IS bekennt sich Anschlagsserie mit vielen Toten auf Christen in Ägypten
Ägypten unter Schock: Bei den schwersten Terrorangriffen auf die christliche Minderheit in Ägypten seit Jahren sind Dutzende Gläubige getötet worden. Selbstmordattentäter rissen mindestens 41 Menschen bei Anschlägen auf zwei koptische Kirchen im Norden des Landes am Palmsonntag mit in den Tod.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Taten, bei denen etwa 120 weitere Menschen verwundet wurden, für sich. Die Anschläge lösten international Bestürzung aus.
"Kommandos des Islamischen Staats haben die Angriffe auf die beiden Kirchen in Tanta und Alexandria ausgeführt", erklärte die Agentur Amaq, das Propaganda-Sprachrohr des IS.
Der Großscheich der Kairoer Al-Azhar-Moschee, Ahmed al-Tajeb, und Papst Franziskus verurteilen die Taten.
Kirche war voll
Am Morgen des Palmsonntags zündete zunächst ein Sprengsatz in der koptischen Kirche St. Georg in der nordägyptischen Stadt Tanta. Dort wurden mindestens 25 Menschen getötet und 78 verletzt, wie das Staatsfernsehen berichtete. An dem christlichen Feiertag war die Kirche zur Messe gut besucht. Nach der Explosion waren im Internet und im Fernsehen Videos zu sehen, die den blutverschmierten Boden des Gotteshauses zeigten.
Wenige Stunden später sprengte sich den Angaben zufolge ein zweiter Selbstmordattentäter außerhalb einer Kirche in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria in die Luft. Hier seien wenigstens 16 Menschen getötet und weitere 41 verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Kairo mit. Nach Darstellung des Innenministerium hielten Sicherheitskräfte den Mann zuvor davon ab, in die St. Markus Kirche einzudringen, in der sich Papst Tawadros II. aufhielt.
Minderheit immer wieder Ziel von Anschlägen
Die koptische Kirche ist eine der ältesten der Welt. Die Kopten stellen rund zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung und sind wiederholt Ziel von Anschlägen islamischer Extremisten geworden. Viele Kopten haben den Staatsstreich des Militärs gegen den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi unterstützt.
Im Dezember hatte sich ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat zu einem Selbstmordanschlag auf eine Kirche in Kairo bekannt, bei dem rund 30 Menschen getötet wurden. Ein Welle der Gewalt gegen Christen auf der Sinai-Halbinsel löste die Flucht vieler Kopten aus dem Gebiet aus. Vor Kurzem veröffentlichte die Grippe ein Video, in dem sie Anschläge auf Christen ankündigte.
Am 1. April bekannte sich eine militante Gruppe namens Liwa al- Thaura zu einem Anschlag auf ein Ausbildungszentrum der Polizei in Tante, bei dem 16 Menschen verletzt wurden. Diese Gruppe soll Verbindungen zur verbotenen Muslimbruderschaft haben. Sie hat sich von Angriffen auf Christen distanziert.