Wegen Militärmanövern Nordkorea droht Trump mit Absage von Gipfeltreffen
Gefeiert als Sensation, nun könnte es aber doch noch scheitern: das historische Treffen zwischen Kim Jong Un und Donald Trump in Singapur. Denn Nordkorea wettert gegen einige der Forderungen der USA.
Nordkorea hat mit der Absage des geplanten Gipfeltreffens von Machthaber Kim Jong Un mit US-Präsident Donald Trump gedroht, wenn die USA ihre Kernforderung nach einer Aufgabe des nordkoreanischen Atomwaffenarsenals aufrechterhalten.
Wenn die US-Regierung "uns in die Enge treibt und einseitig fordert, dass wir Atomwaffen aufgeben, haben wir kein Interesse mehr an Gesprächen", sagte der nordkoreanische Vize-Außenminister Kim Kye Gwan am Mittwoch laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Pjöngjang erörtere derzeit noch eine Teilnahme an dem geplanten Gipfeltreffen.
Zuvor berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap, dass Nordkorea gedroht habe, das geplante Treffen wegen Militärübungen der USA mit Südkorea abzusagen. Geplante hochrangige Versöhnungsgespräche mit Südkorea für denselben Tag wurden demnach abgesagt.
Die USA reagierten auf die ersten Medienberichte mit Gelassenheit. "Wir sind uns des Medienberichts aus Südkorea bewusst. Die Vereinigten Staaten werden prüfen, was Nordkorea unabhängig davon gesagt hat", erklärte Trumps Sprecherin Sarah Sanders. Zuvor hatte das US-Außenministerium bereits verkündet: "Wir machen weiter und treiben die Planungen für das Treffen von Präsident Trump und Kim Jong Un voran."
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums erklärte, die Militärübungen seien lange angekündigt gewesen, es handele sich um regelmäßige Frühlingsmanöver. Diese seien seit Jahrzehnten defensiver Natur und dienten dazu, Südkoreas Verteidigungsfähigkeit zu sichern.
Manöver mit 100 Kampfflugzeugen
Laut der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA seien aber die Militärübungen nicht wie gewünscht eingestellt worden. So simulierten die südkoreanische und die US-Luftwaffe mit den sogenannten "Max Thunder"-Übungen Attacken auf den Norden - dies sei eine Provokation inmitten der Erwärmung der innerkoreanischen Beziehungen.
Diese Übung verletze die gemeinsamen Vereinbarungen von Süd- und Nordkorea nach dem Gipfeltreffens vom 27. April und seien eine vorsätzliche militärische Provokation. "Die Vereinigten Staaten werden sorgfältige Überlegungen anstellen müssen über das Schicksal des geplanten nordkoreanischen Gipfeltreffens", hieß es in dem Bericht.
Ungeachtet der Entspannungssignale von Seiten Nordkoreas starteten die USA und Südkorea am Freitag das jährliche Manöver "Max Thunder", eine zweiwöchige Luftverteidigungsübung. An dem Manöver nehmen nach Berichten südkoreanischer Medien etwa 100 Kampfflugzeuge teil.
Wichtige Voraussetzungen nicht erfüllt
Die für Mittwoch geplanten Gespräche auf hoher Ebene sollten auf der südlichen Seite des Waffenstillstandsdorfes Panmunjom stattfinden, um Folgemaßnahmen zu dem Gipfeltreffen der beiden koreanischen Führer im letzten Monat zu diskutieren. Durch die Gespräche wollte Südkorea versuchen, "die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung und einen dauerhaften Frieden zu schaffen". Der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea schwelt seit Jahrzehnten. Der Krieg (1950-1953) zwischen dem kommunistischen Nordkorea und der Republik Südkorea mit mehreren Millionen Toten zementierte die Spaltung. Einen Friedensvertrag gibt es bis heute nicht - zuletzt standen die Zeichen aber auf Wandel.
Doch offensichtlich sieht der Norden wichtige Voraussetzungen nicht erfüllt - und wirft den USA eine Mitschuld vor. Das Treffen zwischen Kim Jong Un und Trump, das erste direkte zwischen den Staatschefs Nordkoreas und den USA, soll in Singapur stattfinden und hatte Hoffnungen auf eine Lösung des Atomkonflikts genährt.
Vorausgegangen war das Gipfeltreffen Nord- und Südkoreas vom 27. April, das mit einer gemeinsamen Erklärung über Frieden und Aussöhnung endete. Kim Jong Un erklärte sich bei seinem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In unter anderem zum Abbau des nordkoreanischen Atomprogramms bereit. Wie und bis wann die "komplette Denuklearisierung" erreicht werden soll, blieb unklar.
Rückschlag für historisches Gipfeltreffen
Der Atomstreit mit Nordkorea gilt als einer der gefährlichsten Konflikte weltweit. Beide Staaten erklärten sich zudem dazu bereit, auf alle Feindseligkeiten zu verzichten und eine neue Friedensordnung für die koreanische Halbinsel anzustreben. Zudem sollen humanitäre Projekte, etwa direkte Kontakte zwischen getrennten Familien, wieder aufgenommen und der Austausch und die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen verstärkt werden.
Nordkorea hat vor dem historischen Gipfeltreffen von Kim Jong Un und US-Präsident Trump vor dem jüngsten Rückschlag mit dem versprochenen Abbau seines Atomtestgeländes begonnen. Einige wichtige Einrichtungen an den Eingängen des Testgeländes Punggye-ri im Nordosten des Landes seien abgerissen worden, berichteten Fachleute der auf Nordkorea spezialisierten Nachrichtenseite "38 North" des US-Korea-Instituts.
Nordkorea hatte am Wochenende angekündigt, die Testanlage zwischen dem 23. und dem 25. Mai zu sprengen. In Punggye-ri hatte Nordkorea seine sechs Atomtests durchgeführt, den bisher letzten im September 2017. Der UN-Sicherheitsrat hatte daraufhin die Sanktionen gegen das abgeschottete Land verschärft. Die Führung in Pjöngjang will mit der Zerstörung des Atomtestgeländes demonstrieren, dass es das Land mit seinen Ankündigungen ernst meint und verhandlungsbereit ist.
- dpa