geretteten Seeleute den Iran verlassen. Sie wurden in Dubai in Empfang genommen. (Quelle: ap)
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Nach den mysteriösen Zwischenfällen mit zwei Tankern gibt es wilde Schuldzuweisungen. Die USA und Saudi-Arabien machen den Iran dafür verantwortlich, Teheran keilt zurück. Beweise? Bisher nicht wirklich.

Nach den Attacken auf zwei Tanker im Golf von Oman geht das Rätselraten über die Hintergründe weiter. Nach den USA und Großbritannien reihte sich auch Saudi-Arabien in die Reihe der Länder ein, die Teheran als Hauptverantwortlichen sehen. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman holte in der Nacht zum Sonntag zum verbalen Schlag gegen den Iran aus. Er forderte von der internationalen Gemeinschaft eine "entschlossene Haltung". Der Iran wies jede Verantwortung zurück. Die Besatzung des norwegischen Tankers "Front Altair" traf unterdessen in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein.

Das "iranische Regime" habe den Besuch des japanischen Regierungschefs Shinzo Abe nicht respektiert und während dessen Anwesenheit die Schiffe angegriffen, eins davon ein japanisches, sagte Bin Salman der arabischen Zeitung "Al-Sharq al-Awsat", wie das Blatt am Sonntag berichtete. Das sunnitische Saudi-Arabien sieht in dem schiitischen Nachbarn einen Erzfeind.

"Bedrohung für unser Volk"

Die beiden Tanker waren am Donnerstagmorgen bei schweren Zwischenfällen im Golf von Oman beschädigt worden. Zu dieser Zeit war Abe in Teheran, um im Konflikt mit dem Iran zu vermitteln. Die "Front Altair" einer norwegischen Reederei geriet nach Explosionen in Brand. Auch der japanische Betreiber der "Kokuka Courageous" berichtete von zwei Detonationen. Die genauen Hintergründe sind bislang unklar. Nach Angaben der norwegischen Reederei Frontline flogen die 23 Besatzungsmitglieder der "Front Altair" von der iranischen Hafenstadt Bandar Abbas am Samstag nach Dubai. Es gehe ihnen allen gut und sie seien im Iran gut behandelt worden, hieß es.

Sein Land wolle keinen Krieg, sagte der Thronfolger weiter. Zugleich betonte er jedoch: "Wir werden nicht zögern, jeder Bedrohung für unser Volk, unsere Souveränität und unsere lebenswichtigen Interessen zu begegnen." Das Problem liege allein in Teheran. Der Iran sei derjenige, der die Lage in der Region eskaliere und terroristische Angriffe verübe, entweder direkt oder über ihm treue Milizen. "Das zeigt deutlich den Kurs des iranischen Regimes und seine Absichten, die auf die Sicherheit und Stabilität der Region abzielen."

US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag (Ortszeit) die US-Sichtweise untermauert. "Der Iran hat es getan", sagte er in einem Interview mit dem Sender Fox News. Der geschäftsführende US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan stellte in Aussicht, die US-Regierung wolle bald weitere Belege für ihre Einschätzung veröffentlichen, um international Konsens in der Frage herzustellen. Mehrere andere Staaten und internationale Organisationen hielten sich dagegen mit Schuldzuweisungen ausdrücklich zurück und forderten eine genaue Untersuchung der Vorfälle.

Die betroffene Meerenge im Golf von Oman, die Straße von Hormus, ist eine der wichtigsten Seestraßen überhaupt. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. Über die Strecke läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports per Schiff. An den Märkten herrschte Unsicherheit angesichts der Krise.

EU hält sich zurück

Der Iran wies die Anschuldigungen scharf zurück und sprach von grundlosen Unterstellungen. Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif warf den USA wiederum vor, die Vorfälle als Vorwand zu nehmen. Schon zuvor hatte der Iran angedeutet, dass die USA und ihre Alliierten selbst für die Angriffe verantwortlich sein könnten und sie Teheran in die Schuhe schieben wollten, um einen militärischen Konflikt zu provozieren und einen Regimewechsel im Iran zu erreichen.

Die US-Regierung hatte kurz nach den Zwischenfällen zur Untermauerung der Vorwürfe gegen den Iran ein Video präsentiert, das nach der Explosion aufgenommen wurde. Es soll zeigen, wie ein Schnellboot der iranischen Revolutionsgarden auf den Tanker "Kokuka Courageous" zufährt und seine Besatzung eine nicht explodierte Haftmine vom Tankerrumpf entfernt. Eine mögliche Erklärung wäre demnach, dass der Sprengstoff geborgen werden sollte, um Spuren zu beseitigen.

Die EU hielt sich in der Diskussion um Schuldzuweisung bisher zurück. Lediglich die britische Regierung stellte sich an die Seite der USA. Außenminister Jeremy Hunt äußerte die Überzeugung, dass die mutmaßlichen Angriffe vom Iran, von dessen Revolutionsgarden, ausgeführt wurden. Beweise legte aber auch Hunt nicht vor.

Iran bestellt britischen Botschafter ein

Am Samstag bestellte das iranische Außenministerium den britischen Botschafter in Teheran ein, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna meldete. Der Leiter der Europa-Abteilung im Ministerium habe Botschafter Rob Macaire gesagt, dass die "anti-iranische" Erklärung Hunts "inakzeptabel" sei, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Hunt habe ohne Beweise "hastig und blind" die amerikanischen Unterstellungen gegen den Iran wiederholt.


Die US-Regierung war im Vorjahr im Alleingang aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen. Sie versucht, Teheran mit Wirtschaftssanktionen unter Druck zu setzen, um eine neues, strengeres Abkommen auszuhandeln. Der Iran lehnt das bislang ab. Die Führung in Teheran stellte den verbliebenen Vertragspartnern – China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland – ein Ultimatum zum 7. Juli. Entweder sie gewährleisteten bis dahin die im Abkommen versprochenen wirtschaftlichen Vorteile oder der Iran beginne mit der zweiten Phase des Teilausstiegs aus dem Abkommen. Der Iran würde dann wieder über die bisher vereinbarte Obergrenze hinaus Uran anreichern. Bisher hält die iranische Regierung das Abkommen ein.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und afp
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